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Die sozialistische Reproduktion

1. Das Wesen der sozialistischen Reproduktion.
2. Der Nationalreichtum der sozialistischen Gesellschaft. Die Zusammensetzung des gesellschaftlichen Gesamtprodukts.
3. Das Verhältnis zwischen den zwei Abteilungen der gesellschaftlichen Produktion.
4. Bildung und Verwendung der gesellschaftlichen Fonds im Sozialismus.
5. Die sozialistische Akkumulation. Akkumulation und Konsumtion in der sozialistischen Gesellschaft.
6. Kurze Zusammenfassung

1. Das Wesen der sozialistischen Reproduktion.

Eine Bedingung für das Bestehen und die Entwicklung der sozialistischen – wie auch jeder anderen – Gesellschaft ist die ständige Erneuerung der Produktion materieller Güter, das heißt die Reproduktion.

Die grundlegenden Leitsätze der marxistisch-leninistischen Reproduktionstheorie behalten im Sozialismus und Kommunismus ihre volle Gültigkeit: die Leitsätze von der einfachen und der erweiterten Reproduktion, vom gesellschaftlichen Gesamtprodukt und vom Nationaleinkommen, von der Teilung der gesellschaftlichen Produktion in die Produktion von Produktionsmitteln und die Produktion von Konsumtionsmitteln sowie von der Notwendigkeit einer bestimmten Proportionalität zwischen den verschiedenen Teilen des gesellschaftlichen Gesamtprodukts. Die sozialistische Gesellschaft kann ohne die Anwendung dieser Leitsätze bei der Planung der Volkswirtschaft nicht auskommen.

Zugleich unterscheidet sich die Reproduktion im Sozialismus grundsätzlich von der Reproduktion im Kapitalismus. Entsprechend den Erfordernissen des ökonomischen Grundgesetzes des Sozialismus ist die sozialistische Reproduktion dem Ziel untergeordnet, die maximale Befriedigung der ständig wachsenden materiellen und kulturellen Bedürfnisse der gesamten Gesellschaft zu sichern. Der sozialistische Staat, der vom Gesetz der proportionalen Entwicklung der Volkswirtschaft ausgeht, bestimmt planmäßig das Entwicklungstempo der Volkswirtschaft, die Proportionen und Beziehungen zwischen den Zweigen, den Umfang der Akkumulation und der Konsumtion.

Der Prozess der Reproduktion, als Ganzes gesehen, ist vor allem Prozess der Reproduktion des gesellschaftlichen Gesamtprodukts. Die führende Rolle im Prozess der Reproduktion des gesellschaftlichen Gesamtprodukts spielt die Reproduktion der Produktionsmittel und in erster Linie der Arbeitsinstrumente. Die ständige Vermehrung und Verbesserung der Arbeitsinstrumente ist eine unerlässliche Voraussetzung für die Steigerung der Arbeitsproduktivität. Die sozialistische Reproduktion vollzieht sich auf der Basis der höchstentwickelten Technik. Neben den Arbeitsinstrumenten werden auch die übrigen Elemente der Produktionsmittel reproduziert: alte Fabrik- und Werkgebäude werden erweitert und neue erbaut, neue Transportmittel werden geschaffen, die Produktion von Rohstoffen wird gesteigert, usw.

Die erweiterte Reproduktion der Produktionsmittel ist die Grundlage dafür, die Produktion von Konsumtionsmitteln zu erweitern.

Für die sozialistische Gesellschaft ist ein hohes Tempo der Reproduktion des gesellschaftlichen Gesamtprodukts charakteristisch. Dies wird vor allem dadurch bedingt, dass es im Sozialismus keine Ausbeuterklassen und deren parasitären Anhang gibt, dass es keine Krisen und keine Arbeitslosigkeit gibt, dass die Arbeitskräfte der Gesellschaft vollständig, planmäßig und zweckmäßig eingesetzt werden und die Produktivität der gesellschaftlichen Arbeit systematisch und rasch gesteigert wird. Das hohe Wachstumstempo des gesellschaftlichen Gesamtprodukts wird ferner durch den sozialistischen Wettbewerb und durch die sozialistischen Methoden der Wirtschaftsführung - wie konsequente Durchführung des Sparsamkeitsregimes, planmäßige Ausnutzung der volkswirtschaftlichen Fonds sowie Festigung der wirtschaftlichen Rechnungsführung und systematische Senkung der Selbstkosten – bedingt.

Im Prozess der erweiterten sozialistischen Reproduktion findet die Reproduktion der Arbeitskraft statt. Die planmäßige Versorgung der Betriebe mit Arbeitskräften ist eine der grundlegenden Bedingungen für die erweiterte sozialistische Reproduktion. Mit dem Wachstum der Volkswirtschaft wächst unablässig die zahlenmäßige Stärke der Arbeiterklasse. Die Werbung von Arbeitskräften für alle Zweige der gesellschaftlichen Produktion erfolgt organisiert durch die Betriebe, die Gewerkschaften und die Wirtschaftsorgane. Die Versorgung der Industrie, des Bauwesens, des Verkehrswesens und der Landwirtschaft mit qualifizierten Kadern geschieht durch das staatliche System der Ausbildung von Arbeitsreserven, durch ein besonderes Netz von Schulen, Lehrgängen, Fachschulen und Hochschulen in Übereinstimmung mit dem Bedarf der Volkswirtschaft. Die Arbeitsreserven werden planmäßig auf die Zweige der Volkswirtschaft und die einzelnen Betriebe verteilt. Ein charakteristischer Zug der Reproduktion der Kader ist die ständige Hebung der Qualifikation der Werktätigen.

Die erweiterte Reproduktion im Sozialismus ist gleichzeitig erweiterte Reproduktion der sozialistischen Produktionsverhältnisse. Diese bedeutet die Reproduktion 1. des sozialistischen Eigentums in seinen zwei Formen – des staatlichen und des genossenschaftlichen Eigentums bei Vorrang des staatlichen Eigentums –, 2. der Beziehungen der kameradschaftlichen Zusammenarbeit und der sozialistischen gegenseitigen Hilfe der Werktätigen im Prozess der Produktion der materiellen Güter, 3. der Wechselbeziehungen der Werktätigen bei der Verteilung der Konsumtionsmittel entsprechend der Quantität und Qualität der Arbeit eines jeden Werktätigen.

Die sozialistischen Produktionsverhältnisse sind frei von den tiefen Widersprüchen, die den kapitalistischen Produktionsverhältnissen eigen sind. Sofern Widersprüche auftreten, sind diese ihrem Wesen nach nicht-antagonistisch. Die Reproduktion der sozialistischen Produktionsverhältnisse bedeutet Festigung des Bündnisses der Arbeiterklasse und der Bauernschaft und der mit diesen Klassen verbundenen Intelligenz, Festigung der moralisch-politischen Einheit der Gesellschaft, allmähliches Verschwinden der Klassen und damit der sozialen Unterschiede zwischen den Menschen.

2. Der Nationalreichtum der sozialistischen Gesellschaft. Die Zusammensetzung des gesellschaftlichen Gesamtprodukts.

Sämtliche materiellen Güter, über die die sozialistische Gesellschaft verfügt, bilden ihren Nationalreichtum.

Das 1. Element des Nationalreichtums der sozialistischen Gesellschaft sind die Produktionsfonds der Volkswirtschaft, d.h. die Produktionsmittel, die sich gliedern in: 1. Produktionsanlagefonds und 2. Produktionsumlauffonds der Volkswirtschaft. Zum Nationalreichtum gehören ferner die in den Prozess der Reproduktion einbezogenen natürlichen Ressourcen (landwirtschaftlich genutzte und für die Nutzung geeignete Böden, Bodenschätze, Waldungen, Gewässer usw.)

Die Produktionsanlagefonds der Volkswirtschaft sind die in sämtlichen Zweigen der materiellen Produktion fungierenden staatlichen oder genossenschaftlichen Arbeitsmittel (Betriebsgebäude, Maschinen, Ausrüstungen, Bauten usw.) Die Produktionsumlauffonds der Volkswirtschaft sind die Arbeitsgegenstände, die sich im Produktionsprozess befinden sowie als Vorräte lagern (Rohstoffe, Materialien, Brennstoffe usw.)

Das 2. Element des Nationalreichtums sind die Zirkulationsfonds der Volkswirtschaft. Dazu gehören die Vorräte an Fertigerzeugnissen.

Das 3. Element des Nationalreichtums sind die Materialreserven und Versicherungsfonds des Staates und der Kollektivwirtschaften.

Das 4. Element des Nationalreichtums sind die Nicht-Produktionsfonds der Volkswirtschaft, die staatliches oder genossenschaftlich-kollektivwirtschaftliches Eigentum darstellen, das langfristig Zwecken der nichtproduktiven Konsumtion dient: Wohnhäuser, Gebäude der kulturellen und sozialen Einrichtungen wie Schulen, Theater, Bildungs- und Freizeiteinrichtungen, Krankenhäuser usw. mit der entsprechenden Ausrüstung.

Dies sind die Grundelemente des Nationalreichtums, die gesellschaftliches, sozialistisches Eigentum darstellen.

Zum Nationalreichtum gehört ferner das persönliche Eigentum der Bevölkerung.

Eine große Rolle bei der Reproduktion des stofflichen Reichtums spielen die Produktionserfahrungen, die Kenntnisse und die Qualifikation der Werktätigen der sozialistischen Gesellschaft, die vielfältigen geistigen Reichtümer des Landes.

Im Kapitalismus gehört der überwiegende Teil des Nationalreichtums den Ausbeuterklassen. Das Wachstum des Reichtums vollzieht sich in Form der Akkumulation des Kapitals, die zur Verelendung der Volksmassen führt. Kapitalistische Verhältnisse bringen einen fiktiven Reichtum hervor, der durch die Aktien, den Bodenpreis usw. repräsentiert wird. Im Sozialismus ist der gesamte Nationalreichtum entweder Eigentum des Staates, d.h. des ganzen Volkes, oder Eigentum der Kollektivwirtschaften und sonstigen genossenschaftlichen Vereinigungen oder persönliches Eigentum der Bürger. Der Sozialismus kennt keinen fiktiven Reichtum; der gesamte Reichtum der sozialistischen Gesellschaft ist realer Reichtum. Mit dem Wachstum des Nationalreichtums der sozialistischen Gesellschaft erhöhen sich systematisch der materielle Wohlstand und das kulturelle Niveau des gesamten Volkes.

Im Verlauf der sowjetischen Fünfjahrpläne wurde der Nationalreichtum der UdSSR in starkem Maße vermehrt. So waren allein die Produktionsanlagefonds der Volkswirtschaft bis Ende 1940 im Vergleich zum Jahre 1913 auf das 6fache und bis Ende 1953 auf mehr als das 10fache angewachsen.

Der Nationalreichtum umfasst sämtliche materiellen Güter, über die die sozialistische Gesellschaft zu einem bestimmten Zeitpunkt verfügt. Der Nationalreichtum umfasst die Ergebnisse der gesamten vorhergehenden Entwicklung der Gesellschaft. Das gesellschaftliche Gesamtprodukt dagegen umfasst die materiellen Güter, die in der Gesellschaft während eines bestimmten Zeitraums, beispielsweise während eines Jahres, geschaffen wurden.

Die Reproduktion des gesellschaftlichen Gesamtprodukts vollzieht sich in zwei Formen: 1. in Naturalform und 2. in Wert- oder Geldform. Ihrer Naturalform nach teilt sich die gesamte Produktion der sozialistischen Gesellschaft in die zwei großen Abteilungen: in die Produktion von Produktionsmitteln, die dazu bestimmt sind, erneut in den Produktionsprozess einzugehen (Abteilung I) und in die Produktion von Konsumtionsmitteln, die zur Befriedigung der Bedürfnisse der Bevölkerung bestimmt sind (Abteilung II). Entsprechend gliedert sich die gesamte Masse des Jahresprodukts in Produktions- und Konsumtionsmittel. Die erweiterte sozialistische Reproduktion fordert die ständige Erneuerung und Vergrößerung sowohl der Produktion von Produktionsmitteln als auch der von Konsumtionsmitteln in einer bestimmten Proportion, die im Volkswirtschaftsplan festgelegt wird.

Dem Wert nach zerfällt das gesellschaftliche Gesamtprodukt in 1. den auf das Produkt übertragenen Wert der verbrauchten Produktionsmittel; 2. den Wert des Teils des neugeschaffenen Produkts, der durch die Arbeit für sich erzeugt worden ist; 3. den Wert des Teils des neugeschaffenen Produkts, der durch die Arbeit für die Gesellschaft erzeugt worden ist. Die sozialökonomische Natur jedes dieser Wertteile des gesellschaftlichen Gesamtprodukts unterscheidet sich grundsätzlich von der im Kapitalismus, weil die Arbeitskraft keine Ware mehr ist. An Stelle des konstanten und des variablen Kapitals fungieren im Prozess der sozialistischen Reproduktion die volkswirtschaftlichen Fonds, und an Stelle des Mehrwerts fungiert das Reineinkommen der Gesellschaft.

Der Prozess der sozialistischen Reproduktion setzt voraus, dass die verbrauchten Produktionsmittel durch einen bestimmten Teil des gesellschaftlichen Gesamtprodukts planmäßig in Naturalform und dem Wert nach ersetzt werden. In Naturalform werden die Anlagefonds auf dem Weg des teilweisen oder vollständigen Austausches der Maschinen, Gebäude und Anlagen ersetzt. Der wertmäßige Ersatz der Anlagefonds geschieht mit Hilfe der Amortisation. Der Amortisationsfonds ist dazu bestimmt, den Ersatz des Wertes der verbrauchten Anlagefonds sowie die Generalreparatur der Anlagefonds während der gesamten Periode ihres Fungierens zu sichern.

Ferner bedingt der Prozess der sozialistischen Reproduktion, dass die nach Arbeitsleistung verteilten und zur Befriedigung der persönlichen Bedürfnisse der Werktätigen der materiellen Produktion und ihrer Familien verbrauchten Konsumtionsmittel durch die Arbeit aller Werktätigen wertmäßig neu geschaffen werden bzw. natural durch die Arbeiter in der Abteilung II.

Schließlich schaffen die Werktätigen der materiellen Produktion im Prozess der sozialistischen Reproduktion durch ihre Arbeit das Produkt für die Gesellschaft, das für die sozialistische Akkumulation und für die Befriedigung der gesellschaftlichen materiellen und kulturellen Bedürfnisse (Volksbildung, Gesundheitswesen, Verwaltung, Landesverteidigung) bestimmt ist.

3. Das Verhältnis zwischen den zwei Abteilungen der gesellschaftlichen Produktion.

In Übereinstimmung mit den Erfordernissen des ökonomischen Grundgesetzes des Sozialismus und des Gesetzes der planmäßigen (proportionalen) Entwicklung der Volkswirtschaft werden im Prozess der sozialistischen Reproduktion planmäßig die erforderlichen Proportionen zwischen der Produktion von Produktionsmitteln und der Produktion von Konsumtionsmitteln, zwischen den verschiedenen Zweigen der Volkswirtschaft, zwischen der Produktion und der Zirkulation, zwischen der Akkumulation, der Konsumtion, den Reserven usw. hergestellt.

Die wichtigste Proportion der sozialistischen Reproduktion ist das richtige Verhältnis zwischen der Abteilung I und der Abteilung II der gesellschaftlichen Produktion. Dabei spielt die Abteilung I, die Produktionsmittel herstellt, in der gesamten Wirtschaft die bestimmende Rolle.

„Um die Produktion zu erweitern (um zu akkumulieren in der kategorischen Bedeutung dieses Terminus), ist es notwendig, zunächst Produktionsmittel zu erzeugen; und dazu bedarf es folglich der Erweiterung der Abteilung der gesellschaftlichen Produktion, die Produktionsmittel herstellt...“[185] Das vorrangige Wachstum der Produktion von Produktionsmitteln im Vergleich zur Produktion von Konsumtionsmitteln bei der erweiterten Reproduktion ist ein allgemeines ökonomisches Gesetz.

Das vorrangige Wachstum der Produktion von Produktionsmitteln (vor allem von Arbeitsinstrumenten) ist die unerlässliche Bedingung für die Einführung der modernen Technik in allen Zweigen der sozialistischen Produktion und für die systematische Steigerung der Arbeitsproduktivität.

Das vorrangige Wachstum der Produktion von Produktionsmitteln bedeutet die raschere Entwicklung der Industrie gegenüber der Landwirtschaft, wobei auch die Landwirtschaft ständig wächst.

Somit ist für die erweiterte sozialistische Reproduktion, die von einem raschen Fortschritt der Technik begleitet ist, ein Aufschwung der Produktion charakteristisch, bei dem die Zweige, die Produktionsmittel herstellen (Abteilung I), rascher wachsen als die Zweige, die Konsumtionsmittel herstellen (Abteilung II).

Nur eine ununterbrochen wachsende Schwerindustrie, die die Grundlage der Grundlagen der sozialistischen Wirtschaft ist, kann ein beständiges Wachstum der Leicht- und der Nahrungsmittelindustrie sowie der Landwirtschaft gewährleisten.

Im Sozialismus verläuft der Austausch zwischen den Abteilungen I und II der gesellschaftlichen Produktion sowie innerhalb einer jeden Abteilung so:

1. findet zwischen den verschiedenen Zweigen der Abteilung I ein Austausch statt. Ein Teil der in der Abteilung I geschaffenen Produktionsmittel verbleibt in dieser Abteilung und gewährleistet die einfache Reproduktion. Dieser Teil der Produktionsmittel wird dazu verwandt, die teilweise oder völlig verbrauchten Arbeitsmittel und Arbeitsgegenstände zu ersetzen (Ersatz der abgenutzten Maschinen, Generalreparatur der Ausrüstungen, Erneuerung der verbrauchten Rohstoffvorräte usw.) Ein weiterer Teil der Produktionsmittel sichert die erweiterte Reproduktion in den verschiedenen Wirtschaftszweigen, die der Abteilung I angehören.

So liefern z.B. der Kohlenbergbau und die Erdölindustrie Brennstoffe für die Zweige des Maschinenbaus und erhalten von diesen die erforderliche Ausrüstung; die Hüttenindustrie liefert der Bauindustrie das benötigte Metall und benutzt ihrerseits die Rohstoffe des Erzbergbaus zur Steigerung der Metallproduktion usw.

Auf diese Weise geht zwischen den Zweigen der Abteilung I planmäßig der Austausch jener Produktionsmittel vor sich, die zur Aufrechterhaltung und Erweiterung der Produktion in diesen Zweigen dienen. Dabei zirkulieren die innerhalb des staatlichen Produktionssektors erzeugten Produktionsmittel zwischen den Zweigen nicht als Waren, sondern werden im Rahmen der materiell-technischen Versorgung verteilt und behalten lediglich die Form der Ware bei.

Weiter findet ein Austausch zwischen den Abteilungen I und II statt. Ein Teil der in der Abteilung I hergestellten Produktionsmittel muss dazu verwandt werden, die teilweise oder völlig verbrauchten Arbeitsmittel und Vorräte an Rohstoffen, Brennstoffen und sonstigen Materialien in den Zweigen der Abteilung II zu ersetzen sowie die für die erweiterte Reproduktion benötigten Bestände dieser Abteilung an Arbeitsmitteln, Rohstoffen, Brennstoffen und sonstigen Materialien zu vergrößern.

2. geht ein Austausch zwischen den verschiedenen Zweigen der Abteilung II vor sich. Das Produkt der Abteilung II besteht aus Konsumtionsmitteln. Ein Teil der in Abteilung II hergestellten Konsumtionsmittel wird für die individuelle Konsumtion der Werktätigen dieser Abteilung verwandt sowie über die Kanäle der Warenzirkulation gegen den Lohn der Arbeiter und Angestellten und gegen die Geldeinkünfte der Kollektivbauern getauscht. Eine bestimmte Menge der in den Kollektivwirtschaften erzeugten Konsumtionsmittel wird in diesen Kollektivwirtschaften verteilt und verbraucht, ohne Warenform anzunehmen und ohne die Kanäle der Marktzirkulation zu durchlaufen. Ein Teil der in der Abteilung II hergestellten Konsumtionsmittel wird über das Handelsnetz gegen den Arbeitslohn der Werktätigen der Abteilung I ausgetauscht.

Das Tempo der Erweiterung der Produktion und des technischen Fortschritts der Zweige der Abteilung II hängt in erster Linie von der Quantität und Qualität der Produktionsmittel ab, die sie von der Abteilung I erhalten. Dadurch wird die führende Rolle der Abteilung I gegenüber der Abteilung II bestimmt.

Lenin zeigte, dass die Marxsche Formel für das Verhältnis zwischen den Abteilungen I und II der gesellschaftlichen Produktion (Iv + Im > IIc) für den Sozialismus und den Kommunismus in Kraft bleibt. Allerdings ändern sich von Grund aus die sozialökonomischen Verhältnisse, die sich hinter dieser Formel verbergen.

In der erweiterten sozialistischen Reproduktion muss die Abteilung I so viel Produktionsmittel herstellen, dass ein ununterbrochenes Wachstum der Produktion auf der Basis der höchstentwickelten Technik in beiden Abteilungen bei vorrangigem Wachstum der Abteilung I gewährleistet ist. Anderseits muss die Abteilung II so viel Konsumtionsmittel herstellen, dass die ständig wachsenden Bedürfnisse sowohl der bereits in der Produktion beschäftigten als auch der neu in die Produktion einbezogenen Werktätigen der beiden Abteilungen wie auch der in den nichtproduzierenden Zweigen beschäftigten Werktätigen befriedigt werden können. In jeder gegebenen Periode wird ein Teil der hergestellten Produktions- und Konsumtionsmittel zur Vergrößerung der Reserven verwandt.

Die planmäßige und krisenlose Entwicklung der sozialistischen Produktion stößt im Gegensatz zur kapitalistischen auf keine Schwierigkeiten der Realisierung, da das unablässige Wachstum der Kaufkraft der Bevölkerung eine sich ständig erweiternde Nachfrage nach industriellen und landwirtschaftlichen Erzeugnissen schafft.

Dies bedeutet jedoch nicht, dass es im Verlauf der erweiterten sozialistischen Reproduktion nicht zu diesen oder jenen Verletzungen einzelner Proportionen in der Volkswirtschaft kommen kann, wie z.B. durch Fehler in der Planung oder auch durch Naturkatastrophen, die sich negativ auf die Produktion auswirken. Zur Verhütung und Beseitigung daraus entstehender einzelner Disproportionen in der Volkswirtschaft schafft der sozialistische Staat die notwendigen Reserven.

4. Bildung und Verwendung der gesellschaftlichen Fonds im Sozialismus.

Die sozialistische Produktionsweise bestimmt auch die ihr entsprechenden Formen der Verteilung des gesellschaftlichen Gesamtprodukts. Die Gesellschaft in Gestalt des sozialistischen Staates verteilt das gesellschaftliche Gesamtprodukt planmäßig entsprechend den Erfordernissen des ökonomischen Grundgesetzes des Sozialismus.

Das gesellschaftliche Gesamtprodukt besteht aus den Fonds für den Ersatz der verbrauchten Produktionsmittel und dem Nationaleinkommen der sozialistischen Gesellschaft. Letzteres zerfällt in zwei große Fonds: in den Akkumulationsfonds und in den Konsumtionsfonds.

Der überwiegende Teil des Akkumulationsfonds wird zur Erweiterung der Produktion verwandt. Ein weiterer Teil wird für Neubauten kultureller und sozialer Bestimmung verwandt. Den dritten Teil des Akkumulationsfonds schließlich bildet der Reserve- oder Versicherungsfonds der Gesellschaft. Die staatlichen Reserven an Rohstoffen, Brennstoffen und Lebensmitteln ermöglichen es, Stockungen im Reproduktionsprozess zu verhüten.

Der Konsumtionsfonds besteht seinerseits aus zwei Teilen: den Hauptteil nimmt der Fonds für die Vergütung nach Arbeitsleistung in Anspruch; der andere Teil ist der Fonds der gesellschaftlichen Konsumtion, aus dem die Bedürfnisse der sozialistischen Gesellschaft als Ganzes gedeckt werden.

Ein Teil des Fonds der gesellschaftlichen Konsumtion wird für soziale und kulturelle Zwecke verwandt: zur Befriedigung der wachsenden Bedürfnisse der sozialistischen Gesellschaft auf dem Gebiet der Wissenschaft, des Bildungs- und des Gesundheitswesens, der Kunst und auf anderen Gebieten der Kultur und des täglichen Lebens. Aus diesem Fonds werden die Werktätigen entlohnt, die auf kulturellem Gebiet sowie im Dienstleistungsbereich tätig sind. Ein Teil des Fonds der gesellschaftlichen Konsumtion wird zur Deckung der sozialen Fürsorge, der Verwaltungskosten sowie der Landesverteidigung verwandt.

5. Die sozialistische Akkumulation. Akkumulation und Konsumtion in der sozialistischen Gesellschaft.

Die Quelle der erweiterten sozialistischen Reproduktion ist die sozialistische Akkumulation, d.h. die Verwendung eines Teils des Reineinkommens der Gesellschaft, der aus Produktions- und Konsumtionsmitteln besteht, für die Erweiterung der Produktion sowie für die Bildung von Materialreserven und für die Vergrößerung der nicht für Produktionszwecke bestimmten sozialen und kulturellen Fonds.

Auf Grund der sozialistischen Akkumulation entsteht ein Zuwachs an materiellen Werten, die staatliches und genossenschaftlich-kollektivwirtschaftliches Eigentum sind, ein Zuwachs, der eine Vergrößerung des Nationalreichtums der sozialistischen Gesellschaft bedeutet. Der akkumulierte Teil des Nationaleinkommens wird auch in Geld ausgedrückt. Der überwiegende Teil der Geldakkumulation aller Zweige der Volkswirtschaft sowie ein Teil der Geldmittel der Bevölkerung werden vermittels des Staatshaushalts mobilisiert.

Die sozialistische Akkumulation wird durch Investitionen in der Volkswirtschaft verwirklicht. Die Investitionen bilden die Gesamtheit der Mittel, die innerhalb eines bestimmten Zeitraums zur Schaffung neuer und zur Rekonstruktion bereits bestehender Anlagefonds der Produktions- und der Nicht-Produktionssphäre aufgewandt werden. Die Investitionen in der Volkswirtschaft werden zum einen dazu verwandt, die verbrauchten Anlagefonds vermittels der Amortisationsfonds zu ersetzen. Der sozialistische Staat führt weiterhin planmäßig und systematisch gewaltige Bauarbeiten durch: den Bau neuer und die Erweiterung bestehender Fabriken, Kraftwerke, Verkehrsmittel usw.

Der Sozialismus hat den für den Kapitalismus charakteristischen antagonistischen Widerspruch zwischen der Produktion und der Konsumtion beseitigt. Die erweiterte sozialistische Reproduktion bedeutet stetige Mehrung nicht nur der Produktionsmittel, sondern auch der Bedarfsgüter.

Mit der Entwicklung der Produktion, dem Wachstum des Nationaleinkommens und der Vergrößerung des Umfangs der sozialistischen Akkumulation wachsen auch die Fonds für den Verbrauch des Volkes, werden die gesellschaftlichen und persönlichen Bedürfnisse der Werktätigen immer vollständiger befriedigt.

Das Gesetz der sozialistischen Akkumulation bedingt das unablässige Wachstum des Nationalreichtums durch systematische Verwendung eines Teils des Reineinkommens für die Erweiterung der Produktion zur Befriedigung der wachsenden Bedürfnisse der gesamten Gesellschaft. Der sozialistische Staat setzt für jede Periode planmäßig bestimmte Proportionen zwischen dem Akkumulations- und dem Konsumtionsfonds fest, wobei er von den grundlegenden Aufgaben des kommunistischen Aufbaus ausgeht. Voll und ganz seine Wirksamkeit verloren hat im Sozialismus das kapitalistische Bevölkerungsgesetz, wonach sich parallel zum Wachstum des gesellschaftlichen Reichtums ein immer größerer Teil der Arbeiterbevölkerung als überschüssig erweist, aus der Produktion hinausgeworfen wird und die Armee der Arbeitslosen auffüllt. Die sozialistische Ordnung gewährleistet die Vollbeschäftigung der gesamten arbeitsfähigen Bevölkerung. Deshalb gibt es im Sozialismus keine Übervölkerung und kann es diese auch nicht geben. Ständiges und rasches Wachstum der Bevölkerung, hohes Niveau des materiellen Wohlstands des Volkes, niedriger Krankenstand und niedrige Sterblichkeit der Bevölkerung bei voller und rationeller Beschäftigung ihres arbeitsfähigen Teils – das ist das Wesen des sozialistischen Bevölkerungsgesetzes.[186]

Von 1926 bis 1939 betrug der durchschnittliche jährliche Reinzuwachs der Bevölkerung in der UdSSR rund 2 Millionen Menschen oder 1,23%. In der gleichen Periode belief sich der durchschnittliche jährliche Reinzuwachs der Bevölkerung in Frankreich auf 0,08%, in Deutschland auf 0,62%, in England auf 0,36% und in den USA auf 0,67%. In den letzten Jahren beläuft sich der alljährliche Reinzuwachs der Bevölkerung der UdSSR auf mehr als 3 Millionen Menschen. Im Jahre 1953 war die Sterblichkeit in der UdSSR im Vergleich zum Jahre 1927 auf weniger als die Hälfte und im Vergleich zum Jahre 1913 auf weniger als ein Drittel gesunken. Die Sterblichkeit in der UdSSR ist wesentlich geringer als in den USA, in England und in Frankreich.

6. Kurze Zusammenfassung

1. Die sozialistische Reproduktion ist ununterbrochene erweiterte Reproduktion des gesellschaftlichen Gesamtprodukts, der Arbeitskraft und der sozialistischen Produktionsverhältnisse. Ihre planmäßige, krisenlose Entwicklung bedingt das unablässige Wachstum der sozialistischen Wirtschaft und das hohe Tempo der erweiterten sozialistischen Reproduktion.

2. Der Nationalreichtum umfasst sämtliche materiellen Güter, über die die sozialistische Gesellschaft verfügt: Produktionsanlage- und Produktionsumlauffonds der Volkswirtschaft, Zirkulationsfonds, Materialreserven und Versicherungsfonds des Staates und der Kollektivwirtschaften, die Nicht-Produktionsfonds sowie das persönliche Eigentum der Bevölkerung.

3. Die Reproduktion des gesellschaftlichen Gesamtprodukts geht in zwei Formen vor sich: in Naturalform und in Wertform. Der Naturalform nach teilt sich die Produktion des gesellschaftlichen Gesamtprodukts in die Produktion von Produktionsmitteln (Abteilung I) und in die Produktion von Konsumtionsmitteln (Abteilung II). Dem Wert nach umfasst das gesellschaftliche Gesamtprodukt: den Wert der verbrauchten Produktionsmittel und den Wert, der durch die neu aufgewendete Arbeit erzeugt wurde. Die erweiterte sozialistische Reproduktion setzt die erforderliche Übereinstimmung (Proportionalität) zwischen allen Teilen des gesellschaftlichen Produkts voraus, und zwar sowohl der Naturalform als auch dem Wert nach.

4. Die Verteilung des gesellschaftlichen Produkts gewährleistet die unablässige Erweiterung der sozialistischen Produktion in Stadt und Land, die Befriedigung der ständig wachsenden materiellen und kulturellen Bedürfnisse der sozialistischen Gesellschaft sowie die Festigung der ökonomischen Macht und der Verteidigungsfähigkeit des Landes.

5. Sozialistische Akkumulation ist Verwendung eines Teils des Reineinkommens der Gesellschaft, der aus Produktions- und Konsumtionsmitteln besteht, für die Erweiterung der Produktion, für die Bildung gesellschaftlicher Reserven und für die Vergrößerung der nicht für die Produktion bestimmten, sozialen und kulturellen Fonds. Der Sozialismus ist frei von dem antagonistischen Widerspruch zwischen Produktion und Konsumtion, der den Kapitalismus kennzeichnet. Im Gegensatz zum allgemeinen Gesetz der kapitalistischen Akkumulation, nach dem das Wachstum des Reichtums der Ausbeuterklassen unvermeidlich von der Verelendung der werktätigen Massen begleitet ist, führt das Wirken des Gesetzes der sozialistischen Akkumulation dazu, dass sich mit dem Wachstum des Nationalreichtums systematisch das materielle und kulturelle Niveau des Volkes erhöht.

6. Im Sozialismus hat das kapitalistische Bevölkerungsgesetz seine Wirksamkeit verloren. Das sozialistische Bevölkerungsgesetz findet seinen Ausdruck in dem hohen Bevölkerungszuwachs sowie in dem rationellen und vollständigen Einsatz des arbeitsfähigen Teils der Bevölkerung im Interesse der gesamten Gesellschaft.