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Die Warenwirtschaft im Sozialismus

1. Die Rolle des Handels im Sozialismus.
2. Die Hauptformen des Handels im Sozialismus.
3. Preise und Zirkulationskosten im staatlichen und genossenschaftlichen Handel.
4. Der Außenhandel.
5. Kurze Zusammenfassung

1. Die Rolle des Handels im Sozialismus.

Der Handel im Sozialismus unterscheidet sich grundlegend vom kapitalistischen Handel. Sozialistischer Handel ist Handel ohne Kapitalisten und Spekulanten. Mit der Errichtung der uneingeschränkten Herrschaft des sozialistischen Eigentums in allen Bereichen der Volkswirtschaft sind die Existenzbedingungen für Kategorien wie Handelskapital, Handelsprofit u.a. verschwunden.

Im Sozialismus steht der Handel im Dienst der Gesellschaft. Er wird in Übereinstimmung mit den Erfordernissen des ökonomischen Grundgesetzes des Sozialismus betrieben – mit dem Ziel, die wachsenden Bedürfnisse der Gesellschaft möglichst vollständig zu befriedigen, im Gegensatz zum kapitalistischen Handel, der, als Funktion des Handelskapitals, aus Profitstreben betrieben wird.

In der sozialistischen Gesellschaft gelangt die Hauptmasse der erzeugten Massenbedarfsgüter über die Warenzirkulation (den Handel) an die Bevölkerung. Für den Kauf von Gegenständen des persönlichen Bedarfs wird der überwiegende Teil der Einnahmen der Bevölkerung verausgabt. Nur ein relativ geringer Teil der Gegenstände des persönlichen Bedarfs wird unmittelbar, ohne Inanspruchnahme des Warenumlaufs, d.h. in Naturalien verteilt. Das gilt z.B. für Produkte, die an Kollektivbauern nach Arbeitseinheiten ausgegeben werden, für Schulbücher oder Medikamente, die aus gesellschaftlichen Fonds verteilt werden.

Über das System des Handels erwerben die Kollektivwirtschaften Gegenstände, die für die Produktion bestimmt sind, wie verschiedenes Inventar, Elektroausrüstungen, Brennstoffe, Baustoffe, Kraftwagen usw. Zum Warenumsatz gehören weiter die Erfassung und der Aufkauf landwirtschaftlicher Erzeugnisse.

Der Handel ist in der ersten Phase des Kommunismus die Hauptform der Verteilung der Massenbedarfsgüter auf die Mitglieder der Gesellschaft.

Der sozialistische Handel ist eine Form des wirtschaftlichen Zusammenschlusses zwischen Stadt und Land. Er stellt ein lebenswichtiges Bindeglied im System der ökonomischen Beziehungen zwischen der staatlichen Industrie und der kollektivwirtschaftlichen Landwirtschaft dar. Die Entwicklung des Handelsbündnisses zwischen Stadt und Land ist eine unerlässliche Bedingung für die Festigung des Bündnisses der Arbeiterklasse mit der Bauernschaft, d.h. für die Versorgung der städtischen und der ländlichen Bevölkerung mit Konsumgütern und der Industrie mit landwirtschaftlichen Rohstoffen.

„Damit sich das Wirtschaftsleben des Landes voll entfalten könne, Industrie und Landwirtschaft aber einen Ansporn zur weiteren Steigerung ihrer Produktion erhalten, bedarf es noch einer Bedingung, nämlich eines entfalteten Warenumsatzes zwischen Stadt und Land, zwischen den einzelnen Bezirken und Gebieten des Landes, zwischen den verschiedenen Zweigen der Volkswirtschaft. Das Land muss mit einem dichten Netz von Warenlagern, Läden, Verkaufsstellen überzogen werden. Es ist notwendig, dass die Waren durch die Kanäle dieser Warenlager, Läden und Verkaufsstellen unaufhörlich von den Produktionsstätten zum Verbraucher zirkulieren.“[181]

Der sozialistische Handel verbindet die Produktion mit der Konsumtion, indem er die zunehmende Produktion von Industrie und Landwirtschaft an den Verbraucher und die wachsende Nachfrage der Bevölkerung an die sozialistische Produktion heranträgt. Im Kapitalismus wird die Verbindung zwischen Produktion und Konsumtion über den elementar wirkenden Marktmechanismus hergestellt. Im Sozialismus ist es dem Handel dank der Wirkung des Gesetzes der planmäßigen (proportionalen) Entwicklung der Volkswirtschaft möglich, die Produktion und die Konsumtion planmäßig und krisenfrei zu koordinieren.

Der sozialistische Handel stützt sich einerseits auf die ununterbrochene Erweiterung der sozialistischen Produktion und anderseits auf das stetige Wachstum der Bedürfnisse und der Kaufkraft der Massen. Die Hebung des Wohlstands, das Wachstum der Geldeinnahmen der Werktätigen und die systematische Senkung der Warenpreise schaffen eine sich ständig erweiternde Nachfrage nach Erzeugnissen von Industrie und Landwirtschaft. Ebendeshalb kennt der sozialistische Handel die dem Kapitalismus eigenen Realisierungsschwierigkeiten und Absatzkrisen nicht.

Der sozialistische Staat und seine Organe bestimmen mittels Plan Umfang und Struktur der Produktion von Massenbedarfsgütern, Quellen und Größe der Warenfonds sowie die rationellen Wege der Warenbewegung, sie planen das Handelsnetz und seine Standortverteilung. Ihnen obliegt die gebietsmäßige Verteilung der Warenressourcen unter Berücksichtigung der Kaufkraft der Bevölkerung und der Zusammensetzung ihrer Einnahmen und Ausgaben.

Die Entwicklung des sozialistischen Handels verlangt, die Nachfrage der Bevölkerung, die Geschmacksrichtung der Verbraucher, die nationalen und örtlichen Besonderheiten, die klimatischen und saisonalen Bedingungen usw. zu berücksichtigen. Nur so kann eine richtige Planung des Umsatzes gewährleistet werden, damit die in jedem Gebiet eintreffenden Erzeugnisse nicht nur wertmäßig, sondern auch dem konkreten Sortiment, d.h. ihrem Gebrauchswert nach, der Nachfrage entsprechen.

Die hohe Kaufkraft der Bevölkerung im Sozialismus bedeutet keineswegs, dass der Absatz aller Artikel automatisch gesichert wäre. Mit wachsendem Wohlstand werden die Bedürfnisse vielseitiger, und die Bevölkerung stellt an die Qualität der Waren immer höhere Ansprüche. Von den Handelsorganisationen wird verlangt, sich den Nachfrageänderungen schnell anzupassen, keine mechanische Warenverteilung und Fehler in der Warenbelieferung einzelner Bezirke zu dulden, die Verkaufskultur zu verbessern, das Einkaufen bequem zu gestalten und auf die Zeit des Käufers Rücksicht zu nehmen.

Eine weitere Funktion des sozialistischen Handels besteht darin, aktiv auf die Produktion einzuwirken, um die Gütererzeugung entsprechend der Nachfrage der Bevölkerung zu gestalten, die Qualität der Produkte zu heben und das Sortiment zu erweitern und zu verbessern. Die wichtigsten Hebel des sozialistischen Handels sind: Wirtschaftsverträge, die zwischen Handels- und Industrieorganisationen über die Lieferung von bestimmten, nach Sortiment und Qualität festgelegten Erzeugnissen abgeschlossen werden, weitgehende Anwendung des Systems der Vorbestellung der Handelsorganisationen bei der Industrie, sorgfältige Kontrolle der eingehenden Lieferungen und Anwendung von Vertragsstrafen bei Verstößen gegen die Vertragsbedingungen einschließlich der Verweigerung der Annahme minderwertiger Erzeugnisse.

Der sozialistische Handel wirkt aktiv auf die Bildung der Verbrauchernachfrage ein und fördert die Verbreitung neuer Waren. Dabei bedient er sich der Reklame, die den Verbraucher – im Gegensatz zur kapitalistischen Werbung – über den Gebrauchswert einer bestimmten Ware unterrichtet. Weitere Faktoren der Nachfragebildung sind die Höhe und das Verhältnis der Preise.

Die Arbeitsteilung zwischen Produktions- und Handelsorganisationen, bei der die Funktion der Warenzirkulation den Handels- und Erfassungsorganisationen zugewiesen ist, erbringt der sozialistischen Gesellschaft großen Nutzen, da sie den Umlauf des gesellschaftlichen Produkts beschleunigt und die in der Zirkulationssphäre befindlichen Mittel reduziert.

Außer der Funktion der Warenzirkulation obliegen den Handels- und Erfassungsorganisationen auch die Beförderung, Lagerung, das Sortieren und Verpacken der Waren, also die Fortsetzung bestimmter Produktionsprozesse in der Zirkulationssphäre.

Die Entwicklung des Handels ist wichtig für die Sicherung der persönlichen materiellen Interessiertheit der Werktätigen an den Ergebnissen ihrer Arbeit und an der Steigerung der Arbeitsproduktivität. Der sozialistische Handel ist eine unerlässliche Bedingung für die Verwirklichung des Leistungsprinzips, denn die Werktätigen realisieren ihre Geldeinnahmen über den Handel. Von dessen Entwicklung und der Verbesserung der Verkaufskultur hängt es in vieler Hinsicht ab, ob die Bedürfnisse der Werktätigen entsprechend ihren Einnahmen befriedigt werden.

Vom Tempo des Warenabsatzes hängt in vieler Hinsicht die Umschlagsgeschwindigkeit der Mittel in der gesamten Volkswirtschaft ab. Über den Handel erhält die Industrie für Massenbedarfsgüter die Geldmittel, die den Aufwand decken und das Reineinkommen der Betriebe sowie das zentralisierte Reineinkommen des Staates bilden. Der reibungslose Absatz über den sozialistischen Handel gibt die Gewähr, dass die für die gesamte Volkswirtschaft bestimmten Geldmittel rechtzeitig dem gesamtstaatlichen Fonds zufließen. Aus dem Verkauf ihrer Produktion erzielen die Kollektivwirtschaften und die Kollektivbauern die Geldeinkünfte, die der Festigung und Weiterentwicklung ihrer Wirtschaften und der Befriedigung ihrer persönlichen Bedürfnisse dienen.

Die Entfaltung des sozialistischen Handels und die stetige Vergrößerung der Produktenmasse, die zu Planpreisen verkauft wird, sind eine überaus wichtige Bedingung für die Festigung der Stabilität der sozialistischen Binnenwährung.

Mit der Entwicklung der sozialistischen Produktion und der Hebung des Wohlstands der Bevölkerung wird der Warenumsatz erweitert und seine Struktur verbessert; der Anteil der Waren höherer Qualität und besserer Sorten nimmt zu, die Auswahl wird reicher.

Der allmähliche Übergang vom Sozialismus zum Kommunismus erfordert die Verbesserung des sozialistischen Handels zur umfassenden Versorgung der Bevölkerung sowie zur immer genaueren Erfassung ihrer realen Bedürfnisse. Dabei besteht eine Besonderheit des sozialistischen Handels darin, dass er nicht als Mittel zur Bereicherung dienen kann, da das Geld zunehmend zum reinen Rechen- und Kontrollmittel absinkt und dass der Handel – die gesellschaftliche Verteilung der Produkte – zunehmend nur noch mittels Buchführung sowie Bedarfs- und Abgabeerfassung und damit nicht mehr als geldbasierter Warenumsatz vor sich gehen kann.

2. Die Hauptformen des Handels im Sozialismus.

Im Sozialismus gibt es drei Handelsformen: 1. den staatlichen Handel, 2. den genossenschaftlichen Handel und 3. den kollektivwirtschaftlichen Handel.

Die entscheidende Rolle spielt sowohl im Groß- als auch im Einzelhandel der staatliche Handel. In den Händen des sozialistischen Staates ist die überwiegende Warenmasse des Landes konzentriert. Die Handelsorganisationen erhalten den Hauptteil der Waren von der staatlichen Industrie. Diese Waren gelangen in der Regel über den Großhandel in den Einzelhandel und werden dort an die Bevölkerung verkauft.

Die Hauptquelle für die Rohstoffversorgung der Konsumgüterindustrie und Grundlage der Lebensmittelversorgung der Bevölkerung ist die staatliche Erfassung und der Aufkauf landwirtschaftlicher Erzeugnisse bei den Kollektivwirtschaften. Eine bedeutende Quelle für Lebensmittel und landwirtschaftliche Rohstoffe ist auch in der Produktion der Staatsgüter und im Naturalentgelt für die Arbeit der MTS gegeben.

Der staatliche Handel mit Waren des persönlichen Bedarfs wird über das Handelsnetz (Warenhäuser, Verkaufsstellen, Lager usw.) der Handelsministerien der UdSSR und der Unionsrepubliken, über die Verwaltungen für Arbeiterversorgung im Verkehrswesen, im Kohlenbergbau, in der Erdöl- und der metallurgischen Industrie sowie in anderen Industriezweigen und über das spezialisierte Handelsnetz einiger Ministerien getätigt, die Erzeugnisse ihrer eigenen Betriebe absetzen.

Der genossenschaftliche Handel wird von den Handelsbetrieben der Konsum- und der Gewerbegenossenschaft betrieben. Die Mittel der genossenschaftlichen Organisationen sind genossenschaftliches Eigentum der Genossenschaftsmitglieder.

Die Konsumgenossenschaft versorgt vor allem die ländliche Bevölkerung und ist die wichtigste Handelsorganisation im Dorf. Außerdem kauft die ländliche Bevölkerung einen Teil der Waren in der Stadt. Der Konsumgenossenschaft ist bei Erfassung und Aufkauf landwirtschaftlicher Erzeugnisse eine wichtige Rolle zugewiesen. Ihre Aufgabe ist es, den Kollektivwirtschaften und den Kollektivbauern beim Absatz ihrer Erzeugnisse auf jede Weise behilflich zu sein.

Zum staatlichen und genossenschaftlichen Warenumsatz gehört auch der Umsatz der öffentlichen Gaststätten und Speisebetriebe, der Großküchen, Kantinen, Restaurants, Buffets usw. Der weitere Ausbau der öffentlichen Speisebetriebe führt zu einer großen Einsparung an Arbeitszeit in der Volkswirtschaft; sie ersetzen die wenig produktive Arbeit im Haushalt durch die produktivere vergesellschaftete Arbeit und tragen zu einer erheblichen Verbesserung der allgemeinen Lebensbedingungen der Bevölkerung bei. Mit zunehmender Entwicklung der Gaststätten und Speisebetriebe werden Millionen im Haushalt beschäftigte Frauen für die Teilnahme an der sozialistischen Produktion und am gesellschaftlichen Leben frei. Die öffentlichen Speisebetriebe ermöglichen es, die Lebensmittel rationeller und wirtschaftlicher auszunutzen und die Ernährung auf wissenschaftlicher, hygienischer Grundlage aufzubauen.

Der staatliche und der genossenschaftliche Handel bilden den organisierten Markt, der vom sozialistischen Staat unmittelbar geplant wird. Der organisierte Markt nimmt im Warenumsatz der UdSSR die beherrschende, bestimmende Stellung ein. Neben dem organisierten Markt gibt es den nichtorganisierten Markt in Form des kollektivwirtschaftlichen Handels oder anderer Formen.

Dies sind Formen des Einzelhandels, bei der z.B. die Kollektivwirtschaften und die Kollektivbauern als Verkäufer auftreten; sie verkaufen landwirtschaftliche Erzeugnisse an die Bevölkerung zu Preisen, die sich auf dem Markt entsprechend Angebot und Nachfrage bilden. Die Kollektivbauern realisieren auf dem Markt einen gewissen Teil der Produkte, die sie auf Grund der geleisteten Arbeitseinheiten erhalten oder in ihrer Nebenwirtschaft erzeugt haben. Der kollektivwirtschaftliche Handel wird vom Staat nicht geplant, steht aber unter der ökonomischen Einwirkung des staatlichen und des genossenschaftlichen Handels. Die Erweiterung des Warenumsatzes und die Senkung der Einzelhandelspreise im staatlichen und genossenschaftlichen Handel führen auch auf dem kollektivwirtschaftlichen Markt tendenziell zu einer Senkung des Preisniveaus. Der kollektivwirtschaftliche Handel ist ein wichtiges Mittel zur Förderung der landwirtschaftlichen Produktion und zur Versorgung der Städte und Industriesiedlungen mit Lebensmitteln, er liefert der Bevölkerung einen beträchtlichen Teil von Produkten wie Gemüse, Kartoffeln, Fleisch, Milchprodukte usw. Auf den kollektivwirtschaftlichen Handel entfielen z.B. 1953 in der Sowjetunion insgesamt 10,4% des gesamten Einzelhandelsumsatzes und im Lebensmittelhandel rund 20%.

Auf den kollektivwirtschaftlichen Märkten macht sich in gewissen Grenzen das Wirken der Marktanarchie bemerkbar. Wenn die regulierende ökonomische Einwirkung des Staates nachlässt, hat auf den freien Märkten die Spekulation Raum, die sich mittels Preistreiberei zeitweilige Versorgungsengpässe zunutze macht. Je mehr jedoch die Warenmenge in den Händen des Staates wächst, desto stärker ist die ökonomische Einwirkung des Staates auf den unorganisierten Markt.

3. Preise und Zirkulationskosten im staatlichen und genossenschaftlichen Handel.

Da das allgemeine Volkseigentum in der Sphäre der Produktion und der Warenzirkulation dominiert, kann der sozialistische Staat die Preise in allen Zweigen der Volkswirtschaft planen – die Erfassungs- und Aufkaufspreise für die Kollektivwirtschaften, die Großhandelspreise für die Industrie und für die Handelsorganisationen, die Einzelhandelspreise im staatlichen und genossenschaftlichen Handel.

Die systematische Senkung der Einzelhandelspreise ist eines der Hauptmittel, den Reallohn und damit den Wohlstand der Volksmassen zu heben. Die Preissenkung ist ein wichtiger Faktor der planmäßigen Einwirkung auf die Nachfrage. Bei der Preissenkung wird die Bedeutung einer Ware für den Verbrauch des Volkes berücksichtigt. Die Preissenkung dient dazu, den Verbrauch bestimmter Waren zu erweitern. Die Senkung der Einzelhandelspreise beruht auf der Verminderung der Produktions- und Handelskosten sowie auf der Vergrößerung der Warenmenge, die der Staat für den Verkauf an die Bevölkerung bereitstellt.

Die Waren gelangen zu Großhandelspreisen in das Handelsnetz. Die Handelsorganisationen verkaufen sie zu Einzelhandelspreisen an die Bevölkerung. Die Differenz zwischen dem Einzel- und dem Großhandelspreis ist die Handelsspanne. Aus dieser werden die Zirkulationskosten der Handelsorganisationen gedeckt und deren Reineinkommen gebildet. Der Einzelhandelspreis der Handelsorganisationen ist somit gleich dem Großhandelspreis plus der geplanten Handelsspanne. Die planmäßige Senkung der Handelsspanne veranlasst die Handelsorganisation, ihre Arbeit zu verbessern und die Zirkulationskosten zu verringern.

Die Zirkulationskosten sind die in Geld ausgedrückten Aufwendungen, die den Handelsbetrieben bei der Heranführung der Waren an den Verbraucher erwachsen. Im staatlichen und im genossenschaftlichen Handel werden sie vom Staat geplant. Dazu gehören: Abschreibungen (auf Räumlichkeiten und Inventar), Aufwendungen für die Lagerung, Sortierung und Verpackung der Waren, den Transport, die Entlohnung des Handelspersonals usw.

Man unterscheidet zwei Arten der Zirkulationskosten: 1. Kosten, die mit der Fortsetzung des Produktionsprozesses in der Zirkulationssphäre verbunden sind (Transport, Lagerung, Verpackung der Waren); im Unterschied zum kapitalistischen Handel überwiegen diese Kosten im sozialistischen Handel. 2. Kosten, die mit der Warenform der Erzeugnisse im Zusammenhang stehen (Durchführung der Kauf- und Verkaufsakte, Ausgaben für die Buchführung und Finanzwirtschaft der Handelsbetriebe u.a.) Diese beiden Arten der Zirkulationskosten werden aus verschiedenen Quellen ersetzt.

Die erste Art der Zirkulationskosten wird durch die Arbeit des Handelspersonals ersetzt, die auf die Fortsetzung des Produktionsprozesses in der Zirkulationssphäre gerichtet ist. Diese Arbeit erhöht den Wert der Waren, was die Deckung der Ausgaben für Transport, Lagerung, Verpackung und für andere Produktionsfunktionen sichert, die den Handelsorganisationen obliegen. Die zweite Art der Zirkulationskosten, d.h. die Kosten, die mit der Warenform der Erzeugnisse verbunden sind, werden aus dem in den Produktionszweigen geschaffenen Reineinkommen ersetzt.

Dank der sozialistischen Planwirtschaft ist das Zirkulationskostenniveau, d.h. das Verhältnis zwischen den Zirkulationskosten und dem Warenumsatz, niedriger als im Kapitalismus, wobei diese Kosten ständig sinken.

In der UdSSR betrugen die Zirkulationskosten im Groß- und Einzelhandel kurz vor dem zweiten Weltkrieg etwa 10% des Einzelhandelsumsatzes. Im Jahre 1953 beliefen sie sich im staatlichen und genossenschaftlichen Handel der UdSSR auf etwa 8 % des Einzelhandelsumsatzes.

Die Senkung der Zirkulationskosten erfolgt durch Mechanisierung der Arbeitsprozesse, Steigerung der Arbeitsproduktivität und Entfaltung des sozialistischen Wettbewerbs unter den Handelsangestellten, mit dem Ziel, die Arbeit des Handelsnetzes zu verbessern. Der sozialistische Staat fördert die Leistungssteigerung des Handelspersonals materiell durch Leistungslohn und Prämien. Die Senkung der Zirkulationskosten verlangt weitere Verbesserung der Planung des Warenumsatzes, Erforschung der Nachfrage, richtige Organisation der Warenzufuhr an das Handelsnetz und Erweiterung des Verkaufs handelsfertig verpackter Waren. Ein wichtiger Faktor der Senkung der Zirkulationskosten ist der Kampf gegen Verluste im Handel und im Erfassungswesen; zu diesem Zweck ist das Netz der Speicher und Kühlanlagen zu erweitern und der Transport sowie die Lagerung der Waren zu rationalisieren. Wesentliche Bedeutung für die Senkung der Zirkulationskosten hat das Verkürzen der Warenwege und die Rationalisierung des Verkehrswesens.

Die Senkung der Zirkulationskosten ist untrennbar mit der Festigung der wirtschaftlichen Rechnungsführung in den Handelsbetrieben verbunden, die verlangt, dass die Handelsbetriebe rentabel arbeiten, d.h. bei strikter Einhaltung der festgesetzten Preise ein Reineinkommen (einen Plangewinn) erzielen. Das Reineinkommen der sozialistischen Handelsbetriebe unterscheidet sich grundlegend vom kapitalistischen Handelsprofit. Es wird durch die von der Ausbeutung befreite Arbeit der Werktätigen des Handels (soweit ihre Arbeit Fortsetzung der materiellen Produktion in der Zirkulationssphäre darstellt) sowie der Werktätigen der sozialistischen Produktion (ein Teil der Handelsspanne entspringt der materiellen Produktion) geschaffen. Dieses Einkommen wird für gesamtstaatliche Zwecke (durch Abführung an den Staatshaushalt), für die Erweiterung des Handelsnetzes, für die Vergrößerung der Mittel der Handelsorganisationen sowie für die Verbesserung der materiellen und kulturellen Lage der Werktätigen des Handels verwendet.

4. Der Außenhandel.

Der Außenhandel ist im Sozialismus eine zusätzliche Hilfsquelle, die der Entwicklung der Produktion und der Verbesserung der Versorgung der Bevölkerung dient. Der Außenhandel ist Monopol des sozialistischen Staates. Außenhandelsoperationen sind dem sozialistischen Aufbau untergeordnet und werden auf Grund der staatlichen Export-Import-Pläne abgewickelt, die einen festen Bestandteil des Volkswirtschaftsplans darstellen. Das Außenhandelsmonopol schützt den Binnenmarkt und ist eine unerlässliche Bedingung für die Existenz und die Entwicklung der sozialistischen Wirtschaft.

Dem Außenhandelsmonopol obliegen zwei Hauptfunktionen. 1. sichert es die wirtschaftliche Unabhängigkeit des Landes des Sozialismus von der kapitalistischen Umwelt und bewahrt seine Volkswirtschaft, seinen Binnenmarkt vor dem Eindringen des Auslandskapitals, vor dem verheerenden Einfluss der Wirtschaftskrisen und der Anarchie des kapitalistischen Weltmarkts. 2. dient es der wirtschaftlichen Zusammenarbeit der UdSSR mit den volksdemokratischen Ländern; es ist ein Instrument, mit dessen Hilfe die Sowjetunion diese Länder in ihrer wirtschaftlichen Entwicklung unterstützt. Diese neue Funktion des Außenhandelsmonopols entstand mit der Bildung des Weltmarkts der Länder des demokratischen Lagers, deren wechselseitige Handelsbeziehungen nicht auf dem Prinzip des Konkurrenzkampfes, sondern auf dem Prinzip der brüderlichen gegenseitigen Hilfe basieren.

Das Außenhandelsmonopol war ein sicherer Schutz der Wirtschaft der UdSSR vor der ökonomischen Aggression der imperialistischen Länder. Es spielte eine große Rolle bei der Industrialisierung der Volkswirtschaft der UdSSR, indem es die Industriebetriebe mit einer beträchtlichen Anzahl importierter Maschinen versorgte. Nachdem die UdSSR zu einer Industriemacht geworden war, hat sich die Struktur ihres Außenhandels wesentlich verändert; im sowjetischen Export haben die Industriewaren den dominierenden Platz eingenommen, während im vorrevolutionären Russland die landwirtschaftlichen Rohstoffe überwogen. Im vierten und im fünften Fünfjahrplan hat die UdSSR die Ausfuhr von Erzeugnissen der Schwerindustrie noch mehr erweitert.

Der sozialistische Staat verfolgt im Außenhandel konsequent die Prinzipien der Achtung der nationalen Souveränität aller Länder, der Gleichheit beider Partner und des beiderseitigen Vorteils. Von der Möglichkeit eines friedlichen Nebeneinanderbestehens des sozialistischen und des kapitalistischen Systems ausgehend, ist die Erweiterung der Außenhandelsbeziehungen ein wichtiges Mittel zur Annäherung der Völker, zur Minderung der internationalen Spannungen und zur Festigung des Friedens.

Die Sowjetunion verfolgt unentwegt den Kurs auf die Entwicklung sachlicher wirtschaftlicher Beziehungen zu den kapitalistischen Ländern unter den Bedingungen des gegenseitigen Vorteils. Der Entfaltung des Warenumsatzes der UdSSR mit den kapitalistischen Ländern steht jedoch die Diskriminierungspolitik im Wege, die unter dem Druck der aggressiven Kreise der USA betrieben wird. Die USA verfolgen die Linie des Abbruchs der Handelsbeziehungen mit der UdSSR und den volksdemokratischen Ländern und zwingen alle von ihnen abhängigen bürgerlichen Länder, sich an diese Linie zu halten.

5. Kurze Zusammenfassung

1. Sozialistischer Handel ist ein Handel ohne Kapitalisten und Spekulanten und hat die bestmögliche Befriedigung der Bedürfnisse der Werktätigen zum Ziel. Er wird planmäßig betrieben und verbindet die wachsende sozialistische Produktion mit dem zunehmenden Verbrauch des Volkes, verbindet die Stadt mit dem Land, die Zweige der Volkswirtschaft und die Gebiete des Landes.

2. In der UdSSR gibt es zwei Märkte: einen organisierten Markt in Form des staatlichen sowie des genossenschaftlichen Handels und einen nichtorganisierten Markt. Der organisierte Markt wird unmittelbar vom Staat geplant und spielt im Handelsumsatz die bestimmende Rolle. Der nichtorganisierte Markt wird nicht geplant, sondern vom Staat ökonomisch reguliert.

3. Die Warenpreise im staatlichen und genossenschaftlichen Handel werden planmäßig festgesetzt. Die Preise auf dem nichtorganisierten Markt bilden sich entsprechend Angebot und Nachfrage und stehen unter dem regulierenden Einfluss der staatlichen Preise. Der Sowjetstaat nimmt eine systematische Senkung der Einzelhandelspreise vor, was eine ständige Erhöhung der Kaufkraft der Arbeiter, Angestellten und Bauern und eine Steigerung des Verbrauchs des Volkes nach sich zieht.

4. Der Außenhandel ist im Sozialismus Staatsmonopol und dient der Festigung und der weiteren Entwicklung der sozialistischen Wirtschaft. Das Außenhandelsmonopol schützt die sozialistische Wirtschaft vor dem Eindringen des Auslandskapitals und dient der wirtschaftlichen Zusammenarbeit der Länder des demokratischen Lagers.