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Die kapitalistische Produktionsweise

A. Der vormonopolistische Kapitalismus

Warenproduktion. Ware und Geld

1. Die Warenproduktion als Ausgangspunkt der Entstehung des Kapitalismus und als dessen allgemeines Kennzeichen.
2. Die Ware und ihre Eigenschaften. Der Doppelcharakter der in der Ware verkörperten Arbeit.
3. Einfache und komplizierte Arbeit. Die gesellschaftlich notwendige Arbeitszeit.
4. Die Entwicklung der Wertformen. Das Wesen des Geldes.
5. Die Funktionen des Geldes.
6. Gold und Papiergeld.
7. Das Wertgesetz als ökonomisches Gesetz der Warenproduktion.
8. Der Warenfetischismus.
9. Kurze Zusammenfassung

1. Die Warenproduktion als Ausgangspunkt der Entstehung des Kapitalismus und als dessen allgemeines Kennzeichen.

Die kapitalistische Produktionsweise, die die feudale Produktionsweise ablöste, beruht auf der Ausbeutung der Klasse der Lohnarbeiter durch die Klasse der Kapitalisten. Um das Wesen der kapitalistischen Produktionsweise zu verstehen, muss man vor allem in Betracht ziehen, dass die kapitalistische Ordnung auf der Warenproduktion beruht: hier nimmt alles die Form der Ware an, überall herrscht das Prinzip des Kaufs und Verkaufs.

Die Warenproduktion ist älter als die kapitalistische Produktion. Sie bestand in der Sklavenhalterordnung und im Feudalismus. In der Zerfallsperiode des Feudalismus bildete die einfache Warenproduktion die Grundlage für die Entstehung der kapitalistischen Produktion.

Die einfache Warenproduktion unterstellt 1. gesellschaftliche Arbeitsteilung, bei der die einzelnen Produzenten verschiedenartige Produkte schaffen, und 2. Privateigentum an den Produktionsmitteln und den Arbeitsprodukten.

Die einfache Warenproduktion der Handwerker und Bauern unterscheidet sich von der kapitalistischen Produktion dadurch, dass sie auf der persönlichen Arbeit des Warenproduzenten beruht. Dabei ist sie in ihrer Grundlage von gleichem Typus wie die kapitalistische Produktion, da sie sich auf das Privateigentum an den Produktionsmitteln stützt. Das Privateigentum ruft unausbleiblich Konkurrenz zwischen den Warenproduzenten hervor, die dazu führt, dass sich eine Minderheit bereichert und die Mehrheit ruiniert wird. Deshalb ist die einfache Warenproduktion sowohl der materielle Ausgangspunkt für die Entstehung und Entwicklung kapitalistischer Verhältnisse, wie der theoretische Ausgangspunkt für deren Verständnis.

Im Kapitalismus nimmt die Warenproduktion herrschenden, allgemeinen Charakter an. Zum Austausch von Waren schrieb Lenin: „Marx analysiert im ‚Kapital’ zunächst das einfachste, gewöhnlichste, grundlegendste, massenhafteste, alltäglichste, milliardenfach zu beobachtende Verhältnis der bürgerlichen (Waren-) Gesellschaft: den Warenaustausch“[29].

2. Die Ware und ihre Eigenschaften. Der Doppelcharakter der in der Ware verkörperten Arbeit.

Die Ware ist ein Gegenstand, der 1. menschliche Bedürfnisse irgendeiner Art befriedigt und 2. nicht für den eigenen Gebrauch, sondern für den Austausch produziert wird.

Die Nützlichkeit eines Dings, seine Eigenschaften, durch die es ein bestimmtes Bedürfnis der Menschen zu befriedigen vermag, machen das Ding zum Gebrauchswert. Der Gebrauchswert kann entweder unmittelbar ein persönliches Bedürfnis befriedigen oder als Produktionsmittel zur Herstellung materieller Güter dienen. Brot zum Beispiel befriedigt das Nahrungsbedürfnis, Stoff das Kleidungsbedürfnis; der Gebrauchswert des Webstuhls besteht darin, dass mit seiner Hilfe Stoffe hergestellt werden. Im Laufe der historischen Entwicklung entdecken die Menschen immer neue nützliche Eigenschaften der Dinge und neue Verwendungsmöglichkeiten.

Gebrauchswert haben viele Dinge, die nicht durch menschliche Arbeit geschaffen wurden, wie zum Beispiel das Wasser einer Quelle oder die Früchte wildwachsender Bäume. Aber nicht jedes Ding, das Gebrauchswert hat, ist Ware. Damit ein Ding Ware wird, muss es das Produkt von Arbeit sein und für den Verkauf produziert worden sein.

Der Gebrauchswert bildet den stofflichen Inhalt des Reichtums, welches immer seine gesellschaftliche Form sein mag. In der Warenwirtschaft ist der Gebrauchswert der Träger des Tauschwerts der Ware. Der Tauschwert erscheint zunächst als das quantitative Verhältnis, in dem sich Gebrauchswerte einer Art gegen Gebrauchswerte anderer Art austauschen. Ein Beil zum Beispiel tauscht sich gegen 20 Kilogramm Korn aus. In diesem quantitativen Verhältnis der auszutauschenden Waren ist ihr Tauschwert ausgedrückt. Waren in bestimmten Mengen werden einander gleichgesetzt, folglich haben sie eine gemeinsame Grundlage. Diese Grundlage kann nicht eine körperliche Eigenschaft der Waren wie Gewicht, Umfang, Form usw. sein. Die körperlichen Eigenschaften der Waren bestimmen deren Nützlichkeit, deren Gebrauchswert; der Gebrauchswert der Waren aber ist nicht vergleichbar und quantitativ nicht messbar.

Die verschiedenen Waren haben nur eine einzige, sie beim Austausch miteinander vergleichbar machende gemeinsame Eigenschaft, und zwar die, dass sie Arbeitsprodukte sind. Der Gleichheit zweier gegeneinander auszutauschender Waren liegt die zu ihrer Herstellung aufgewandte gesellschaftliche Arbeit zugrunde. Sobald ein Warenproduzent zum Zwecke des Austauschs ein Beil auf den Markt bringt, macht er die Feststellung, dass man ihm für dieses Beil 20 Kilogramm Korn gibt. Dies bedeutet, dass das Beil ebensoviel gesellschaftliche Arbeit wert ist wie 20 Kilogramm Korn. Folglich ist der Tauschwert der Ware die Erscheinungsform ihres Werts. Der Wert ist die in der Ware verkörperte gesellschaftliche Arbeit der Warenproduzenten.

Dass der Wert der Waren durch die zu ihrer Herstellung aufgewandte Arbeit bestimmt wird, ist durch allgemein bekannte Tatsachen belegt. An sich nützliche, jedoch keinen Arbeitsaufwand erfordernde materielle Güter, wie etwa die Luft, haben auch keinen Wert. Materielle Güter, die eine große Menge Arbeit erfordern, wie zum Beispiel Gold und Diamanten, haben großen Wert. Viele, ehemals teure Waren sind bedeutend billiger geworden, nachdem sich die zu ihrer Herstellung benötigte Arbeitsmenge durch die Entwicklung der Technik verringert hat.

Hinter dem Warenaustausch verbirgt sich die gesellschaftliche Arbeitsteilung zwischen den Menschen, die die Eigentümer dieser Waren sind. Indem die Warenproduzenten die verschiedenen Waren einander gleichsetzen, setzen sie auch ihre verschiedenartigen Arbeiten gleich. Somit kommen im Wert die Produktionsverhältnisse der Warenproduzenten zum Ausdruck. Diese Verhältnisse treten im Warenaustausch in Erscheinung.

Die Ware besitzt Doppelcharakter: einerseits ist sie Gebrauchswert, anderseits Wert. Der Doppelcharakter der Ware ist durch den Doppelcharakter der Arbeit bedingt, die in der Ware verkörpert ist. Die Arten der Arbeit sind von ebensolcher Mannigfaltigkeit wie die produzierten Gebrauchswerte. Die Arbeit des Tischlers ist von der Arbeit des Schneiders, des Schuhmachers usw. qualitativ verschieden. Die verschiedenen Arbeitsarten unterscheiden sich durch ihren Zweck, durch die Operationsweise, die Werkzeuge und schließlich durch die Resultate. Der Tischler bedient sich des Beils, der Säge und des Hobels; er produziert Gegenstände ans Holz: Tische, Stühle und Schränke. Der Schneider stellt mit Hilfe von Nähmaschine, Schere und Nadel Kleidungsstücke her. Somit ist in jedem Gebrauchswert eine bestimmte Arbeitsart verkörpert: im Tisch – Arbeit des Tischlers, im Anzug – Arbeit des Schneiders, im Schuhwerk – Arbeit des Schuhmachers usw. Die in einer bestimmten Form aufgewandte Arbeit ist konkrete Arbeit. Die konkrete Arbeit schafft den Gebrauchswert der Ware.

Beim Austausch werden die mannigfachen, von verschiedenen Arten der konkreten Arbeit geschaffenen Waren einander gegenübergestellt und gleichgesetzt. Also verbirgt sich hinter den verschiedenen konkreten Arten der Arbeit etwas Gemeinsames, was jede Arbeit kennzeichnet. Tischlerarbeit wie Schneiderarbeit, obgleich qualitativ verschiedene Arbeiten, sind beide produktive Verausgabung von menschlichem Hirn, Nerv, Muskel usw. und in diesem Sinne gleichartige menschliche Arbeit, Arbeit überhaupt. Jene Arbeit der Warenproduzenten, die Verausgabung menschlicher Arbeitskraft überhaupt darstellt, unabhängig von ihrer konkreten Form, ist abstrakte Arbeit. Die abstrakte Arbeit bildet den Wert der Ware.

Abstrakte und konkrete Arbeit sind zwei Seiten der in der Ware verkörperten Arbeit. "Alle Arbeit ist einerseits Verausgabung menschlicher Arbeitskraft im physiologischen Sinn und in dieser Eigenschaft gleicher menschlicher oder abstrakt menschlicher Arbeit bildet sie den Warenwert. Alle Arbeit ist andrerseits Verausgabung menschlicher Arbeitskraft in besondrer zweckbestimmter Form, und in dieser Eigenschaft konkreter nützlicher Arbeit produziert sie Gebrauchswerte."[30]

In einer Gesellschaft, in der das Privateigentum an den Produktionsmitteln herrscht, bringt der in der Ware verkörperte Doppelcharakter der Arbeit den Widerspruch zwischen privater und gesellschaftlicher Seite der Arbeit der Warenproduzenten zum Ausdruck.[31] Das Privateigentum an den Produktionsmitteln trennt die Menschen, macht die Arbeit des einzelnen Warenproduzenten zu einer privaten Angelegenheit. Jeder Warenproduzent führt seine Wirtschaft isoliert von den anderen. Die Arbeit der einzelnen Produzenten ist nicht im Maßstab der gesamten Gesellschaft koordiniert. Anderseits aber bedeutet die gesellschaftliche Teilung der Arbeit das Vorhandensein eines allseitigen Zusammenhangs zwischen den Produzenten, die füreinander arbeiten. Je ausgeprägter die gesellschaftliche Arbeitsteilung, desto spezialisierter die von den einzelnen Produzenten hergestellten Erzeugnisse, desto umfassender die gegenseitige Abhängigkeit der Produzenten. Somit ist die Arbeit der einzelnen Warenproduzenten im Grunde genommen gesellschaftliche Arbeit, ein Teil der Arbeit der gesamten Gesellschaft.

Der Widerspruch der Warenproduktion besteht folglich darin, dass die Arbeit der Warenproduzenten, die unmittelbar deren Privatangelegenheit ist, zugleich gesellschaftlichen Charakter trägt. Dieser gesellschaftliche Charakter der Arbeit im Produktionsprozess bleibt jedoch so lange verborgen, bis die Ware auf den Markt kommt und gegen eine andere Ware ausgetauscht wird. Erst im Austauschprozess zeigt sich, ob die Arbeit dieses oder jenes Warenproduzenten für die Gesellschaft notwendig ist und gesellschaftliche Anerkennung erhält.

Die den Wert der Ware bildende abstrakte Arbeit ist eine historische Kategorie, die nur der Warenproduktion eigen ist. In der Naturalwirtschaft produzieren die Menschen die Erzeugnisse nicht für den Austausch, sondern für den eigenen Gebrauch, weswegen sich auch der gesellschaftliche Charakter ihrer Arbeit unmittelbar in deren konkreter Form darstellt. Beispielsweise interessiert die Arbeit des leibeigenen Bauern den Feudalherrn in der Hauptsache als konkrete Arbeit, die bestimmte Erzeugnisse schafft, welche von ihm in Form des Frondienstes oder der Naturalabgaben angeeignet werden. In der Warenproduktion hingegen werden die Erzeugnisse nicht für den eigenen Gebrauch produziert, sondern für den Verkauf. Der gesellschaftliche Charakter der Arbeit zeigt sich erst auf dem Markt im Wege der Gleichsetzung einer Ware mit einer anderen; diese Gleichsetzung geht vor sich durch Reduktion der konkreten Arbeiten auf die abstrakte Arbeit, die den Wert der Ware bildet. Dieser Vorgang vollzieht sich elementar, gewissermaßen zwangsweise, hinter dem Rücken der Warenproduzenten.

3. Einfache und komplizierte Arbeit. Die gesellschaftlich notwendige Arbeitszeit.

An der Produktion der Waren sind Produzenten unterschiedlicher Qualifikation beteiligt. Die Arbeit eines Menschen, der über keine spezielle Ausbildung verfügt, ist einfache Arbeit. Spezielle Ausbildung erfordernde Arbeit ist komplizierte oder qualifizierte Arbeit.

Die komplizierte Arbeit schafft in einer bestimmten Zeiteinheit größeren Wert als die einfache Arbeit. In den Wert der von der komplizierten Arbeit geschaffenen Ware geht auch der Teil der für die Ausbildung des Produzenten aufgewandten Arbeit ein. Die Reduktion aller Arten komplizierter Arbeit auf einfache Arbeit vollzieht sich elementar. Die komplizierte Arbeit gilt als multiplizierte einfache Arbeit; eine Stunde komplizierter Arbeit wird mehr als einer Stunde einfacher Arbeit gleichgesetzt.

Die Wertgröße der Ware wird durch die Arbeitszeit bestimmt. Je mehr Zeit zur Herstellung einer Ware benötigt wird, desto größer ist ihr Wert. Bekanntlich arbeiten die einzelnen Warenproduzenten unter verschiedenen Bedingungen und wenden zur Herstellung gleichartiger Waren verschiedene Mengen Arbeitszeit auf. Heißt dies, dass, je fauler ein Produzent, je ungünstiger die Arbeitsbedingungen, desto größer der Wert der Ware ist? Nein, das heißt es nicht. Die Wertgröße der Ware wird nicht durch die individuelle Arbeitszeit bestimmt, die von den einzelnen Warenproduzenten zur Herstellung einer Ware aufgewandt wird, sondern durch die gesellschaftlich notwendige Arbeitszeit.

Gesellschaftlich notwendige Arbeitszeit ist die Zeit, die bei durchschnittlichen gesellschaftlichen Produktionsbedingungen, d.h. bei durchschnittlichem technischem Niveau, durchschnittlichem Geschick und durchschnittlicher Intensität der Arbeit, zur Herstellung einer Ware erforderlich ist. Die gesellschaftlich notwendige Arbeitszeit verändert sich durch die Steigerung der Arbeitsproduktivität.

Die Arbeitsproduktivität wird durch die in einer bestimmten Einheit der Arbeitszeit geschaffene Produktenmasse bestimmt. Sie steigt durch Vervollkommnung oder vollständigere Ausnutzung der Produktionsinstrumente, Entwicklung der Wissenschaft, Steigerung der Fertigkeit des Arbeitenden, Rationalisierung der Arbeit oder andere Verbesserungen im Produktionsprozess. Je höher die Arbeitsproduktivität, desto geringer ist die zur Herstellung einer Ware benötigte Zeit, desto kleiner auch der Wert dieser Ware.

Die Arbeitsintensität wird durch den Aufwand von Arbeit in einer bestimmten Zeiteinheit bestimmt. Je mehr Arbeit in der Zeiteinheit verausgabt wird, desto größer der geschaffene Wert, der sich in einer größeren Menge produzierter Waren verkörpert.

4. Die Entwicklung der Wertformen. Das Wesen des Geldes.

Der Wert der Ware wird durch Arbeit im Produktionsprozess geschaffen, kann aber erst durch Gleichsetzung einer Ware mit einer anderen im Austauschprozess, d.h. über den Tauschwert, in Erscheinung treten.

Die einfachste Form des Wertes ist der Ausdruck des Wertes einer Ware in einer anderen Ware: zum Beispiel ein Beil = 20 Kilogramm Korn. Untersuchen wir diese Form.

Hier ist der Wert des Beils in Korn ausgedrückt. Das Korn dient als Material des Wertausdrucks des Beils. Der Wert des Beils kann sich nur deshalb im Gebrauchswert des Korns ausdrücken, weil zur Herstellung des Korns ebenso wie zur Herstellung des Beils Arbeit aufgewandt wurde. Die Ware, die ihren Wert in einer anderen Ware ausdrückt (in unserem Beispiel das Beil), befindet sich in relativer Wertform. Die Ware, deren Gebrauchswert als Material des Wertausdrucks einer anderen Ware dient (in unserem Beispiel das Korn), befindet sich in Äquivalentform. Das Korn ist das Äquivalent (das Wertgleiche) der anderen Ware – des Beils. Der Gebrauchswert der einen Ware – des Korns – wird somit zur Ausdrucksform des Werts der anderen Ware – des Beils.

Ursprünglich trug der bereits in der Urgesellschaft aufgekommene Austausch zufälligen Charakter und vollzog sich in Form des unmittelbaren Austauschs eines Produkts gegen ein anderes. Diesem Entwicklungsstadium des Austauschs entspricht die einfache oder zufällige Wertform:

1 Beil = 20 Kilogramm Korn.

Bei der einfachen Wertform kann der Wert des Beils nur im Gebrauchswert einer Ware, in unserem Beispiel – des Korns, ausgedrückt werden.

Mit dem Wachstum der gesellschaftlichen Arbeitsteilung wird der Austausch immer mehr zur Regel. Einzelne Stamme, zum Beispiel Viehzucht treibende Stämme, beginnen überschüssige Erzeugnisse der Viehwirtschaft zu produzieren, für die sie ihnen fehlende Erzeugnisse des Ackerbaus oder des Handwerks eintauschen. Dieser Entwicklungsstufe des Austauschs entspricht die totale oder entfaltete Wertform. Am Austausch sind jetzt nicht mehr nur zwei, sondern eine ganze Reihe von Waren beteiligt:

 =40 Kilogramm Korn
  oder
 =20 Meter Leinwand
1 Schaf oder
 =2 Beile
  oder
 =3 Gramm Gold
  usw.

Hier ist der Wert der Ware im Gebrauchswert nicht einer, sondern vieler Waren ausgedrückt, die als Äquivalent gelten. Gleichzeitig erhalten die quantitativen Verhältnisse, in denen sich die Waren austauschen, stetigeren Charakter. Jedoch bleibt bei dieser Entwicklungsstufe der unmittelbare Austausch einer Ware gegen eine andere noch bestehen.

Mit der weiteren Entwicklung der gesellschaftlichen Arbeitsteilung und der Warenproduktion erweist sich der unmittelbare Austausch einer Ware gegen eine andere als unzulänglich. Im Austauschprozess treten Schwierigkeiten auf, die sich aus dem Anwachsen der Widersprüche der Warenproduktion ergeben. Immer häufiger kommt es zu einer solchen Situation, dass zum Beispiel der Besitzer von Stiefeln ein Beil braucht, der Besitzer des Beils aber nicht Stiefel, sondern Korn benötigt: die beiden Warenproduzenten können zu keinem Übereinkommen gelangen. Daraufhin tauscht der Besitzer der Stiefel diese gegen eine Ware, die häufiger als die übrigen eingetauscht wird und nach der große Nachfrage besteht – also vielleicht gegen ein Schaf –, und gibt dieses Schaf sodann für das benötigte Beil hin. Der Besitzer des Beils aber, der für das Beil nun ein Schaf erhalten hat, tauscht dieses gegen Korn. Der unmittelbare Austausch einer Ware gegen eine andere hört allmählich auf und wird ersetzt durch den vermittelten Austausch. Aus dem Kreis der Waren sondert sich eine Ware aus, z.B. Vieh, gegen die sich mit der Zeit sämtliche anderen Waren austauschen. Dieser Entwicklungsstufe des Austauschs entspricht die allgemeine Wertform:

40 Kilogramm Korn= 
oder  
20 Meter Leinwand= 
oder 1 Schaf
2 Beile= 
oder  
3 Gramm Gold= 

Die allgemeine Wertform wird dadurch gekennzeichnet, dass sich allmählich sämtliche anderen Waren gegen die Ware austauschen, die die Rolle des allgemeinen Äquivalents spielt. Jedoch war auf dieser Entwicklungsstufe die Rolle des allgemeinen Äquivalents noch nicht mit einer bestimmten Ware verwachsen. In den verschiedenen Gegenden spielten verschiedenartige Waren die Rolle des allgemeinen Äquivalents. In bestimmten Gegenden war Vieh das allgemeine Äquivalent, in anderen Pelzwerk, in weiteren Salz usw.

Das weitere Wachstum der Produktivkräfte führte zur Entwicklung der Warenproduktion und zur Erweiterung des Marktes. Dass so viele Waren als allgemeines Äquivalent fungierten, widersprach mit der Zeit den Bedürfnissen des wachsenden Marktes, der den Übergang zu einem einheitlichen Äquivalent forderte. Diese Rolle eroberten sich allmählich die Edelmetalle Silber und Gold wegen ihrer hierfür hervorragenden Eigenschaften gleichförmig, teilbar, haltbar und hochwertig, also viel Arbeitskraft in wenig Raum darzustellen.[32]

Sobald die Rolle des allgemeinen Äquivalents mit einer bestimmten Ware, z.B. dem Golde verwachsen war, entstand die Geldform des Wertes:

40 Kilogramm Korn= 
oder  
20 Meter Leinwand= 
oder 3 Gramm Gold
2 Beile= 
oder  
1 Schaf= 

Nunmehr drückt sich der Wert sämtlicher Waren in Gold aus, das zum allgemeinen Äquivalent geworden ist.

5. Die Funktionen des Geldes.

In dem Maße, wie sich die Warenproduktion ausbreitet, entwickeln sich die Funktionen des Geldes. In der entwickelten Warenproduktion dient das Geld als: 1. Maß der Werte, 2. Zirkulationsmittel, 3. Akkumulationsmittel, 4. Zahlungsmittel und 5. Weltgeld.

Geld ist eine Ware, die als allgemeines Äquivalent sämtlicher anderen Waren fungiert; es verkörpert gesellschaftliche Arbeit und bringt die Produktionsverhältnisse der Warenproduzenten zum Ausdruck. Mit der Entstehung des Geldes verteilt sich die Warenwelt auf zwei Pole: an dem einen Pol verbleiben alle gewöhnlichen Waren, an dem anderen befindet sich die als Geld fungierende Ware.

Die Hauptfunktion des Geldes besteht darin, als Wertmaß der Waren zu dienen. Mit Hilfe des Geldes erfolgt die elementare Berechnung und Messung des Wertes, d.h. der gesellschaftlich notwendigen Arbeitszeit aller Waren.

Um die Funktion des Wertmaßes erfüllen zu können, muss das Geld selbst Ware sein, muss es Wert besitzen. Ebenso wie man die Schwere eines Körpers nur mit Hilfe von Gewichten messen kann, die eine bestimmte Schwere haben, kann auch der Wert der Ware nur mit Hilfe einer Ware gemessen werden, die Wert besitzt.

Die Messung des Wertes der Waren mit Hilfe des Geldes erfolgt, noch ehe sich der Austausch einer gegebenen Ware gegen Geld vollzieht. Um den Wert der Waren in Geld auszudrücken, muss man nicht bares Geld in der Hand haben. Wenn der Besitzer einer Ware für diese einen bestimmten Preis festlegt, drückt er den Wert der Ware in Gedanken oder, wie Marx sagt, ideell in Gold aus. Dies ist deswegen möglich, weil in der Wirklichkeit neben dem Wert des Goldes und dem der betreffenden Ware ein bestimmtes Verhältnis besteht, dem die zu ihrer Herstellung aufgewandte gesellschaftlich notwendige Arbeit zugrunde liegt.

Der in Geld ausgedrückte Wert der Ware ist ihr Preis. Der Preis ist der Geldausdruck des Werts der Ware.

Die Waren drücken ihren Wert in bestimmten Silber- oder Goldmengen aus. Diese Mengen der Geldware müssen ihrerseits gemessen sein. Daraus ergibt sich die Notwendigkeit einer Maßeinheit des Geldes. Diese Einheit ist eine bestimmte Gewichtsmenge des Geldmetalls.

In England z.B. heißt die Geldeinheit Pfund Sterling: einstmals hat sie einem Pfund Silber entsprochen. Später trennte sich die Geldeinheit von der Gewichtseinheit. Die Gründe dafür waren: die Einführung ausländischer Münzen, der Übergang vom Silber zum Gold und in der Hauptsache die Münzverfälschung der Regierungen, die das Gewicht der Münzen allmählich herabsetzten. Um die Geldeinheiten besser messen zu können, unterteilt man sie: den Rubel in 100 Kopeken, den Dollar in 100 Cent, den Frank in 100 Centimes usw.

Die Geldeinheit mit ihren Unterteilungen dient als Maßstab der Preise. In dieser Eigenschaft spielt das Geld eine völlig andere Rolle als in der Eigenschaft des Wertmaßes. Als Maß der Werte misst das Geld den Wert der anderen Waren, in der Eigenschaft des Maßstabs der Preise jedoch misst es die Menge des Geldmetalls selbst. Der Wert der Geldware verändert sich, sobald sich die zu ihrer Herstellung benötigte gesellschaftlich notwendige Arbeitsmenge verändert. Die Wertveränderung des Goldes wirkt sich nicht auf seine Funktion als Maßstab der Preise aus. Wie sich der Wert des Goldes auch immer verändern möge, der Dollar besitzt immer l00mal mehr Wert als der Cent.

Der Staat kann wohl den Goldgehalt der Geldeinheit, nicht aber das Wertverhältnis zwischen dem Gold und den übrigen Waren ändern. Wenn der Staat die in der Geldeinheit enthaltene Goldmenge verringert, d.h. deren Goldgehalt herabsetzt, dann wird der Markt darauf mit einer Preissteigerung reagieren; der Wert der Ware wird sich nach wie vor in der Goldmenge ausdrücken, die der zur Herstellung dieser Ware aufgewandten Arbeit entspricht. Jedoch sind in diesem Fall für den Ausdruck der gleichen Menge Goldes mehr Geldeinheiten erforderlich als vorher.

Die Warenpreise können steigen oder fallen unter dem Einfluss eines Wechsels sowohl der Warenwerte als auch des Goldwerts. Der Wert des Goldes hängt wie der aller übrigen Waren von der Arbeitsproduktivität ab. So hat die Entdeckung Amerikas mit seinen reichen Goldfeldern und insbesondere die Entdeckung der brasilianischen Goldvorkommen im 17. Jahrhundert zu einer Revolution der Preise geführt. In Amerika wurde Gold mit geringerem Arbeitsaufwand gefördert als in Europa. Der Zustrom des billigeren amerikanischen Goldes nach Europa bewirkte eine allgemeine Preissteigerung.

Das Geld übt die Funktion des Zirkulationsmittels aus. Der sich mit Hilfe des Geldes vollziehende Austausch der Waren heißt Warenzirkulation. Die Warenzirkulation hängt untrennbar mit der Zirkulation des Geldes selbst zusammen: sobald die Ware aus der Hand des Verkäufers in die des Käufer übergeht, geht das Geld aus der Hand des Käufers in die des Verkäufers über. Die Funktion des Geldes als Zirkulationsmittel besteht darin, dass es im Zirkulationsprozess der Waren als Vermittler auftritt. Um diese Funktion erfüllen zu können, muss das Geld wirklich vorhanden sein.

Ursprünglich trat das Geld beim Warenaustausch unmittelbar in Form von Silber oder Goldbarren auf. Dies führte zu Schwierigkeiten beim Austausch, da sich die Notwendigkeit ergab, das Geldmetall zu wiegen, es in kleine Teile zu zerlegen und den Feingehalt festzustellen. Allmählich wurden die Barren durch Münzen ersetzt. Die Münze ist ein Metallstück von bestimmter Form, bestimmtem Gewicht und Wert, das als gesetzliches Zirkulationsmittel dient. Die Münzprägung war (und ist) in der Hand des Staates konzentriert.

Im Zirkulationsprozess werden die Münzen abgegriffen und verlieren einen Teil ihres Werts. Die Praxis der Geldzirkulation hat bewiesen, dass abgenutzte Münzen die Funktion des Zirkulationsmittels ebenso gut wie vollwertige Münzen erfüllen können. Dies erklärt sich daraus, dass das Geld in der Funktion des Zirkulationsmittels eine flüchtige Rolle spielt. In der Regel erhält der Verkäufer einer Ware im Austausch gegen diese Geld, um mit diesem Geld eine andere Ware zu kaufen. Folglich muss das Geld in der Eigenschaft als Zirkulationsmittel nicht unbedingt eigenen Wert besitzen.

Aus der Erkenntnis heraus, dass auch abgenutzte Münzen zu zirkulieren vermögen, begannen die Regierungen die Münzen bewusst zu verschlechtern, ihr Gewicht zu verringern und den Feingehalt des Geldmetalls herabzusetzen, ohne dabei den Nominalwert der Münze, das heißt die Menge der auf ihr vermerkten Geldeinheiten, zu verändern. Die Münzen wurden immer mehr zu Wertzeichen, zu Geldzeichen. Der wirkliche Wert der Münze ist weitaus geringer als ihr Nominalwert, d.h. der durch sie repräsentierte Wert.

Die Verdoppelung der Ware in Ware und Geld kennzeichnet die Entwicklung der Widersprüche der Warenproduktion. Beim unmittelbaren Austausch einer Ware gegen eine andere trägt jeder solche Akt isolierten Charakter, ist der Verkauf nicht vom Kauf zu trennen. Etwas anderes ist der Austausch mit Hilfe des Geldes, d.h. die Warenzirkulation. Hier bedingt der Austausch den allseitigen Zusammenhang der Warenproduzenten und die ständige Verflechtung ihrer Tauschgeschäfte. Er bietet die Möglichkeit, den Verkauf vom Kauf zu trennen. Der Warenproduzent kann seine Ware verkaufen und das erlöste Geld zeitweilig zurückhalten. Sobald viele Warenproduzenten verkaufen, ohne zu kaufen, kann eine Absatzstockung eintreten. Somit schließt bereits die einfache Warenzirkulation die Möglichkeit der Krisen ein. Damit diese Möglichkeit jedoch zu einer Notwendigkeit wird, bedarf es einer Reihe von Voraussetzungen, die sich erst mit dem Übergang zur kapitalistischen Produktionsweise herausbildeten.

Das Geld übt die Funktion des Akkumulationsmittels oder Mittels der Schatzbildung aus. Da das Geld allgemeine Verkörperung des Reichtums ist, kann es sich jederzeit in jede beliebige Ware verwandeln. Geld verwandelt sich dann in Schatz, wenn es der Zirkulation entzogen wird. Es kann in jeder beliebigen Menge aufgespeichert werden. Die Warenproduzenten häufen Geld z.B. an, um Produktionsmittel zu kaufen oder Ersparnisse zu machen. Die Funktion des Schatzes kann nur vollwertiges Geld erfüllen: Gold- und Silbermünzen, Gold- und Silberbarren sowie Gegenstände ans Gold und Silber.

Das Geld übt die Funktion des Zahlungsmittels aus. Zahlungsmittel ist das Geld dann, wenn Kauf und Verkauf der Ware gegen Kredit geschieht, d.h. wenn die Zahlung gestundet wird. Beim Kauf auf Kredit geht die Ware aus der Hand des Verkäufers in die des Käufers über, ohne dass die gekaufte Ware auf der Stelle bezahlt wird. Sobald die Zahlung fällig geworden ist, zahlt der Käufer dem Verkäufer das Geld, ohne dass Ware übergeben wird, denn dies ist bereits geschehen. Zahlungsmittel ist das Geld ferner bei der Zahlung von Steuern, Grundrente usw.

Die Funktion des Geldes als Zahlungsmittel bringt die Weiterentwicklung der Widersprüche der Warenproduktion zum Ausdruck. Der Zusammenhang zwischen den einzelnen Warenproduzenten gewinnt an Ausdehnung; es wächst die gegenseitige Abhängigkeit. Jetzt wird der Käufer zum Schuldner und der Verkäufer zum Gläubiger. Wenn viele Warenbesitzer Waren auf Kredit kaufen, kann die Zahlungsunfähigkeit eines oder mehrerer Schuldner am Fälligkeitstermin sich auf eine ganze Kette von Schuldverpflichtungen auswirken und den Bankrott einer Reihe von Warenbesitzern herbeiführen, die durch Kreditverpflichtungen miteinander verbunden sind. Auf diese Weise verstärkt sich die Möglichkeit der Krisen, die schon in der Funktion des Geldes als Zirkulationsmittel angelegt ist.

Die Analyse der Funktionen des Geldes als Zirkulationsmittel und als Zahlungsmittel gestattet, das Gesetz darzulegen, das die für die Warenzirkulation erforderliche Geldmasse bestimmt.

Waren werden gleichzeitig an vielen Orten verkauft und gekauft. Die in einem gegebenen Zeitabschnitt für die Zirkulation erforderliche Geldmasse hängt zunächst von der Preissumme der zirkulierenden Waren ab, die ihrerseits durch die Warenmasse und den Preis einer jeden einzelnen Ware bestimmt wird. Außerdem ist die Geschwindigkeit des Geldumlaufs zu berücksichtigen. Je rascher das Geld umläuft, desto geringer ist die für die Zirkulation benötigte Geldmasse, und umgekehrt. Wenn z.B. im Verlauf eines bestimmten Zeitabschnittes – vielleicht eines Jahres – für eine Milliarde Dollar Waren verkauft werden und jeder Dollar im Durchschnitt 5mal umläuft, dann sind für die Zirkulation der gesamten Warenmenge 200 Millionen Dollar erforderlich.

Durch den Kredit, den die Warenproduzenten einander einräumen, verringert sich der Bedarf an Geld um die Preissumme der Waren, die auf Kredit verkauft werden, und um die Summe der sich ausgleichenden Zahlungen. Bargeld wird nur für die Bezahlung der fälligen Schuldverpflichtungen benötigt.

Somit besteht das Gesetz der Geldzirkulation darin, dass die für die Warenzirkulation erforderliche Geldmasse gleich sein muss der Preissumme sämtlicher Waren, geteilt durch die durchschnittliche Umlaufsanzahl gleichnamiger Geldstücke. Bei Kauf von Waren auf Kredit verringert sich die benötigte Geldmasse, da gilt:

(Preis der auf Kredit verkauften Waren) =
(Summe der sich ausgleichenden Zahlungen) + (fällige Zahlungen)

Nur die fälligen Zahlungen müssen für die Bestimmung der Geldmasse berücksichtigt werden.

Dieses Gesetz hat allgemeine Bedeutung für sämtliche Gesellschaftsformationen mit Warenproduktion und -zirkulation.

Das Geld dient schließlich als Weltgeld im Umlauf zwischen den einzelnen Ländern. Nichtvollwertige Münzen oder Papiergeld können die Rolle des Weltgeldes nicht übernehmen. Auf dem Weltmarkt streift das Geld die Münzform ab und nimmt die ursprüngliche Form von Edelmetallbarren an. Auf dem Weltmarkt ist das Gold im Umlauf zwischen den Ländern allgemeines Kaufmittel, allgemeines Zahlungsmittel und allgemeine Verkörperung des gesellschaftlichen Reichtums.

Die Entwicklung der Geldfunktionen bringt das Wachstum der Warenproduktion und ihrer Widersprüche zum Ausdruck. Das Geld wird in der Warenproduktion zum Mittel der Ausbeutung des Menschen durch den Menschen.

6. Gold und Papiergeld.

Wenn Goldmünzen als Geld fungieren, passt sich ihre Menge elementar den Bedürfnissen der Warenzirkulation an. Wenn die Produktion von Waren sich verringert und die Warenzirkulation schrumpft, fällt ein Teil der Goldmünzen aus der Zirkulation heraus und verwandelt sich in Schatz. Wenn die Produktion jedoch erweitert wird und die Warenzirkulation anwächst, treten diese Münzen erneut in die Zirkulation ein.

In der entwickelten Warenproduktion wird die Goldmünze bei Käufen und Zahlungen häufig durch Papiergeld ersetzt. Die Emission von Papiergeld ergab sich aus der Praxis der Zirkulation abgenutzter und entwerteter Münzen, die sich in Goldzeichen, in Geldzeichen verwandelten.

Papiergeld sind vom Staat emittierte Geldzeichen mit Zwangskurs, die das Gold in seiner Funktion als Zirkulationsmittel ersetzen. Papiergeld hat keinen eigenen Wert und kann daher nicht als Wertmaß der Waren fungieren. Wieviel Papiergeld auch emittiert werden möge, es repräsentiert stets nur den Wert der Goldmasse, die für die Warenzirkulation erforderlich ist. Papiergeld wird nicht gegen Gold eingewechselt.

Wenn Papiergeld in Übereinstimmung mit der für die Zirkulation erforderlichen Goldmasse emittiert wird, entspricht die Kaufkraft des Papiergeldes – d.h. die Warenmenge, die man dafür kaufen kann – der Kaufkraft des Goldgeldes. Im allgemeinen aber und insbesondere in Kriegszeiten sowie bei Krisen und sonstigen Erschütterungen emittiert der Staat Papiergeld, um seine Ausgaben zu decken, ohne dabei die Bedürfnisse der Warenzirkulation zu berücksichtigen. Bei Einschränkung der Produktion und der Warenzirkulation oder bei Emission einer übermäßig großen Papiergeldmenge übersteigt diese die für die Zirkulation erforderliche Goldmasse. Angenommen, es sei doppelt soviel Geld emittiert worden, als erforderlich ist. In diesem Falle wird jede Papiergeldeinheit (Dollar, Mark, Frank usw.) die halbe Goldmenge repräsentieren, d.h., das Papiergeld ist nur noch die Hälfte wert.

Die ersten Versuche zur Herausgabe von Papiergeld wurden bereits Ende den 17., Anfang des 18. Jahrhunderts unternommen: in den USA im Jahre 1692 (im Zusammenhang mit dem Krieg gegen Kanada), in Frankreich im Jahre 1716. England ging während der Napoleonischen Kriege zur Emission von Papiergeld über. In Russland ist Papiergeld erstmalig unter Katharina II. emittiert worden.

Die übermäßige Emission von Papiergeld, die seine Entwertung zur Folge hat und von den herrschenden Klassen dazu ausgenutzt wird, die staatlichen Ausgaben auf die Schultern der werktätigen Massen abzuwälzen und die Ausbeutung zu verstärken, heißt Inflation. Die von einer Preissteigerung begleitete Inflation trifft am schwersten die Werktätigen, weil die Löhne und Gehälter der Arbeiter und Angestellten hinter den steigenden Preisen zurückbleiben. An der Inflation bereichern sich die Kapitalisten und die Gutsbesitzer. [33]

7. Das Wertgesetz als ökonomisches Gesetz der Warenproduktion.

In der auf dem Privateigentum beruhenden Warenwirtschaft werden die Waren von isolierten Privatproduzenten hergestellt. Zwischen den Warenproduzenten herrscht Konkurrenzkampf; jeder sucht den anderen zu verdrängen und seine Position auf dem Markt zu behaupten und auszubauen. Der Produktion liegt kein Gesamtplan zugrunde. Jeder produziert isoliert, unabhängig von den anderen. Niemand weiß, wie groß der Bedarf für die von ihm hergestellte Ware ist und wie viele andere Warenproduzenten die gleiche Ware herstellen, ob er die Ware auf dem Markt absetzen kann und ob ihm sein Arbeitsaufwand ersetzt wird. Mit der Entwicklung der Warenproduktion verstärkt sich die Gewalt des Marktes über die Warenproduzenten immer mehr.

Dies bedeutet, dass in der Warenproduktion das ökonomische Gesetz der Konkurrenz und der Anarchie der Produktion wirksam ist. Dieses Gesetz bringt den elementaren Charakter der Produktion und des Austauschs, den Kampf zwischen den privaten Warenproduzenten um günstigere Bedingungen für die Produktion und den Verkauf der Waren zum Ausdruck. Unter diesen Bedingungen tritt als elementarer Regulator der Produktion das Wertgesetz auf, das sich mit Hilfe der Marktkonkurrenz durchsetzt.

Das Wertgesetz ist das ökonomische Gesetz der Warenproduktion, dem zufolge sich die Waren entsprechend der zu ihrer Herstellung aufgewandten gesellschaftlich notwendigen Arbeitsmenge austauschen.

Das Wertgesetz reguliert die Verteilung der gesellschaftlichen Arbeit und der Produktionsmittel auf die verschiedenen Zweige der Warenwirtschaft elementar vermittels des Preismechanismus. Unter dem Einfluss der Schwankungen im Verhältnis von Angebot und Nachfrage weichen die Preise der Waren ständig nach oben oder nach unten von ihrem Wert ab. Die Abweichungen der Preise vom Wert sind nicht das Ergebnis eines fehlerhaften Wirkens des Wertgesetzes, sondern im Gegenteil die einzig mögliche Art der Durchsetzung des Wertgesetzes. In einer Gesellschaft, in der sich die Produktion in den Händen von Privateigentümern befindet, die aufs Geratewohl produzieren, lassen nur die elementaren Preisschwankungen auf dem Markt den Warenproduzenten wissen, welche Produkte in zu großer oder zu geringer Menge im Vergleich zur kaufkräftigen Nachfrage der Bevölkerung produziert wurden. Erst die elementaren Schwankungen der Preise um den Wert veranlassen die Warenproduzenten, die Produktion dieser oder jener Waren zu erweitern oder einzuschränken. Unter dem Einfluss der Preisschwankungen wenden sich die Warenproduzenten den Zweigen zu, die ihnen im gegebenen Moment günstigere Aussichten bieten.

Auf der Grundlage des Wertgesetzes vollzieht sich die Entwicklung der Produktivkräfte der Warenwirtschaft. Bekanntlich wird die Wertgröße der Ware durch die gesellschaftlich notwendige Arbeit bestimmt. Diejenigen Warenproduzenten, die als erste eine höher entwickelte Technik anwenden, produzieren ihre Ware mit einem Aufwand, der unter dem gesellschaftlich notwendigen Aufwand liegt, aber sie verkaufen diese Waren zu Preisen, die der gesellschaftlich notwendigen Arbeit entsprechen. Beim Verkauf der Waren erzielen sie einen Überschuss an Geld und werden reicher. Dies veranlasst die übrigen Warenproduzenten, in ihren Betrieben technische Vervollkommnungen vorzunehmen. Somit treiben die isolierten Handlungen der einzelnen Warenproduzenten, die auf ihren persönlichen Vorteil bedacht sind, den technischen Fortschritt voran und fördern die Entwicklung der Produktivkräfte der Gesellschaft.

Infolge der Konkurrenz und der Anarchie der Produktion vollzieht sich die Verteilung der Arbeit und der Produktionsmittel auf die einzelnen Wirtschaftszweige und die Entwicklung der Produktivkräfte in der Warenwirtschaft um den Preis großer Verluste an gesellschaftlicher Arbeit. Dies bewirkt eine zunehmende Zuspitzung der Widersprüche dieser Wirtschaft.

Unter diesen Bedingungen der Warenproduktion führt das Wirken des Wertgesetzes zur Entstehung und Entwicklung kapitalistischer Verhältnisse. Die elementaren Schwankungen der Marktpreise um den Wert, die Abweichungen der individuellen Aufwendungen an Arbeit von der gesellschaftlich notwendigen Arbeit, die die Wertgröße der Ware bestimmt, verschärfen die ökonomische Ungleichheit und den Kampf zwischen den Warenproduzenten. Der Konkurrenzkampf führt dazu, dass die einen Warenproduzenten ruiniert werden und zugrunde gehen, während die anderen sich bereichern. Das Wirken des Wertgesetzes zieht somit die Differenzierung der Warenproduzenten nach sich. „...die Kleinproduktion aber erzeugt unausgesetzt, täglich, stündlich, elementar und im Massenumfang Kapitalismus und Bourgeoisie.“[34]

8. Der Warenfetischismus.

Unter den Bedingungen der Warenproduktion zeigt sich der im Produktionsprozess bestehende gesellschaftliche Zusammenhang zwischen den Menschen erst durch die Vermittlung des Austauschs der Sachen als Waren. Das Schicksal der Warenproduzenten hängt eng mit dem Schicksal der von ihnen geschaffenen Sachen als Waren zusammen. Die Warenpreise verändern sich ständig unabhängig vom Willen und Bewusstsein der Menschen, und dabei ist das Preisniveau für die Warenproduzenten nicht selten eine Lebensfrage.

Die Verhältnisse der Sachen verbergen die gesellschaftlichen Verhältnisse der Menschen. So bringt der Wert der Ware das gesellschaftliche Verhältnis der Warenproduzenten zum Ausdruck, doch erscheint er als eine ebenso natürliche Eigenschaft der Ware wie etwa deren Farbe oder Gewicht.

Somit treten in der Warenwirtschaft die Produktionsverhältnisse der Menschen unvermeidlich als Verhältnisse zwischen Sachen in Warengestalt in Erscheinung. In dieser Versachlichung der Produktionsverhältnisse besteht eben der für die Warenproduktion charakteristische Warenfetischismus.[35]

Besonders deutlich tritt der Warenfetischismus im Geld zutage. In der Warenwirtschaft ist das Geld eine gewaltige Kraft, die dem Besitzer Macht über die Menschen gibt. Für Geld kann man alles kaufen. Es entsteht der Anschein, als sei diese Fähigkeit, alles kaufen zu können, eine natürliche Eigenschaft des Goldes, während sie in Wirklichkeit das Ergebnis historischer besonderer gesellschaftlicher Verhältnisse ist.

Der Warenfetischismus ist tief in der Warenproduktion verwurzelt, in der die Arbeit der Warenproduzenten unmittelbar als private Arbeit auftritt und ihr gesellschaftlicher Charakter sich erst im Austausch der Waren zeigt. Erst mit der Beseitigung des Privateigentums an den Produktionsmitteln verschwindet auch der Warenfetischismus.

9. Kurze Zusammenfassung

1. Ausgangspunkt der Entstehung des Kapitalismus war die einfache Warenproduktion der Handwerker und Bauern. Die einfache Warenproduktion unterscheidet sich dadurch von der kapitalistischen Produktion, dass sie auf der persönlichen Arbeit des Warenproduzenten beruht. Dabei ist sie in ihrer Grundlage von gleichem Typus wie die kapitalistische Produktion, da sie auf dem Privateigentum an den Produktionsmitteln beruht. Im Kapitalismus, in dem nicht nur die Arbeitsprodukte, sondern auch die Arbeitskraft zu Ware werden, nimmt die Warenproduktion herrschenden, allgemeinen Charakter an.

2. Die Ware ist ein für den Austausch hergestelltes Produkt. Sie ist einerseits Gebrauchswert und anderseits Wert. Die die Ware schaffende Arbeit trägt Doppelcharakter. Konkrete Arbeit ist in bestimmter Form aufgewandte Arbeit; sie schafft den Gebrauchswert der Ware. Abstrakte Arbeit ist Verausgabung menschlicher Arbeitskraft überhaupt; sie schafft den Wert der Ware.

3. Der Widerspruch der einfachen Warenproduktion besteht darin, dass die Arbeit der Warenproduzenten, die unmittelbar deren Privatangelegenheit ist, zugleich gesellschaftlichen Charakter trägt. Der Wert ist die in der Ware verkörperte gesellschaftlich notwendige Arbeit der Warenproduzenten. Der Wert ist eine nur der Warenwirtschaft eigene historische Kategorie.

4. Die Entwicklung der Widersprüche der Warenproduktion führt dazu, dass sich aus dem Kreis der Waren elementar eine bestimmte Ware aussondert, die zu Geld wird. Geld ist die Ware, die die Rolle des allgemeinen Äquivalents spielt. Das Geld hat folgende Funktionen: 1. Maß der Werte, 2. Zirkulationsmittel, 3. Akkumulationsmittel, 4. Zahlungsmittel und 5. Weltgeld.

5. Mit dem Wachstum der Geldzirkulation kommt das Papiergeld auf. Papiergeld, das keinen eigenen Wert hat, ist das Zeichen für Metallgeld und ersetzt dieses in seiner Eigenschaft als Zirkulationsmittel. Die übermäßige Emission von Papiergeld, die seine Entwertung (Inflation) bewirkt, führt zur Senkung des Lebensstandards der Werktätigen.

6. In der auf dem Privateigentum an den Produktionsmitteln beruhenden Warenwirtschaft ist das Wertgesetz der elementare Regulator. Das Wertgesetz reguliert die Verteilung der gesellschaftlichen Arbeit und den Austausch der Waren mittels ständiger Preisschwankungen. Das Wirken des Wertgesetzes führt zur Differenzierung der kleinen Warenproduzenten und zur Entwicklung kapitalistischer Verhältnisse.