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Kreislauf und Umschlag des Kapitals

1. Der Kreislauf des Kapitals. Die drei Formen des industriellen Kapitals.
2. Der Umschlag des Kapitals, Produktionszeit und Umlaufszeit.
3. Fixes und zirkulierendes Kapital.
4. Die Jahresrate des Mehrwerts. Methoden zur Beschleunigung des Kapitalumschlags.
5. Kurze Zusammenfassung

1. Der Kreislauf des Kapitals. Die drei Formen des industriellen Kapitals.

Die entwickelte Warenzirkulation, d.h. der durch Geld vermittelte Warenaustausch, ist eine Existenzbedingung der kapitalistischen Produktionsweise. Die kapitalistische Produktion ist untrennbar mit der Zirkulation verbunden.

Jedes Einzelkapital beginnt seinen Lebensweg in Gestalt einer bestimmten Geldsumme, es tritt auf als Geldkapital. Der Kapitalist kauft mit dem Geld Waren spezifischer Art: 1. Produktionsmittel (Pm) und 2. Arbeitskraft (A). Diesen Zirkulationsakt kann man so darstellen:

G – W < APm

Hier bedeutet G das Geld, W die Ware, A die Arbeitskraft und Pm die Produktionsmittel. Durch diese Formveränderung des Kapitals erhält sein Besitzer alles zu seiner Verfügung, was zur Produktion notwendig ist. Vorher besaß er Kapital in Geldform, jetzt besitzt er Kapital derselben Größe, doch bereits in Form von produktivem Kapital.

Somit besteht das erste Stadium der Bewegung des Kapitals in der Verwandlung von Geldkapital in produktives Kapital.

Danach beginnt der Produktionsprozess, die produktive Konsumtion der vom Kapitalisten gekauften Waren. Diese besteht darin, dass die Arbeiter ihre Arbeitskraft verausgaben, der Rohstoff verarbeitet, der Brennstoff verheizt wird und die Maschinen abgenutzt werden. Das Kapital ändert erneut seine Form: als Ergebnis des Produktionsprozesses erscheint das vorgeschossene Kapital in einer bestimmten Warenmasse verkörpert, es nimmt die Form des Warenkapitals an. Das sind aber 1. bereits nicht mehr jene Waren, die der Kapitalist kaufte, als er sein Werk begann; und 2. ist der Wert dieser Warenmasse größer als der ursprüngliche Wert des Kapitals, weil in ihm der von den Arbeitern neu hinzugefügte Wert enthalten ist.

Dieses Stadium in der Bewegung des Kapitals kann folgendermaßen dargestellt werden:

G – W < APm... P ... W'

Hier bedeutet P die Produktion, während die Punkte vor und nach diesem Buchstaben andeuten, dass der Zirkulationsprozess unterbrochen ist und der Produktionsprozess vor sich geht; W' bedeutet Kapital in Warenform, dessen Wert infolge der Aneignung des in der Produktion neugeschaffenen Wertes durch die Kapitalisten gewachsen ist.

Somit besteht das 'zweite Stadium' der Bewegung des Kapitals in der Verwandlung des produktiven Kapitals in Warenkapital. Die Bewegung des Kapitals hört damit nicht auf. Die produzierten Waren müssen verkauft, ihr Wert realisiert werden. Der Kapitalist erhält eine bestimmte Geldsumme im Austausch für die verkauften Waren. Diesen Zirkulationsakt kann man folgendermaßen darstellen:

W' – G'

Das Kapital ändert zum dritten Mal seine Form: Es nimmt wieder die Form von Geldkapital an. Danach verfügt sein Besitzer über eine größere Geldsumme, als er anfänglich hatte. Das Ziel der kapitalistischen Produktion, die Aneignung von Mehrwert, ist erreicht. Somit besteht das dritte Stadium, der Bewegung des Kapitals in der Verwandlung des Warenkapitals in Geldkapital. Das für die verkauften Waren erhaltene Geld verwendet der Kapitalist erneut zum Kauf von Produktionsmitteln und Arbeitskraft, die für die weitere Produktion notwendig sind. Der ganze Prozess wiederholt sich von neuem.

Das sind die drei Stadien, die das Kapital nacheinander in seiner Bewegung durchläuft. In jedem dieser Stadien hat das Kapital eine spezielle Funktion. Die Verwandlung des Geldkapitals in die Elemente des produktiven Kapitals gewährleistet die Verbindung der dem Kapitalisten gehörenden Produktionsmittel mit der lebendigen Arbeitskraft; ohne diese Verbindung kann der Produktionsprozess nicht vonstatten gehen. Die Funktion des produktiven Kapitals besteht darin, durch die Arbeit der Lohnarbeiter eine Warenmasse, einen neuen Wert und folglich auch Mehrwert zu schaffen. Die Funktion des Warenkapitals besteht darin, durch Verkauf der produzierten Warenmasse 1. dem Kapitalisten das von ihm für die Produktion vorgeschossene Kapital in Geldform zurückzuerstatten und 2. den im Produktionsprozess geschaffenen Mehrwert in Geldform zu realisieren.

Diese drei Stadien werden von dem industriellen Kapital in seiner Bewegung durchlaufen. Unter industriellem Kapital verstehen wir hier jedes Kapital, das zur Produktion von Waren angewendet wird, unabhängig davon, ob es sich um Industrie oder Landwirtschaft handelt. „Das industrielle Kapital ist die einzige Daseinsweise des Kapitals, worin nicht nur Aneignung von Mehrwert, resp. Mehrprodukt, sondern zugleich dessen Schöpfung Funktion des Kapitals ist. Es bedingt daher den kapitalistischen Charakter der Produktion; sein Dasein schließt das des Klassengegensatzes von Kapitalisten und Lohnarbeitern ein.“[68]

Jedes industrielle Kapital beschreibt folglich eine Kreislaufbewegung. Kreislauf des Kapitals heißt die kontinuierliche Verwandlung des Kapitals aus der einen Form in die andere, seine drei Stadien umfassende Bewegung. Das erste und das dritte Stadium gehören der Zirkulationssphäre an, das zweite der Produktionssphäre. Ohne Zirkulation, d.h. ohne Verwandlung von Waren in Geld und Rückverwandlung von Geld in Waren, ist die kapitalistische Reproduktion, die ständige Erneuerung des Produktionsprozesses, undenkbar.

Den Gesamtkreislauf des Kapitals kann man folgendermaßen darstellen:

G – W < APm... P ... W' - G'

Alle drei Stadien des Kapitalkreislaufes sind auf das engste miteinander verknüpft und voneinander abhängig. Der Kreislauf des Kapitals geht nur normal vonstatten, solange seine verschiedenen Phasen ohne Stockung ineinander übergehen.

Stockt das Kapital im ersten Stadium, so bedeutet das zweckloses Dasein des Geldkapitals. Tritt die Stockung im zweiten Stadium auf, so bedeutet das, dass die Produktionsmittel funktionslos werden und die Arbeitskraft unbeschäftigt bleibt. Wenn das Kapital im dritten Stadium eine Stockung erfährt, so häufen sich die unverkäuflichen Waren in den Lagern.

Ausschlaggebende Bedeutung hat das zweite Stadium im Kreislauf des industriellen Kapitals, wo es in der Form des produktiven Kapitals auftritt. In diesem Stadium werden Waren, damit Wert und Mehrwert produziert. In den anderen zwei Stadien wird kein Wert und kein Mehrwert geschaffen, dort vollzieht sich nur eine Formveränderung des Kapitals.

Den drei Stadien des Kapitalkreislaufes entsprechen die drei Formen des industriellen Kapitals: 1. Geldkapital, 2. produktives Kapital und 3. Warenkapital.

Jedes Kapital existiert gleichzeitig in allen drei Formen. Während einer seiner Teile Geldkapital darstellt, das sich in produktives Kapital verwandelt, ist ein anderer Teil produktives Kapital, das sich in Warenkapital, und ein dritter Teil Warenkapital, das sich in Geldkapital verwandelt. Jeder dieser drei Teile nimmt der Reihe nach alle drei Formen an und streift sie wieder ab. So verhält es sich nicht nur mit jedem Kapital im einzelnen, sondern auch mit allen Kapitalen zusammengenommen, oder, anders ausgedrückt, mit dem gesellschaftlichen Gesamtkapital. Daher, bemerkt Marx, kann das Kapital nur als Bewegung und nicht als ruhendes Ding begriffen werden.

2. Der Umschlag des Kapitals, Produktionszeit und Umlaufszeit.

Jedes Kapital vollführt den oben beschriebenen Kreislauf ununterbrochen, d.h. es wiederholt ihn ständig. Damit vollzieht das Kapital seinen Umschlag.

Umschlag des Kapitals heißt sein Kreislauf, betrachtet nicht als einmaliger Vorgang, sondern als periodisch sich erneuernder und wiederholender Prozess. Die Umschlagszeit des Kapitals ist die Summe seiner Produktions- und Umlaufszeit. Mit anderen Worten, die Umschlagszeit ist der Zeitabschnitt vom Augenblick des Vorschusses des Kapitals in einer bestimmten Form bis zu dem Augenblick, da das Kapital zu dem Kapitalisten in derselben Form, doch um die Höhe des Mehrwerts gewachsen, zurückkehrt.

Die Produktionszeit des Kapitals ist die Dauer seines Aufenthalts in der Produktionssphäre. Der wichtigste Teil der Produktionszeit ist die Arbeitsperiode, in deren Verlauf der Arbeitsgegenstand unmittelbar der Einwirkung der Arbeit unterworfen ist. Die Arbeitsperiode hängt vom Charakter des Produktionszweiges ab, vom Stand der Technik des Betriebes und von anderen Bedingungen. So braucht man z.B. in einer Spinnerei nur wenige Tage, um ein bestimmtes Quantum Baumwolle in verkaufsfertiges Garn zu verwandeln, während in einer Lokomotivfabrik die Herstellung jeder Lokomotive von einer großen Anzahl Arbeitern den Aufwand vieler Arbeitstage erfordert.

Die Produktionszeit ist gewöhnlich länger als die Arbeitsperiode. Sie umschließt auch Unterbrechungen des Arbeitsprozesses, in deren Verlauf der Arbeitsgegenstand der Einwirkung physischer Prozesse ausgesetzt ist, zum Beispiel muss der Wein gären, das Leder gegerbt werden, der Weizen wachsen, Holz trocknen, Käse reifen usw. Mit der Entwicklung der Technik verringert sich die Dauer vieler derartiger Prozesse.

Die Umlaufszeit ist die Zeit, in der sich das Kapital aus der Geldform in die produktive Form und aus der Warenform in die Geldform verwandelt. Die Dauer der Umlaufszeit hängt ab von den Bedingungen für den Einkauf der Produktionsmittel und für den Verkauf der fertigen Waren, von der Entfernung des Marktes, vom Entwicklungsgrad der Transport- und Nachrichtenmittel.

3. Fixes und zirkulierendes Kapital.

Die verschiedenen Teile des produktiven Kapitals schlagen nicht in gleicher Weise um. Die Verschiedenheit des Umschlags der einzelnen Bestandteile des produktiven Kapitals entspringt aus der verschiedenen Weise, worin jeder seinen Wert auf das Produkt überträgt. Dementsprechend wird das Kapital in fixes und zirkulierendes eingeteilt.

Fixes Kapital heißt jener Teil des produktiven Kapitals, der als Ganzes an der Produktion teilnimmt, seinen Wert auf das Produkt aber nicht auf einmal, sondern stückweise, im Verlauf einiger Produktionsperioden überträgt. Das ist der Teil des Kapitals, der für den Bau von Gebäuden und Produktionsanlagen, für den Ankauf von Maschinen und Betriebseinrichtungen aufgewendet wurde. Dient eine Maschine z.B. 10 Jahre, wird jährlich ein Zehntel ihres Wertes auf die mit ihrer Hilfe produzierten Waren übertragen.

Das fixe Kapital wird vom Kapitalisten für seine ganze Funktionszeit auf einmal vorgeschossen, doch sein Wert kehrt nur stückweise in Geldform zu dem Kapitalisten zurück. Die Elemente des fixen Kapitals dienen der Produktion gewöhnlich viele Jahre; sie nutzen sich jährlich in einem bestimmten Maße ab und werden schließlich für die weitere Benutzung unbrauchbar. Darin besteht der physische Verschleiß der Maschinen und Einrichtungen.

Neben dem physischen Verschleiß sind die Produktionsinstrumente einem moralischen Verschleiß ausgesetzt. Eine Maschine, die 5 bis 10 Jahre gedient hat, kann noch gut funktionieren, wenn jedoch zu diesem Zeitpunkt für die Herstellung desselben Produkts eine leistungsfähigere oder billigere Maschine gebaut worden ist, so führt das zur Entwertung der alten Maschine. Deshalb ist der Kapitalist daran interessiert, die Betriebseinrichtungen in einer möglichst kurzen Zeitspanne vollständig zu verbrauchen. Hieraus entspringt das Streben der Kapitalisten nach Verlängerung des Arbeitstages, nach Intensivierung der Arbeit, nach pausenlosem Mehrschichtbetrieb.

Zirkulierendes Kapital heißt jener Teil des produktiven Kapitals, dessen Wert auf die Ware im Verlauf einer Produktionsperiode vollständig übertragen wird und bei der Realisierung der Ware wieder ganz in Geldform zum Kapitalisten zurückkehrt (mit Einschluss des Mehrwerts). Es ist dies der Teil des Kapitals, der aufgewendet wurde zum Kauf der Arbeitskraft sowie der Roh-, Brenn- und Hilfsstoffe, d.h. jener Produktionsmittel, die nicht zum fixen Kapital gehören.

In derselben Zeit, in der das fixe Kapital einmal umschlägt, schlägt das zirkulierende Kapital mehrmals um.

Durch den Verkauf der Ware erhält der Kapitalist eine bestimmte Geldsumme, in der enthalten sind: 1. der Wert jenes Teils des fixen Kapitals, der im Produktionsprozess auf die Ware übertragen wurde, 2. der Wert des zirkulierenden Kapitals, 3. der Mehrwert. Um die Produktion fortzusetzen, verwendet der Kapitalist den Erlös, der dem zirkulierenden Kapital entspricht, erneut für die Einstellung von Arbeitern, zum Ankauf von Roh-, Brenn- und Hilfsstoffen. Die Summe, die dem auf die Ware übertragenen Wertteil des fixen Kapitals entspricht, verwendet der Kapitalist zum Ersatz der Maschinen, Werkbänke, Gebäude, d.h. für die Amortisation..

Die Amortisation ist der Vorgang, bei dem der Wert des fixen Kapitals allmählich durch periodische, seinem Verschleiß entsprechende Abschreibungen in Geldform ersetzt wird. Ein Teil der Amortisationsbeträge wird für Reparaturen verwendet oder zum teilweisen Ersatz der abgenutzten Maschinen, Werkzeuge, Betriebsgebäude usw. Aber den Hauptteil der Amortisationsbeträge legen die Kapitalisten in Geldform zurück (gewöhnlich bei Banken), um im Bedarfsfalle neue Maschinen an Stelle der alten zu kaufen oder neue Gebäude an Stelle der unbrauchbar gewordenen zu bauen.

Die marxistische politische Ökonomie unterscheidet die Einteilung des Kapitals in fixes und zirkulierendes von der Einteilung des Kapitals in konstantes und variables. Das konstante und das variable Kapital unterscheiden sich nach der Rolle, die sie im Prozess der Ausbeutung der Arbeiter durch die Kapitalisten spielen, während sich das fixe und das zirkulierende Kapital nach dem Charakter des Umschlags unterscheiden.

Die zwei Arten der Einteilung des Kapitals:

Von der bürgerlichen politischen Ökonomie wird nur die Einteilung des Kapitals in fixes und zirkulierendes anerkannt, weil diese Einteilung des Kapitals an sich noch nichts über die Rolle der Arbeitskraft bei der Schaffung des Mehrwerts aussagt, sondern im Gegenteil den grundlegenden Unterschied zwischen den Aufwendungen des Kapitalisten für die Entlohnung der Arbeitskräfte und den Aufwendungen für Rohstoffe, Brennstoffe usw. vertuscht.

4. Die Jahresrate des Mehrwerts. Methoden zur Beschleunigung des Kapitalumschlags.

Bei gegebener Größe des variablen Kapitals wirkt die Umschlaggeschwindigkeit des Kapitals auf die Menge des von dem Kapitalisten aus den Arbeitern in einem Jahr herausgepressten Mehrwerts.

Betrachten wir zwei Kapitale, deren variabler Teil je 25000 Dollar beträgt, bei einer Mehrwertrate von 100%. Nehmen wir an, dass eins von ihnen einmal im Jahr umschlägt, das andere zweimal im Jahr. Das bedeutet, dass der Besitzer des zweiten Kapitals mit der gleichen Geldsumme im Verlaufe des Jahres die doppelte Zahl von Arbeitern einstellen und ausbeuten kann wie der Besitzer des ersten. Deshalb werden die Ergebnisse am Ende des Jahres bei beiden Kapitalisten verschieden sein. Der erste bekommt im Jahr 25000 Dollar Mehrwert, der zweite 50000 Dollar.

Als Jahresrate des Mehrwerts bezeichnet man das Verhältnis der während des Jahres produzierten Gesamtmasse von Mehrwert zu dem vorgeschossenen variablen Kapital. In unserem Beispiel beträgt die in Prozenten ausgedrückte Jahresrate des Mehrwerts beim ersten Kapitalisten

25000/25000 = 100%, beim zweiten 50000/25000 = 200%.

Hieraus erhellt, dass die Kapitalisten an einer Beschleunigung des Kapitalumschlags interessiert sind, weil diese es ihnen ermöglicht, sich die gleiche Mehrwertsumme mit weniger Kapital oder mit demselben Kapital eine größere Summe Mehrwert anzueignen. Die Umschlaggeschwindigkeit des Kapitals übt auch auf die Größe jenes Teiles des zirkulierenden Kapitals einen Einfluss aus, der für den Ankauf von Roh-, Brenn- und Hilfsstoffen vorgeschossen wird.

Marx wies nach, dass die Beschleunigung der Zirkulation des Kapitals an und für sich kein Atom neuen Wertes erzeugt. Der schnellere Kapitalumschlag und die schnellere Realisierung des im gegebenen Jahr geschaffenen Mehrwerts in Geldform ermöglicht den Kapitalisten nur, bei ein und derselben Größe des Kapitals eine größere Zahl von Arbeitern einzustellen, deren Arbeit im Laufe des Jahres eine größere Masse Mehrwert produziert.

Wie wir gesehen haben, besteht die Umschlagszeit des Kapitals aus der Produktionszeit und der Umlaufszeit. Der Kapitalist ist bestrebt, die Dauer der einen wie der anderen zu verkürzen.

Die zur Produktion der Waren notwendige Arbeitsperiode verkürzt sich mit der Entwicklung der Produktivkräfte, mit dem Fortschritt der Technik. Auch der Fortschritt in der Organisation der Produktion, wie der Übergang zur Serien- oder Massenfertigung, haben eine erhebliche Wirkung.

Auch die Unterbrechungen im Arbeitsprozess, die einen Teil der über die Arbeitsperiode hinausgehenden Produktionszeit ausmachen, werden mit der Entwicklung der Technik in vielen Fällen verkürzt.

Um den Umschlag des Kapitals zu beschleunigen, greifen die Kapitalisten auch zur Verlängerung des Arbeitstages und zur Intensivierung der Arbeit. Wenn bei einem 10stündigen Arbeitstag die Arbeitsperiode 24 Tage beträgt, so verkürzt eine Verlängerung des Arbeitstages auf 12 Stunden die Arbeitsperiode auf 20 Tage und beschleunigt entsprechend den Umschlag des Kapitals. Eine Intensivierung der Arbeit, bei der der Arbeiter in 60 Minuten die gleiche Energie verausgabt, die er früher, sagen wir, in 72 Minuten verausgabte, hat das gleiche Ergebnis.

Die Kapitalisten suchen ferner eine Beschleunigung des Kapitalumschlags durch Verkürzung der Umlaufszeit des Kapitals zu erreichen. Die Möglichkeit dazu wird durch die Entwicklung des Verkehrs-, Post- und Telegraphenwesens sowie durch die bessere Organisation des Handels geschaffen. Der Verkürzung der Umlaufszeit wirken jedoch entgegen: 1. die außerordentlich unrationelle Standortverteilung der Produktion in der kapitalistischen Welt, die den Transport von Waren über große Entfernungen nötig macht, und 2. die Verschärfung der kapitalistischen Konkurrenz und die wachsenden Absatzschwierigkeiten.

Mit dem zirkulierenden Kapital durchläuft auch der in einer gegebenen Periode geschaffene Mehrwert die Zirkulation. Je kürzer die Umschlagszeit des Kapitals, desto schneller wird der von den Arbeitern geschaffene Mehrwert in Geldform realisiert und um so schneller kann er für die Erweiterung der Produktion verwendet werden.

5. Kurze Zusammenfassung

1. Jedes industrielle Einzelkapital beschreibt eine ununterbrochene Bewegung in Form eines Kreislaufes, der aus drei Stadien besteht. Diesen drei Stadien entsprechen die drei Formen des industriellen Kapitals: die Geldform, die produktive Form und die Warenform, die sich durch ihre Funktionen unterscheiden.

2. Der Kreislauf des Kapitals, nicht als vereinzelter Vorgang, sondern als sich periodisch erneuernder Prozess betrachtet, heißt Umschlag des Kapitals. Die Umschlagszeit des Kapitals ist die Summe der Produktionszeit und der Umlaufszeit. Der wichtigste Teil der Produktionszeit ist die Arbeitsperiode.

3. Jedes produktive Kapital zerfällt in zwei Bestandteile, die sich nach dem Charakter des Umschlags unterscheiden: das fixe Kapital und das zirkulierende Kapital. Das fixe Kapital ist der Teil des produktiven Kapitals, dessen Wert nicht auf einmal, sondern stückweise im Verlauf einiger Produktionsperioden auf die Ware übertragen wird. Das zirkulierende Kapital ist der Teil des produktiven Kapitals, dessen Wert im Verlauf einer Produktionsperiode vollständig auf die Ware übertragen wird und voll und ganz beim Verkauf dieser Ware zum Kapitalisten zurückkehrt.

4. Die Beschleunigung des Kapitalumschlags ermöglicht den Kapitalisten, mit ein und demselben Kapital innerhalb des Jahres eine größere Zahl von Umschlägen zu vollziehen und folglich eine größere Zahl von Arbeitern einzustellen, die eine größere Masse Mehrwert produzieren. Die Kapitalisten sind bestrebt, den Umschlag des Kapitals sowohl durch Verbesserung der Technik als auch besonders durch verstärkte Ausbeutung der Arbeiter - durch Verlängerung des Arbeitstages und Steigerung der Arbeitsintensität - zu beschleunigen.