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Der Platz des Imperialismus in der Geschichte

1. Der Imperialismus – das höchste und letzte Stadium des Kapitalismus.
2. Der Imperialismus als parasitärer oder faulender Kapitalismus.
3. Der Imperialismus als Vorabend der sozialistischen Revolution.
4. Der staatsmonopolistische Kapitalismus.
5. Das Gesetz der Ungleichmäßigkeit der ökonomischen und politischen Entwicklung der kapitalistischen Länder in der Periode des Imperialismus und die Möglichkeit des Siegs des Sozialismus in einem Land.
6. Kurze Zusammenfassung

1. Der Imperialismus – das höchste und letzte Stadium des Kapitalismus.

Als Lenin den historischen Platz des Imperialismus in bezug auf den Kapitalismus überhaupt bestimmte, schrieb er: „Der Imperialismus ist ein besonderes historisches Stadium des Kapitalismus. Diese Besonderheit ist eine dreifache: der Imperialismus ist: 1. monopolistischer Kapitalismus; 2. parasitärer oder faulender Kapitalismus; 3. sterbender Kapitalismus.“[103]

Der monopolistische Kapitalismus beseitigt die Grundlagen des alten Kapitalismus nicht und kann sie auch nicht beseitigen. Er ist in gewissem Sinne ein Überbau über dem alten, vormonopolistischen Kapitalismus, der allenthalben mit den vorkapitalistischen Wirtschaftsformen verknüpft ist. Wie es keinen „reinen Kapitalismus“ gibt und auch nicht geben kann, so ist auch die Existenz eines „reinen Imperialismus“ undenkbar. Selbst in den entwickeltsten Ländern bestehen neben den Monopolen sehr viele Klein- und Mittelbetriebe, besonders in der Landwirtschaft, der Leichtindustrie, im Handel und im Dienstleistungsgewerbe. Die gewaltige Mehrheit der Menschheit lebt in kolonialen und abhängigen Ländern, in denen sich die imperialistische Unterdrückung mit vorkapitalistischen Ausbeutungsformen verflicht.

Eine wesentliche Besonderheit des Imperialismus besteht darin, dass die Monopole neben dem Austausch, dem Markt, der Konkurrenz und den Krisen existieren. Daraus ergibt sich, dass die ökonomischen Gesetze des Kapitalismus im monopolistischen Stadium des Kapitalismus voll und ganz in Kraft bleiben, ihr Wirken aber durch das ökonomische Grundgesetz des modernen Kapitalismus – das Gesetz der Sicherung des kapitalistischen Maximalprofits – bestimmt wird. Daher wirken sie mit größerer Zerstörungskraft. So verhält es sich mit dem Wertgesetz und dem Mehrwertgesetz, mit dem Gesetz der Konkurrenz und der Anarchie der Produktion sowie mit dem allgemeinen Gesetz der kapitalistischen Akkumulation, das die relative und absolute Verelendung der Arbeiterklasse bedingt und die Hauptmasse der werktätigen Kleinproduzenten zu Elend und Ruin verurteilt. Ebenso verhält es sich mit den Widersprüchen der kapitalistischen Reproduktion und mit den Wirtschaftskrisen.

Die Monopole treiben die Vergesellschaftung der Produktion bis zu der Grenze, die im Kapitalismus möglich ist. In den Hauptindustriezweigen produzieren die großen und größten Betriebe, in denen Tausende von Menschen arbeiten, einen beträchtlichen Teil der gesamten Erzeugnisse. Die Monopole verbinden solche gigantischen Betriebe zu einem Ganzen, verteilen die Absatzmärkte und Rohstoffquellen, stellen wissenschaftliche Forschungsstellen in ihren Dienst, eignen sich Neuerungen und Erfindungen im Dienste der Profitmaximierung an. Die Großbanken haben fast alle Geldmittel des Landes unter ihrer Kontrolle. Die Verbindungen zwischen den verschiedenen Wirtschaftszweigen und deren wechselseitige Abhängigkeit nehmen in gewaltigem Maße zu. Die Industrie, die über gigantische Produktionskapazitäten verfügt, vermag den Ausstoß der Warenmassen innerhalb kürzester Zeit zu erhöhen.

Trotz der zunehmenden Vergesellschaftung der Produktion bleiben die Produktionsmittel Privateigentum der Kapitalisten. Der entscheidende Teil der Produktionsmittel befindet sich in der Verfügungsgewalt der Monopole. Auf der Jagd nach Maximalprofiten steigern die Monopole den Grad der Ausbeutung der Arbeiterklasse mit allen Mitteln. Dies bewirkt eine starke Zunahme der Arbeitslosigkeit, der Verelendung der werktätigen Massen und eine Verringerung ihrer kaufkräftigen Nachfrage.

Somit verschärft die Herrschaft der Monopole in höchstem Grade den Grundwiderspruch des Kapitalismus, den Widerspruch zwischen dem gesellschaftlichen Charakter der Produktion und der privatkapitalistischen Form der Aneignung der Produktionsergebnisse. Es zeigt sich immer deutlicher, dass der gesellschaftliche Charakter des Produktionsprozesses das gesellschaftliche Eigentum an den Produktionsmitteln erforderlich macht.

In der Epoche des Imperialismus haben die Produktivkräfte der Gesellschaft einen solchen Entwicklungsstand erreicht, dass sie sich nicht mehr in den engen Rahmen der kapitalistischen Produktionsverhältnisse einfügen. Der Kapitalismus, der einst als fortschrittlichere Produktionsweise den Feudalismus ablöste, ist im imperialistischen Stadium eine überholte, rückschrittliche Produktionsweise geworden, die die Entwicklung der menschlichen Gesellschaft nicht nur hemmt, sondern deren Existenz als solche gefährdet. Das ökonomische Gesetz der Übereinstimmung der Produktionsverhältnisse mit dem Charakter der Produktivkräfte[104] fordert die Ablösung der kapitalistischen Produktionsverhältnisse durch qualitativ höhere, durch sozialistische Produktionsverhältnisse. Jenes Gesetz stößt indessen auf den stärksten Widerstand der monopolistischen Bourgeoisie, deren Klasseninteresse es gebietet, die Arbeiterklasse daran zu hindern, mit den anderen Werktätigen ein Bündnis einzugehen und die bürgerliche Ordnung zu stürzen.

Das hohe Entwicklungsniveau der Produktivkräfte und der Vergesellschaftung der Produktion sowie die äußerste Verschärfung aller Widersprüche der bürgerlichen Gesellschaft zeugen davon, dass der in das letzte Stadium seiner Entwicklung eingetretene Kapitalismus reif geworden ist für die Ablösung durch eine höhere Gesellschaftsordnung – durch den Sozialismus.

2. Der Imperialismus als parasitärer oder faulender Kapitalismus.

Die Tendenz zur Stagnation und Fäulnis ist ein unvermeidliches Ergebnis der Herrschaft der Monopole, die Maximalprofite zu erlangen suchen. Da die Monopole die Preise auf dem Markt diktieren und sie künstlich auf einem hohen Niveau zu halten vermögen, sind sie durchaus nicht immer an der Anwendung technischer Neuerungen interessiert. Die Monopole hemmen den technischen Fortschritt auf Schritt und Tritt; jahrelang halten sie höchst wichtige wissenschaftliche Entdeckungen und technische Erfindungen verborgen.

Obgleich den Monopolen also die Tendenz zu Stagnation und Fäulnis eigen ist, und unter bestimmten Bedingungen die Oberhand gewinnt, so schließt dies keineswegs das verhältnismäßig rasche Wachstum des Kapitalismus in bestimmten Bereichen aus. Jedoch geht dieses Wachstum äußerst ungleichmäßig vonstatten und bleibt immer mehr hinter den gewaltigen Möglichkeiten zurück, die die moderne Wissenschaft und Technik bieten. „Wohin man auch blickt“, schrieb W. I. Lenin schon im Jahre 1913, „auf Schritt und Tritt findet man Aufgaben, die sofort zu lösen die Menschheit durchaus imstande wäre. Der Kapitalismus aber steht hindernd im Wege. Er hat Berge von Reichtümern angehäuft – und die Menschen zu Sklaven dieses Reichtums gemacht. Er hat komplizierteste Probleme der Technik gelöst – jedoch die Verwirklichung technischer Verbesserungen infolge des Elends und der Unwissenheit von Millionen, infolge des engstirnigen Geizes einer Handvoll Millionäre gehemmt.“[105]

Die Fäulnis des Kapitalismus äußert sich im Anwachsen des Parasitismus. Die Klasse der Kapitalisten verliert die direkte Beziehung zum Produktionsprozess. Die Leitung der Betriebe liegt in den Händen von bezahltem Personal. Die überwiegende Mehrheit der Bourgeoisie wird zu Rentiers, zu Menschen, die Wertpapiere besitzen und von den Einkünften aus diesen Papieren (vorn Kuponschneiden) leben. Die parasitäre Konsumtion der Ausbeuterklassen nimmt zu.

Die völlige Losgelöstheit der Rentierschicht von der Produktion wird durch den Kapitalexport, durch Einkünfte aus Kapitalinvestitionen im Ausland noch verstärkt. Der Kapitalexport drückt dem ganzen Land, das von der Ausbeutung der Völker anderer Länder und der Kolonien lebt, den Stempel des Parasitismus auf. Das ins Ausland exportierte Kapital bildet einen ständig wachsenden Teil des Nationalreichtums der imperialistischen Länder, und die Profite aus diesen Kapitalien machen einen immer größeren Anteil an den Profiten der Kapitalistenklasse aus. Lenin nannte den Kapitalexport ins Quadrat erhobenen Parasitismus.

Der parasitäre Charakter des Kapitalismus tritt auch darin klar zutage, dass sich eine Reihe bürgerlicher Länder zunehmend in Rentierstaaten verwandeln. Mit Hilfe knechtender Anleihen (sowie Weltbank, IWF u.a.) pressen die großen imperialistischen Länder riesige Profite aus den Schuldnerländern heraus und unterwerfen sich diese in wirtschaftlicher und politischer Hinsicht. Der Rentierstaat ist der Staat des parasitären, faulenden Kapitalismus. Die Ausbeutung der Kolonien und abhängigen Länder, eine der Hauptquellen für die Maximalprofite der Monopole, macht ein kleines Häuflein reicher kapitalistischer Länder zu Schmarotzern am Körper der übrigen Menschheit.

Der parasitäre Charakter des Kapitalismus äußert sich auch im Anwachsen des Militarismus. Ein ständig größer werdender Teil des Nationaleinkommens wird über den Staatshaushalt zur Unterhaltung riesiger Armeen, zur Vorbereitung und zur Führung imperialistischer Kriege verwendet. Die Militarisierung der Wirtschaft und die imperialistischen Kriege, eine der wesentlichsten Methoden zur Sicherung der Maximalprofite der Monopole, bedeuten zugleich bestialische Vernichtung unzähliger Menschenleben und ungeheurer materieller Werte.

Das Wachsen des Parasitismus hängt untrennbar damit zusammen, dass riesige Menschenmassen der gesellschaftlich nützlichen Arbeit entzogen werden. Die Arbeitslosenarmee wird immer größer; es wächst die Anzahl der Menschen, die die Ausbeuterklassen bedienen oder im Staatsapparat bzw. in der unmäßig aufgeblähten Zirkulationssphäre beschäftigt sind.

Die Fäulnis des Kapitalismus äußert sich auch darin, dass die imperialistische Bourgeoisie aus den Profiten, die ihr die Ausbeutung der Kolonien und abhängigen Länder einbringt, systematisch eine kleine Oberschicht der qualifizierten Arbeiter, die so genannte Arbeiteraristokratie, durch höhere Löhne und andere Almosen besticht. Diese Arbeiteraristokratie reißt mit Hilfe der Bourgeoisie die leitenden Posten in den Gewerkschaften an sich; neben den kleinbürgerlichen Elementen bildet sie den aktiven Kern der rechtssozialistischen Parteien und stellt eine ernste Gefahr für die Arbeiterbewegung dar. Diese Schicht verbürgerlichter Arbeiter ist die soziale Grundlage des Opportunismus.

Der Opportunismus in der Arbeiterbewegung ist Anpassung der Arbeiterbewegung an die Interessen der Bourgeoisie durch Hintertreiben des revolutionären Kampfes des Proletariats für die Befreiung von der kapitalistischen Sklaverei. Die Opportunisten vergiften das Bewusstsein der Arbeiter, indem sie kleinbürgerliche Werte verbreiten und vorleben, indem sie den reformistischen Weg der „Verbesserung“ des Kapitalismus propagieren; sie fordern von den Arbeitern, dass sie die bürgerlichen Regierungen in ihrer gesamten imperialistischen Innen- und Außenpolitik unterstützen.

Die Opportunisten sind Agenten der Bourgeoisie innerhalb der Arbeiterbewegung. Die Opportunisten spalten die Reihen der Arbeiterklasse und hindern dadurch die Arbeiter, ihre Kräfte für den Sturz des Kapitalismus zu vereinigen. Dies ist ein wichtiger Grund dafür, dass die Bourgeoisie in vielen Ländern noch an der Macht ist.

Dem vormonopolistischen Kapitalismus mit der freien Konkurrenz entsprach die begrenzte bürgerliche Demokratie. Der Imperialismus mit der Herrschaft der Monopole ist durch die Wendung von der Demokratie zur politischen Reaktion in der Innen- und Außenpolitik der bürgerlichen Staaten gekennzeichnet. Politische Reaktion auf der ganzen Linie ist eine Eigenschaft des Imperialismus. Die Führer der Monopole oder ihre Strohmänner nehmen wichtige Posten in den Regierungen und im ganzen Staatsapparat ein. Die reaktionären monopolistischen Cliquen trachten danach, die durch den beharrlichen Kampf vieler Generationen errungenen demokratischen Rechte der Werktätigen zunichte zu machen, um die eigene Macht zu festigen. Dies macht es notwendig, den Kampf der Massen für Demokratie, gegen Imperialismus und Reaktion auf jede Weise zu verstärken. „Der Kapitalismus überhaupt und der Imperialismus insbesondere verwandelt die Demokratie zu einer Illusion – und zugleich erzeugt der Kapitalismus demokratische Bestrebungen in den Massen, schafft er demokratische Einrichtungen, verschärft er den Antagonismus zwischen dem die Demokratie negierenden Imperialismus und den zur Demokratie strebenden Massen.“[106] In der Epoche des Imperialismus ist der Kampf breitester Volksmassen, an deren Spitze die Arbeiterklasse steht, gegen die von den Monopolen erzeugte Reaktion von gewaltiger historischer Bedeutung. Von der Aktivität, der Organisiertheit, der Entschlossenheit der Volksmassen hängt die Vereitlung der menschenfeindlichen Pläne der aggressiven Kräfte des Imperialismus ab, die unablässig am Werke sind, den Völkern neue schwere Leiden und Kriegskatastrophen zu bereiten.

3. Der Imperialismus als Vorabend der sozialistischen Revolution.

Der Imperialismus ist sterbender Kapitalismus. Das Wirken des ökonomischen Grundgesetzes des modernen Kapitalismus verschärft alle Widersprüche des Kapitalismus, treibt sie bis zur äußersten Grenze, jenseits der die Revolution beginnt. Die wichtigsten dieser Widersprüche sind:

1. der Widerspruch zwischen Arbeit und Kapital. Die Herrschaft der Monopole und der Finanzoligarchie in den kapitalistischen Ländern bewirkt, dass sich die Ausbeutung der werktätigen Klassen verstärkt. Die schroffe Verschlechterung der materiellen Lage und die verstärkte politische Unterdrückung der Arbeiterklasse rufen deren wachsende Empörung hervor, bringen eine Verschärfung des Klassenkampfes zwischen Proletariat und Bourgeoisie mit sich. Unter diesen Bedingungen erweisen sich die alten Methoden des ökonomischen und des parlamentarischen Kampfes der Arbeiterklasse als völlig unzureichend. Der Imperialismus führt die Arbeiterklasse an die sozialistische Revolution als die einzige Rettung heran.

2. der Widerspruch zwischen den imperialistischen Mächten. Im Kampf um Maximalprofite prallen die Monopole der verschiedenen Länder aufeinander, wobei sich jede Kapitalistengruppe durch Eroberung von Absatzmärkten, Rohstoffquellen und Kapitalanlagesphären die Vorherrschaft zu sichern trachtet. Der erbitterte Kampf zwischen den imperialistischen Ländern um Einflusssphären führt unvermeidlich zu imperialistischen Kriegen, die die Positionen des Kapitalismus überhaupt schwächen und die sozialistische Revolution näher bringen.

3. der Widerspruch zwischen den unterdrückten Völkern der Kolonien und abhängigen Länder und den sie ausbeutenden imperialistischen Mächten. Infolge der Entwicklung des Kapitalismus in den Kolonien und abhängigen Ländern verstärkt sich die nationale Befreiungsbewegung gegen den Imperialismus. Die Kolonien und abhängigen Länder verwandeln sich aus einer Reserve des Imperialismus in eine Reserve der proletarischen Revolution.

Diese Hauptwidersprüche kennzeichnen den Imperialismus als sterbenden Kapitalismus. Auf keinen Fall aber stirbt der Kapitalismus von selbst ab, durch „automatischen Zusammenbruch“, ohne den entschlossenen Kampf der von der Arbeiterklasse geführten Volksmassen für die Beseitigung der Herrschaft der Bourgeoisie. „Sterbender Kapitalismus“ bedeutet, dass der Imperialismus jenes Entwicklungsstadium des Kapitalismus ist, in dem die proletarische Revolution zur praktischen Notwendigkeit geworden ist und günstige Bedingungen für den Sturm auf die Grundfesten des Kapitalismus heranreifen. Daher kennzeichnete Lenin den Imperialismus als den Vorabend der sozialistischen Revolution.

4. Der staatsmonopolistische Kapitalismus.

In der Epoche des Imperialismus ist die gesamte Tätigkeit des bürgerlichen Staates, der die Diktatur der Finanzoligarchie darstellt, allein den Interessen der herrschenden Monopole untergeordnet.

Mit der Verschärfung der Widersprüche des Imperialismus bemächtigen sich die herrschenden Monopole in immer stärkerem Maße der unmittelbaren Leitung des Staatsapparats. Immer häufiger bekleiden große Kapitalmagnaten leitende Funktionen im Staatsapparat. Der monopolistische Kapitalismus wird zum staatsmonopolistischen Kapitalismus. Bereits der erste Weltkrieg beschleunigte und verschärfte diesen Prozess ganz außerordentlich.

Der staatsmonopolistische Kapitalismus besteht darin, dass sich die kapitalistischen Monopole den Staatsapparat unterordnen und ihn zur Einmischung in die Wirtschaft des Landes benutzen (besonders im Zusammenhang mit ihrer Militarisierung), um sich Maximalprofite zu sichern und die Allgewalt des Finanzkapitals zu festigen. Die staatliche Regulierung kann direkt erfolgen: Dabei gehen einzelne Betriebe, Zweige und Wirtschaftsfunktionen in die Hände des Staates über (Versorgung mit Arbeitskräften und Mangelrohstoffen, Rationierung der Lebensmittel, Bau von Rüstungsbetrieben, Finanzierung der Militarisierung der Wirtschaft usw.), ohne dass die Herrschaft des Privateigentums an den Produktionsmitteln angetastet wird; oder indirekt über Steuergesetze und Subventionen, die ungeniert und offen dem Prinzip folgen, dass Gewinne zu privatisieren, Kosten aber möglichst weit zu sozialisieren sind.

Die Monopole nutzen die Staatsmacht aus, um die Konzentration und Zentralisation des Kapitals aktiv zu fördern und die Macht und den Einfluss der großen Monopole zu verstärken: der Staat zwingt die selbständigen Kapitalisten mit besonderen Maßnahmen (Handels- und Steuerrecht), sich den Monopolvereinigungen zu unterwerfen; im Kriege erfolgt eine Zwangskonzentration der Produktion durch Schließung vieler Klein- und Mittelbetriebe. Im Interesse der Monopole fördert der Staat den Export von Waren, indem er den Monopolen die Ausfuhrzölle zahlt und ihnen die Eroberung neuer Märkte mittels des Dumpings erleichtert. Zugleich kann er hohe Zölle auf Importwaren festsetzen um für die einheimischen Kapitalisten die Konkurrenz auszuschalten.

Die Monopole bedienen sich des Staatshaushalts zur Ausplünderung der Bevölkerung des eigenen Landes mit Hilfe der Steuern und zur Erlangung von Staatsaufträgen, die ihnen ungeheure Profite bringen. Der bürgerliche Staat zahlt den großen Kapitalisten unter dem Vorwand der „Förderung der wirtschaftlichen Initiative“ riesige Summen als Subventionen. Droht einem Monopol die Gefahr des Bankrotts, so gibt ihm der Staat die Mittel zur Abdeckung der Verluste; die Steuerschulden des Monopols an den Staat werden abgeschrieben.

Die Entwicklung des staatsmonopolistischen Kapitalismus nimmt besonders in der Periode der Vorbereitung und Führung imperialistischer Kriege zu. Lenin nannte den staatsmonopolistischen Kapitalismus ein Zuchthaus für die Arbeiter und ein Paradies für die Kapitalisten. Die Regierungen der imperialistischen Länder erteilen den Monopolen riesige Aufträge zur Lieferung von Waffen, Ausrüstungen und Lebensmitteln, bauen auf Kosten des Staates Rüstungsbetriebe, die sie den Monopolen übergeben, und legen Kriegsanleihen auf. Zugleich wälzen die bürgerlichen Staaten alle Lasten der Rüstung auf die Werktätigen ab.

Die Entwicklung des staatsmonopolistischen Kapitalismus führt zu einer weiteren Beschleunigung der kapitalistischen Vergesellschaftung der Produktion, die die materiellen Voraussetzungen für die Ablösung des Kapitalismus durch den Sozialismus schafft. Lenin wies darauf hin, dass der staatsmonopolistische Kapitalismus die vollständige materielle Vorbereitung des Sozialismus ist.

Die Entwicklung des staatsmonopolistischen Kapitalismus bringt eine Zunahme der relativen und absoluten Verelendung des Proletariats mit sich. Mit Hilfe der Staatsmacht steigern die Monopole den Grad der Ausbeutung der Arbeiterklasse, der Bauernschaft und breiter Schichten der Intelligenz auf jede Weise, was unvermeidlich eine erhebliche Verschärfung der Gegensätze zwischen den Ausgebeuteten und den Ausbeutern sowie eine Verstärkung des Kampfes des Proletariats und der anderen Schichten der Werktätigen für die Vernichtung des Kapitalismus nach sich zieht.

Jegliche Versuche einer staatlichen „Regulierung“ der Wirtschaft im Kapitalismus sind zum Scheitern verurteilt, weil das Wirtschaftsleben von elementar wirkenden Gesetzen, insbesondere dem Gesetz des Maximalprofits, bestimmt wird. Alle Wirtschaftspolitik des bürgerlichen Staates dient dem Monopolkapital und nicht den Werktätigen.

5. Das Gesetz der Ungleichmäßigkeit der ökonomischen und politischen Entwicklung der kapitalistischen Länder in der Periode des Imperialismus und die Möglichkeit des Siegs des Sozialismus in einem Land.

Im Kapitalismus können sich die einzelnen Betriebe und Wirtschaftszweige innerhalb eines gegebenen Landes nicht gleichmäßig entwickeln. Konkurrenz und Anarchie der Produktion bedingen, dass sich die kapitalistische Wirtschaft sprunghaft und ungleichmäßig entwickelt. In der vormonopolistischen Epoche entwickelte sich der Kapitalismus jedoch im großen und ganzen in aufsteigender Linie, weil die Produktion auf eine große Anzahl von Betrieben aufgesplittert war. Es herrschte die freie Konkurrenz, Monopole gab es nicht. Die einen Länder überholten die anderen erst im Laufe einer langen Zeit. Auf der Erde gab es damals noch große, von niemandem besetzte Gebiete. Es kam noch nicht zu Weltkriegen.

Die Lage veränderte sich grundlegend mit dem Übergang zum monopolistischen Kapitalismus. Das hohe Entwicklungsniveau der Technik bot den jungen Ländern die Möglichkeit, rasch, sprunghaft die älteren Rivalen einzuholen und zu überholen. Länder, die später als andere den Weg der kapitalistischen Entwicklung beschritten (z.B. Deutschland nach 1871), nutzen die fertigen Ergebnisse des technischen Fortschritts aus – Maschinen, Produktionsmethoden usw. Andererseits entstand in den alten Ländern (z.B. England) früher als in den jungen Ländern die Herrschaft der Monopole, denen die Tendenz zum Parasitismus, zur Fäulnis und zur Stagnation der Technik eigen ist. Hieraus ergibt sich die rasche, sprunghafte Entwicklung der einen Länder und die Verzögerung des Wachstums anderer Länder. Diese sprunghafte Entwicklung wird auch durch den Kapitalexport außerordentlich verstärkt. Den einen Ländern wird es möglich, andere Länder zu überholen, sie von den Märkten zu verdrängen und mit Waffengewalt die Neuaufteilung der bereits aufgeteilten Welt zu erzwingen. In der Periode des Imperialismus wurde die Ungleichmäßigkeit der Entwicklung der kapitalistischen Länder zum entscheidenden Faktor der imperialistischen Entwicklung.

Das wirtschaftliche Kräfteverhältnis der imperialistischen Mächte verändert sich mit unerhörter Schnelligkeit. Auch die militärischen Kräfte der imperialistischen Staaten wachsen ungleichmäßig. Das veränderte wirtschaftliche und militärische Kräfteverhältnis kollidiert unvermeidlich mit ihren Einflusssphären. Es entbrennt der Kampf um die Neuaufteilung der bereits aufgeteilten Welt. Die Prüfung der wirklichen Stärke dieser oder jener imperialistischen Gruppen erfolgt in blutigen und verheerenden Kriegen.

Im Jahre 1860 hatte England in der Industrieproduktion der Welt den ersten Platz inne; Frankreich stand an zweiter Stelle. Deutschland und die USA waren damals gerade erst in der Weltarena erschienen. Es verging rund ein Jahrzehnt, und ein rasch wachsendes junges kapitalistisches Land - die USA - überholte Frankreich und nahm dessen Platz ein. Nach einem weiteren Jahrzehnt hatten die USA auch England überholt und den ersten Platz in der Industrieproduktion der Welt eingenommen; Deutschland überholte Frankreich und trat an die dritte Stelle hinter den USA und England. Am Anfang des 20. Jahrhunderts hatte Deutschland England verdrängt und den zweiten Platz hinter den USA erobert. Durch Veränderungen im Kräfteverhältnis der kapitalistischen Länder spaltete sich die kapitalistische Welt in zwei feindliche imperialistische Lager, und es kam zum I. Weltkrieg.

Infolge der Ungleichmäßigkeit der Entwicklung der kapitalistischen Länder in der Periode des Imperialismus kann sich der Weltkapitalismus nicht anders entwickeln als durch Krisen und Kriegskatastrophen. Die Verschärfung der Widersprüche im Lager des Imperialismus und die Unvermeidlichkeit kriegerischer Zusammenstöße führen dazu, dass sich die Imperialisten gegenseitig schwächen. Die Weltfront des Imperialismus wird für die proletarische Revolution leichter verwundbar. Daher kann die Kette der imperialistischen Front an ihrem schwächsten Glied durchbrochen werden, an dem Punkt, an dem sich die günstigsten Voraussetzungen für den Sieg des Proletariats herausgebildet haben.

Die Ungleichmäßigkeit der ökonomischen Entwicklung in der Epoche des Imperialismus bestimmt auch die Ungleichmäßigkeit der politischen Entwicklung, was bedeutet, dass die politischen Voraussetzungen für den Sieg der proletarischen Revolution in den verschiedenen Ländern zu verschiedenen Zeiten heranreifen. Zu diesen Voraussetzungen gehören vor allem die Schärfe der Klassengegensätze und der Entwicklungsgrad des Klassenkampfes, das Niveau des Klassenbewusstseins, der politischen Organisiertheit und der revolutionären Entschlossenheit des Proletariats sowie seine Fähigkeit, breite Massen des Kleinbürgertums zu neutralisieren oder auf seine Seite zu ziehen und zu führen.

Das Gesetz der Ungleichmäßigkeit der ökonomischen und politischen Entwicklung der kapitalistischen Länder in der Epoche des Imperialismus bildet den Ausgangspunkt der Leninschen Lehre von der Möglichkeit des Siegs des Sozialismus ursprünglich in einigen Ländern oder sogar in einem Land.

Marx und Engels gelangten um die Mitte des 19. Jahrhunderts bei der Analyse des vormonopolistischen Kapitalismus zu der Schlussfolgerung, dass die sozialistische Revolution nur gleichzeitig in allen oder den meisten zivilisierten Ländern siegen kann. Am Anfang des 20. Jahrhunderts, besonders in der Periode des ersten Weltkrieges, hatte sich die Lage jedoch gründlich verändert. Der vormonopolistische Kapitalismus war in den monopolistischen Kapitalismus hinübergewachsen. Der aufsteigende Kapitalismus war zum absteigenden, zum sterbenden Kapitalismus geworden. Der Krieg enthüllte die unheilbaren Schwächen der imperialistischen Weltfront. Zugleich bedingt das Gesetz der Ungleichmäßigkeit der Entwicklung, dass die proletarische Revolution in den verschiedenen Ländern zu verschiedenen Zeiten heranreift. Von dem Gesetz der Ungleichmäßigkeit der Entwicklung des Kapitalismus in der Epoche des Imperialismus ausgehend, gelangte Lenin zu dem Schluss, dass die alte Formulierung von Marx und Engels nicht mehr den neuen historischen Bedingungen entspricht, dass unter den neuen Bedingungen die sozialistische Revolution durchaus in einem Lande siegen kann.

„Die Ungleichmäßigkeit der ökonomischen und politischen Entwicklung“, schrieb Lenin, „ist ein unbedingtes Gesetz des Kapitalismus. Hieraus folgt, dass der Sieg des Sozialismus zunächst in wenigen kapitalistischen Ländern oder sogar in einem einzeln genommenen Lande möglich ist.“[107]

Damit entwickelte Lenin die marxistische Theorie der sozialistischen Revolution für die Epoche des Imperialismus folgerichtig weiter. Sie bereicherte den Marxismus und führte ihn weiter, gab den Proletariern der einzelnen Länder eine revolutionäre Perspektive, löste ihre Initiative für den Ansturm gegen die Bourgeoisie des eigenen Landes aus und festigte ihren Glauben an den Sieg der proletarischen Revolution.

In der Periode des Imperialismus wird die Bildung des kapitalistischen Systems der Weltwirtschaft vollendet, wodurch die einzelnen kapitalistischen Länder Glieder einer einheitlichen Kette bilden. Der Leninismus lehrt, dass unter den Verhältnissen des Imperialismus die sozialistische Revolution zunächst nicht unbedingt in den Ländern siegt, in denen der Kapitalismus am meisten entwickelt ist und das Proletariat die Mehrheit der Bevölkerung bildet, sondern vor allem in den Ländern, die ein schwaches Glied in der Kette des Weltimperialismus sind. Die objektiven Bedingungen für die sozialistische Revolution sind im ganzen System der kapitalistischen Weltwirtschaft herangereift. Unter diesen Bedingungen kann das Vorhandensein von industriell relativ unentwickelten Ländern in diesem System kein Hindernis für die Revolution sein. Für den Sieg der sozialistischen Revolution bedarf es in dem entsprechenden Land eines revolutionären Proletariats und einer proletarischen Avantgarde, die zu einer politischen Partei zusammengeschlossen ist, sowie eines so ernst zu nehmenden Bundesgenossen des Proletariats wie der Bauernschaft, die dem Proletariat im entscheidenden Kampf gegen den Imperialismus zu folgen vermag. Die Garantie für die Festigkeit eines solchen Bündnisses besteht in der Beachtung ihrer Klasseninteressen, die, auch wenn sie sich mit den Klasseninteressen des Proletariats nicht vollständig decken, denen des Monopolkapitals diametral entgegen gesetzt sind.

In der Epoche des Imperialismus, in der die revolutionäre Bewegung in der ganzen Welt anwächst, verbündet sich die imperialistische Bourgeoisie mit sämtlichen reaktionären Kräften und nutzt auf jede Weise die Überreste der Leibeigenschaft zur Erhöhung ihrer Profite aus. Infolgedessen können die Verhältnisse der Leibeigenschaft nicht anders als durch entschlossenen Kampf gegen den Imperialismus beseitigt werden. Unter diesen Bedingungen wird das Proletariat zum Hegemon (Führer) in der bürgerlich-demokratischen Revolution und schart die Massen der Bauernschaft zum Kampf gegen die Leibeigenschaftsverhältnisse und die imperialistische koloniale Unterdrückung um sich. In dem Maße, wie in den abhängigen Ländern die antifeudalen Aufgaben und die der nationalen Befreiung gelöst werden, wächst die bürgerlich-demokratische Revolution in die sozialistische Revolution hinüber.

In der Periode des Imperialismus wächst in den kapitalistischen Ländern die Empörung des Proletariats, häufen sich die Elemente der revolutionären Explosion und entwickelt sich in den kolonialen und abhängigen Ländern der Befreiungskrieg gegen den Imperialismus. Die imperialistischen Kriege um die Neuaufteilung der Welt schwächen das System des Imperialismus und verstärken die Tendenzen zur Vereinigung der proletarischen Revolutionen in den kapitalistischen Ländern mit der nationalen Befreiungsbewegung in den Kolonien und abhängigen Ländern.

Die proletarische Revolution, die in einem Lande gesiegt hat, ist zugleich der Beginn der sozialistischen Weltrevolution und die starke Basis für deren weitere Entfaltung. Lenin sah voraus, dass sich die Weltrevolution durch den revolutionären Abfall einer Reihe neuer Länder vom System des Imperialismus bei Unterstützung der Proletarier dieser Länder durch das Proletariat der imperialistischen Staaten entwickeln wird. Der Prozess des Abfalls einer Reihe neuer Länder vom System des Imperialismus wird um so rascher und gründlicher vor sich gehen, je gründlicher sich der Sozialismus im ersten Lande der siegreichen proletarischen Revolution durchsetzen und festigen wird.

„Der Ausgang des Kampfes“, schrieb Lenin im Jahre 1923, „hängt in letzter Instanz davon ab, dass Russland, Indien, China usw. die gigantische Mehrheit der Erdbevölkerung stellen. Gerade diese Mehrheit der Bevölkerung wird denn auch in den letzten Jahren mit ungewöhnlicher Schnelligkeit in den Kampf um ihre Befreiung hineingerissen, so dass es in diesem Sinne nicht die Spur eines Zweifels darüber geben kann, wie die endgültige Entscheidung des Weltkampfes ausfallen wird.“[108]

6. Kurze Zusammenfassung

1. Der Imperialismus ist ein besonderes und das letzte Stadium des Kapitalismus. Der Imperialismus ist: a) monopolistischer Kapitalismus, b) faulender oder parasitärer Kapitalismus, c) sterbender Kapitalismus, der Vorabend der sozialistischen Revolution.

2. Fäulnis und Parasitismus des Kapitalismus äußern sich darin, dass die Monopole den technischen Fortschritt und das Wachstum der Produktivkräfte aufhalten, dass sich eine Reihe bürgerlicher Länder in Rentierstaaten verwandeln, die von der Ausbeutung der Völker der Kolonien und abhängigen Länder leben. Fäulnis und Parasitismus äußern sich ferner im Wüten des Militarismus, im Anwachsen der parasitären Konsumtion der Bourgeoisie, in der reaktionären Innen- und Außenpolitik der imperialistischen Staaten und in der Bestechung einer kleinen Oberschicht der Arbeiterklasse durch die Bourgeoisie der imperialistischen Länder. Die Fäulnis des Kapitalismus verstärkt außerordentlich die Verelendung der Arbeiterklasse und der werktätigen Massen der Kleinproduzenten.

3. Durch das Wirken des ökonomischen Grundgesetzes des modernen Kapitalismus verschärfen sich die drei Hauptwidersprüche des Imperialismus aufs äußerste: a) der Widerspruch zwischen Arbeit und Kapital, b) der Widerspruch zwischen den imperialistischen Mächten, die um die Vorherrschaft und letzten Endes um die Weltherrschaft kämpfen, und c) der Widerspruch zwischen den Metropolen und den Kolonien. Der Imperialismus führt das Proletariat immer wieder an die sozialistische Revolution heran.

4. Der staatsmonopolistische Kapitalismus ist ein Resultat des Imperialismus und bedeutet Unterordnung des Staatsapparats unter die kapitalistischen Monopole zur Sicherung der Maximalprofite und zur Festigung der Herrschaft der Finanzoligarchie. Der staatsmonopolistische Kapitalismus als die höchste Stufe der kapitalistischen Vergesellschaftung der Produktion bewirkt eine weitere Verschärfung der Ausbeutung der Arbeiterklasse, der Verelendung und Ruinierung der breiten werktätigen Massen.

5. Das Wirken des Gesetzes der Ungleichmäßigkeit der ökonomischen und politischen Entwicklung der kapitalistischen Länder in der Periode des Imperialismus führt zur Schwächung der einheitlichen Front des Weltimperialismus. Die Ungleichmäßigkeit des Heranreifens der Revolution macht die Möglichkeit des gleichzeitigen Siegs des Sozialismus in allen Ländern oder in der Mehrzahl der Länder unwahrscheinlich. Es entsteht die Möglichkeit des Zerreißens der imperialistischen Kette an ihrem schwächsten Glied, die Möglichkeit des Siegs der sozialistischen Revolution, ursprünglich in einigen Ländern oder sogar in einem Land.