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Die Kollektivierung der Landwirtschaft

1. Die historische Notwendigkeit der Kollektivierung der Landwirtschaft. Der Genossenschaftsplan Lenins.
2. Voraussetzungen der durchgängigen Kollektivierung.
3. Die durchgängige Kollektivierung und die Liquidierung des Kulakentums als Klasse.
4. Das landwirtschaftliche Artel als grundlegende Form der Kollektivwirtschaft.
5. Die Verwandlung der UdSSR aus einem Land der kleinbäuerlichen Wirtschaft in das Land der konzentriertesten und höchstmechanisierten Landwirtschaft der Welt.
6. Kurze Zusammenfassung

1. Die historische Notwendigkeit der Kollektivierung der Landwirtschaft. Der Genossenschaftsplan Lenins.

Für den Aufbau des Sozialismus bedarf es nicht nur der Industrialisierung des Landes, sondern auch der Umgestaltung der Landwirtschaft auf sozialistischer Grundlage. Denn der Sozialismus ist ökonomisch gesehen ein Wirtschaftssystem, das Industrie und Landwirtschaft vereinigt, deren Grundlage vergesellschaftete Produktionsmittel und kollektive Arbeit in Großbetrieben bilden.

Die sozialistische Umgestaltung der Landwirtschaft ist die schwierigste Aufgabe der sozialistischen Revolution, nachdem die Arbeiterklasse die Macht erobert hat. Zum Unterschied zur Industrie, in der die sozialistische Revolution eine hochkonzentrierte Großproduktion vorfindet, erreicht die Landwirtschaft der kapitalistischen Länder diese Stufe der Vergesellschaftung der Produktion oft noch nicht. In ihr überwiegen zahlenmäßig die kleinen, zersplitterten Bauernwirtschaften. Solange die kleine Einzelwirtschaft die vorherrschende Betriebsform in der Landwirtschaft ist, bleibt die Grundlage der kapitalistischen Wirtschaftsordnung auf dem Lande, bleibt die Ausbeutung der armen Bauern und eines beträchtlichen Teils der Mittelbauern durch die Dorfbourgeoisie bestehen. Das System der kleinen Warenproduktion kann die Bauernmassen nicht von Elend und Unterdrückung befreien.

Der einzige Weg für die werktätigen Massen der Bauernschaft, sich von jeglicher Ausbeutung, von Elend und Ruin zu befreien, ist der Übergang auf die Bahnen des Sozialismus. Der Marxismus-Leninismus lehnt es als unsinnig und verbrecherisch ab, die kleinen und mittleren Produzenten zu enteignen und ihre Produktionsmittel in staatliches Eigentum zu verwandeln, denn dieser Weg würde der proletarischen Revolution jede Siegesmöglichkeit nehmen und die Bauernschaft auf lange Zeit in das Lager der Feinde des Proletariats treiben. Engels schrieb: „...dass wenn wir im Besitz der Staatsmacht sind, wir nicht daran denken können, die Kleinbauern gewaltsam zu expropriieren (einerlei ob mit oder ohne Entschädigung), wie wir dies mit den Großgrundbesitzern zu tun genötigt sind. Unsre Aufgabe gegenüber dem Kleinbauer besteht zunächst darin, seinen Privatbetrieb und Privatbesitz in einen genossenschaftlichen überzuleiten, nicht mit Gewalt, sondern durch Beispiel und Darbietung von gesellschaftlicher Hilfe zu diesem Zweck.“[139]

Lenins Genossenschaftsplan ging davon aus, dass unter den Bedingungen der Diktatur des Proletariats die Genossenschaften für die Millionen Bauern der gangbarste, begreiflichste und vorteilhafteste Weg des Übergangs von den zersplitterten Einzelwirtschaften zu großen Produktionsvereinigungen – den Kollektivwirtschaften (russ. Kolchosen) – sind. Die wichtigste ökonomische Voraussetzung für den Zusammenschluss der breiten Massen der Bauernschaft in Produktionsgenossenschaften ist die allseitige Entwicklung der sozialistischen Großindustrie, die imstande ist, auch die Landwirtschaft auf moderner technischer Basis zu reorganisieren. Die Bauernschaft muss durch Entwicklung zunächst der einfachsten Formen des Genossenschaftswesens auf dem Gebiet des Absatzes, des Einkaufs sowie des Kredits und durch allmähliche Überleitung von diesen Formen zu den Produktionsgenossenschaften (den Kollektivwirtschaften) in den sozialistischen Aufbau einbezogen werden. Der genossenschaftliche Zusammenschluss der Bauern muss sich unter strengster Einhaltung des Prinzips der Freiwilligkeit vollziehen.

In der bürgerlichen Gesellschaft, in der die Produktionsmittel den Ausbeutern gehören, ist die Genossenschaft eine kapitalistische Wirtschaftsform. In den landwirtschaftlichen Genossenschaften im Kapitalismus hat die Bourgeoisie die ökonomische Herrschaft, die die Massen der Bauernschaft ausbeutet. In der Gesellschaftsordnung, in der die Werktätigen die politische Macht in den Händen haben und die ausschlaggebenden Produktionsmittel Eigentum des proletarischen Staates sind, ist die Genossenschaft eine sozialistische Wirtschaftsform. „... ein System zivilisierter Genossenschaftler bei gesellschaftlichem Eigentum an den Produktionsmitteln, beim Klassensieg des Proletariats über die Bourgeoisie - das ist das System des Sozialismus.“[140]

In der Wirtschaft der Übergangsperiode, die mehrere Wirtschaftsformen aufweist besteht auf der einen Seite die sozialistische Großindustrie, deren Grundlage das gesellschaftliche Eigentum an den Produktionsmitteln ist, und auf der anderen Seite die kleinbäuerliche Wirtschaft, deren Grundlage das Privateigentum an den Produktionsmitteln bildet. Die Großindustrie ist mit moderner Technik ausgerüstet; die auf dem Privateigentum beruhende kleinbäuerliche Landwirtschaft jedoch gründet sich auf primitive Technik und manuelle Arbeit. Die Großindustrie entwickelt sich in hohem Tempo, nach dem Prinzip der erweiterten Reproduktion. Die kleinbäuerliche Wirtschaft hingegen weist in ihrer Masse nicht nur keine alljährlich erweiterte Reproduktion auf, sondern ist nicht einmal immer imstande, die einfache Reproduktion zu bewerkstelligen. Die Großindustrie ist im Maßstab der gesamten Volkswirtschaft zentralisiert und arbeitet nach einem staatlichen Plan. Die kleinbäuerliche Wirtschaft jedoch ist zersplittert und den Einflüssen der Anarchie des Marktes unterworfen. Die sozialistische Großindustrie vernichtet die kapitalistischen Elemente, während die kleinbäuerliche Wirtschaft diese ständig und massenweise erzeugt. Der sozialistische Staat und der Aufbau des Sozialismus können nicht für mehr oder weniger lange Zeit auf zwei verschiedenen Grundlagen basieren – auf der Grundlage der zentralisierten sozialistischen Großindustrie einerseits und auf der Grundlage der völlig zersplitterten und äußerst rückständigen bäuerlichen kleinen Warenwirtschaft anderseits. Das würde schließlich zum Bürgerkrieg und zur Wiederherstellung des Kapitalismus führen.

Somit besteht in der Wirtschaft der Übergangsperiode vom Kapitalismus zum Sozialismus zwangsläufig der Widerspruch zwischen der sozialistischen Großindustrie einerseits und der kleinen Warenproduktion anderseits. Dieser Widerspruch kann nur durch Überleitung der kleinbäuerlichen Wirtschaft auf die Gleise des sozialistischen landwirtschaftlichen Großbetriebs überwunden werden.

Die Entwicklung der sozialistischen Industrie und die Zunahme der Stadtbevölkerung waren während der Übergangsperiode in der UdSSR von einem schnellen Anwachsen der Nachfrage nach landwirtschaftlichen Erzeugnissen begleitet. Jedoch blieb das Entwicklungstempo der Landwirtschaft deutlich hinter dem Entwicklungstempo der Industrie zurück. Besonders langsam entwickelte sich der wichtigste Zweig der Landwirtschaft - die Getreideproduktion. Die kleinbäuerliche Wirtschaft als der Hauptlieferant von Warengetreide produzierte zum großen Teil für den eigenen Verbrauch und brachte nur ein Zehntel der Brutto-Getreideernte auf den Markt. Ungeachtet dessen, dass im Jahre 1926 die Anbaufläche und die Brutto-Getreideernte fast den Vorkriegsstand erreichten, betrug die Produktion von Warengetreide nur die Hälfte des Standes von 1913. Die kleinbäuerliche Wirtschaft war nicht in der Lage, die wachsende Nachfrage nach Lebensmitteln für die Bevölkerung und nach Rohstoffen für die Industrie zu befriedigen.

In der Landwirtschaft gibt es zwei Wege zur Schaffung von Großbetrieben - den kapitalistischen und den sozialistischen. Der kapitalistische Weg besteht darin, dass in der Landwirtschaft kapitalistische Großbetriebe geschaffen werden, die auf der Ausbeutung von Lohnarbeitern beruhen. Unvermeidliche Begleiterscheinung dessen ist die Verelendung und der Ruin der werktätigen Massen der Bauernschaft.

Der sozialistische Weg bedeutet die Vereinigung der kleinbäuerlichen Wirtschaften zu großen Kollektivwirtschaften, die mit moderner Technik ausgerüstet sind, die Bauern von Ausbeutung, Verelendung und Armut befreien und eine ständige Erhöhung ihres materiellen und kulturellen Lebensstandards sichern. Einen dritten Weg gibt es nicht.

Der Übergang von der kleinbäuerlichen Einzelwirtschaft zum sozialistischen Großbetrieb kann nicht im Selbstlauf erfolgen. Im Kapitalismus folgt das Dorf spontan der Stadt, weil die kapitalistische Wirtschaft der Stadt und die kleinbäuerliche Wirtschaft auf dem Lande ihrer Grundlage nach Wirtschaftsformen von gleichem Typus sind, Wirtschaftsformen, die auf dem Privateigentum an den Produktionsmitteln beruhen. Unter den Bedingungen der Diktatur der Arbeiterklasse kann das kleinbäuerliche Dorf nicht spontan der sozialistischen Stadt folgen. Lenin sprach von der warenkapitalistischen Tendenz der Bauernschaft im Gegensatz zur sozialistischen Tendenz des Proletariats.

Die sozialistische Stadt vermag das kleinbäuerliche Dorf dadurch zu führen und mitzuziehen, dass in der Landwirtschaft sozialistische Großbetriebe geschaffen werden. Die Industrialisierung des Landes rüstet das Dorf mit einer modernen maschinellen Technik aus. Zugleich werden die Kader ausgebildet, die die neue Technik meistern. In der Landwirtschaft entstehen neue Produktivkräfte, denen die alten Produktionsverhältnisse der kleinbäuerlichen Wirtschaft nicht mehr entsprechen. Dies macht es notwendig, auf dem Land neue, sozialistische Produktionsverhältnisse zu schaffen, die den Produktivkräften freie Bahn zur Entwicklung geben. Diese Produktionsverhältnisse können nur durch Vereinigung der kleinen Einzelwirtschaften zu großen Kollektivwirtschaften geschaffen werden.

Also ist in der Übergangsperiode die allmähliche Vereinigung der kleinbäuerlichen Wirtschaften zu Produktionsgenossenschaften mit moderner Technik eine objektive Notwendigkeit. Ohne Kollektivierung ist weder eine ununterbrochene Entwicklung der gesamten Volkswirtschaft auf Basis der höchstentwickelten Technik noch ein ständiges Wachstum des Volkswohlstands möglich. Der Weg der Kollektivierung ist sowohl vom Standpunkt der Aufgaben der Errichtung des Sozialismus als auch in bezug auf die Befriedigung der Lebensinteressen der Bauernschaft der einzig mögliche Weg.

Die Kommunistische Partei und der Sowjetstaat erkannten die historische Notwendigkeit der Kollektivierung. Sie lehnten den kapitalistischen Entwicklungsweg der Landwirtschaft als verderblich für die Sache des Sozialismus ab. Wie die Geschichte des sozialistischen Aufbaus in der UdSSR zeigt, hat sich der Weg des Zusammenschlusses der bäuerlichen Wirtschaften zu Produktionsgenossenschaften vollauf bewährt. In allen Ländern, in denen eine zahlenmäßig mehr oder weniger starke Klasse von kleinen und mittleren Warenproduzenten besteht, ist dieser Entwicklungsweg nach der Errichtung der Macht der Arbeiterklasse der einzig mögliche und zweckmäßige für den Sieg des Sozialismus.

2. Voraussetzungen der durchgängigen Kollektivierung.

Die Erfüllung der gewaltigen historischen Aufgabe, Millionen kleiner Bauernwirtschaften zu kollektivieren, setzte eine entsprechende Vorbereitung voraus. Während die materiellen Bedingungen für die sozialistische Umgestaltung der Industrie bereits durch die Entwicklung des Kapitalismus vorbereitet worden waren, mussten in der Landwirtschaft diese Bedingungen in erheblichem Maße während der Übergangsperiode geschaffen werden.

Die Wirtschaftspolitik der Kommunistischen Partei und des Sowjetstaates auf dem Lande war vor der durchgängigen Kollektivierung darauf gerichtet, mit allen zur Verfügung stehenden Mitteln die Schichten der armen und mittleren Bauern zu unterstützen und die ausbeuterischen Bestrebungen der Dorfbourgeoisie einzuschränken. Die armen Bauern, die 35% der bäuerlichen Bevölkerung ausmachten, wurden von sämtlichen Steuern befreit. Durch die Arbeitsgesetzgebung des sozialistischen Staates wurden die Interessen der armen Bauern und der Landarbeiter streng gewahrt. In den Wirtschaften der armen Bauern und den wenig leistungsfähigen Wirtschaften von Mittelbauern wurden Maßnahmen zur rationellen Ausnutzung der Anbauflächen unentgeltlich, auf Staatskosten, durchgeführt. Der Staat richtete Maschinenausleihstationen ein, die vor allem den armen Bauern wirtschaftliche Hilfe erwiesen. Die armen und die Mittelbauern erhielten Geldkredite sowie Saatgut- und Lebensmitteldarlehen zu Vorzugsbedingungen. Große Bedeutung für den Aufschwung der bäuerlichen Wirtschaft hatten die vom Staat getroffenen Maßnahmen zur Unterstützung auf agronomischem Gebiet, zur Versorgung mit Mineraldünger, zum Kampf gegen die Dürre, zur Durchführung großer Bewässerungsarbeiten usw. Zugleich führten die Kommunistische Partei und der Sowjetstaat die Politik der Einschränkung und Verdrängung der kapitalistischen Elemente auf dem Lande durch: dem Kulaken wurden hohe Steuern auferlegt, der Umfang des Bodens, den er pachten durfte, und die Beschäftigung von Lohnarbeitern wurde eingeschränkt und der Kauf und Verkauf von Boden verboten.

Die Hauptaufgabe bei der Errichtung des Sozialismus auf dem Land bestand darin, unter Führung der Arbeiterklasse und mit Hilfe der sozialistischen Großindustrie die breiten Massen der Bauernschaft von der altgewohnten, auf Privateigentum beruhenden Wirtschaftsweise zur neuen, sozialistischen Wirtschaftsweise überzuleiten, auf den Weg der Kollektivwirtschaftsordnung zu führen.

Die Nationalisierung des Bodens in der UdSSR befreite den Kleinbauern von seiner sklavischen Anhänglichkeit an sein Stückchen Land und erleichterte dadurch den Übergang von der kleinbäuerlichen Wirtschaft zur kollektiven Großwirtschaft. Die Nationalisierung des Bodens brachte günstige Voraussetzungen für die Schaffung sozialistischer Großbetriebe in der Landwirtschaft, die keine Mittel unproduktiv für den Kauf von Land und die Bezahlung von Grundrente aufzuwenden brauchten.

Entscheidende Bedeutung bei der Vorbereitung der Kollektivierung hatte die mit allen Kräften betriebene Entwicklung der sozialistischen Industrie, die den Schlüssel zur sozialistischen Umgestaltung der Landwirtschaft bildet. In der UdSSR ermöglichten es bereits die ersten Erfolge der Industrialisierung, Werke zur Herstellung von Traktoren, Mähdreschern und anderen komplizierten landwirtschaftlichen Maschinen zu errichten. Bereits während des 1. Fünfjahrplans wurden der Landwirtschaft 154000 Traktoren zur Verfügung gestellt. So wurde die industrielle Basis für die Versorgung der Landwirtschaft mit Traktoren, Mähdreschern und weiteren landwirtschaftlichen Maschinen geschaffen.

Der massenweise Übergang der Bauern auf den Weg der Kollektivwirtschaften wurde durch die Entwicklung der landwirtschaftlichen Genossenschaften vorbereitet. Die niedrigste Stufe des genossenschaftlichen Zusammenschlusses der bäuerlichen Wirtschaften sind die Genossenschaften zum Absatz der landwirtschaftlichen Erzeugnisse und zur Versorgung des Dorfes mit Industriewaren sowie die Kreditgenossenschaften. Neben den speziellen landwirtschaftlichen Genossenschaften – Molkereigenossenschaften, Flachs- und Rübenbaugenossenschaften, Kredit- und sonstigen Genossenschaften – kommt den Gewerbe- und Handwerksgenossenschaften große Bedeutung zu. Diese Arten von Genossenschaften spielen eine große Rolle beim Übergang von der individuellen Bauernwirtschaft zur gesellschaftlichen Großwirtschaft. Sie gewöhnen die breiten Schichten der Bauernschaft an die Gepflogenheiten einer kollektiven Wirtschaftsführung. Auf dieser Stufe besteht zwischen der sozialistischen Industrie und der bäuerlichen Wirtschaft in der Hauptsache ein Handelsbündnis, das die Grundlage der bäuerlichen Produktion – das Privateigentum – noch nicht verändert, immerhin aber die Bauern materiell daran interessiert, dass ihre Wirtschaften einen Aufschwung nehmen. Dieses Handelsbündnis kommt zustande durch die Erweiterung des staatlichen und genossenschaftlichen Handels einerseits und die Verdrängung des Privatkapitals aus der Warenzirkulation anderseits. Auf diese Weise werden die Bauern von der Ausbeutung durch Händler und Spekulanten befreit. Große Bedeutung haben hierbei die dörflichen Konsumgenossenschaften, denen der Handel mit Bedarfsgütern obliegt.

Eine wichtige Rolle in den gegenseitigen Beziehungen des Staates und der genossenschaftlichen Vereinigungen spielt das Vertragssystem als Form der organisierten Warenzirkulation. Die Warenzirkulation vollzieht sich hierbei auf der Grundlage von Verträgen, denen zufolge der Staat bei den genossenschaftlichen Produzenten eine bestimmte Menge an landwirtschaftlichen Erzeugnissen bestellt und seinerseits die Genossenschaften mit Saatgut und Produktionsinstrumenten versorgt. Der Staat bedingt sich dabei aus, dass nach den besten Methoden gearbeitet wird (Reihensaat, Aussaat von Sortengetreide, Verwendung von Düngemitteln usw.), und kauft den Genossenschaften alle die Waren ab, die zur Versorgung der Bevölkerung mit Lebensmitteln und zur Belieferung der Industrie mit Rohstoffen dienen. Dieses System ist für beide Seiten von Vorteil und schließt die bäuerliche Wirtschaft unmittelbar, ohne die Vermittlung des privaten Handels, mit der Industrie zusammen.

Die höchste Stufe des genossenschaftlichen Zusammenschlusses der Bauernschaft ist die Schaffung von Kollektivwirtschaften, die den Übergang zur vergesellschafteten Großproduktion bedeutet. Die Kollektivwirtschaft ist eine Produktionsgenossenschaft, zu der sich Bauern auf Grundlage des gesellschaftlichen Eigentums an den Produktionsmitteln und kollektiver Arbeit freiwillig vereinigt haben und innerhalb deren Ausbeutung des Menschen durch den Menschen beseitigt ist.

Bei der Vorbereitung der massenweisen Kollektivierung spielen die ersten Kollektivwirtschaften, die bald nach der sozialistischen Revolution geschaffen werden, eine große Rolle. Am Beispiel dieser Kollektivwirtschaften überzeugen sich mehr und mehr arme und Mittelbauern von den Vorteilen der kollektiven Wirtschaftsformen gegenüber der individuellen Wirtschaft.

Vor der durchgängigen Kollektivierung waren die Genossenschaften zur gemeinsamen Bodenbearbeitung die vorherrschende Form der Kollektivwirtschaften. In ihnen waren die Bodennutzung und die Arbeit vergesellschaftet, während das Arbeitsvieh und das landwirtschaftliche Inventar Privateigentum der Bauern blieben. Als die massenweise Kollektivierung einsetzte, waren diese Genossenschaften bereits eine überwundene Stufe. In einer Reihe von Bezirken gab es landwirtschaftliche Kommunen, in denen nicht nur sämtliche Produktionsmittel, sondern auch die persönlichen Nebenwirtschaften der Kollektivbauern vergesellschaftet waren; die Bedarfsgüter wurden zu gleichen Teilen verteilt. Diese Kommunen waren nicht lebensfähig, weil sie zu einer Zeit gebildet worden waren, da die Technik noch auf einer niedrigen Stufe stand und es an Erzeugnissen mangelte. Die Kommunen wurden in der Folge in landwirtschaftliche Artels umgewandelt.

Die grundlegende und wichtigste Form des kollektivwirtschaftlichen Aufbaus ist das landwirtschaftliche Artel. Das landwirtschaftliche Artel ist die Form der kollektiven Wirtschaft, die auf der Vergesellschaftung der grundlegenden Produktionsmittel der Bauern und auf kollektiver Arbeit beruht, wobei das persönliche Eigentum der Kollektivbauern an der Nebenwirtschaft bestehen bleibt, deren Umfang im Statut des landwirtschaftlichen Artels festgelegt ist.

Die führende Rolle der sozialistischen Großindustrie bei der Kollektivierung der Landwirtschaft wird durch die MTS verwirklicht. Die Maschinen- und Traktorenstation (MTS) ist ein staatlicher sozialistischer Betrieb in der Landwirtschaft, der über Traktoren, Mähdrescher und sonstige komplizierte landwirtschaftliche Maschinen verfügt, mit denen er für die Kollektivwirtschaften auf Vertragsbasis arbeitet. Die MTS ist die Form, mittels deren der sozialistische Staat die materielle Produktionsbasis für den kollektiven landwirtschaftlichen Großbetrieb schafft und die die Tätigkeit der Massen der Kollektivbauern beim Aufbau ihrer Kollektivwirtschaften unter Führung des sozialistischen Staates am besten mit der Hilfe des sozialistischen Staates kombiniert.

Die MTS sind ein mächtiger Hebel bei der sozialistischen Umgestaltung der Landwirtschaft, sind das Mittel zur Herstellung des Produktionsbündnisses zwischen Industrie und Landwirtschaft. Das Produktionsbündnis besteht darin, dass die sozialistische Großindustrie die Landwirtschaft mit Maschinen und sonstigen Produktionsmitteln versorgt, sie mit moderner, vollkommener Technik ausrüstet.

Eine wichtige Rolle bei der sozialistischen Umgestaltung der Landwirtschaft spielen die staatlichen landwirtschaftlichen Großbetriebe, die der sozialistische Staat auf einem Teil des ehemals den Gutsbesitzern gehörenden Landes sowie auf freien Ländereien des staatlichen Fonds bereits im ersten Jahr nach der sozialistischen Revolution errichtete. Die Sowjetwirtschaft (russ. Sowchos) ist ein sozialistischer landwirtschaftlicher Großbetrieb zur Produktion von Getreide, Fleisch, Milch, Baumwolle und sonstigen landwirtschaftlichen Erzeugnissen. Die Produktionsmittel und die gesamte Produktion gehören dem Staat. Die Sowjetwirtschaften stellen eine der wichtigsten Quellen der in die Hände des Staates gelangenden Mengen an Lebensmitteln und Rohstoffen dar. Als Musterbeispiele der hochmechanisierten sozialistischen Wirtschaft mit hohen Produktionsergebnissen gaben sie den Bauern die Möglichkeit, sich von den gewaltigen Vorzügen der sozialistischen Großwirtschaft zu überzeugen. Sie unterstützten die Bauern mit Traktoren, Sortengetreide und Zuchtvieh und erleichterten so die Wendung der bäuerlichen Massen zum Sozialismus, ihren Übergang auf den Weg der Kollektivierung.

Die Kollektivwirtschaftsordnung entstand mit finanzieller und organisatorischer Unterstützung durch die Arbeiterklasse. Der Sowjetstaat stellte für die Finanzierung des Aufbaus der Kollektiv- und Sowjetwirtschaften riesige Summen zur Verfügung. In den ersten Jahren der Massenbewegung für die Kollektivierung wurden die besten Parteimitglieder und Zehntausende fortschrittlicher Arbeiter („Aufgebot der 25000“) aufs Land geschickt, wo sie den Bauern bei der Schaffung der Kollektivwirtschaften große Hilfe erwiesen.

Große Bedeutung bei der Vorbereitung der Bauern auf den Übergang zur Kollektivierung hatte die von der Kommunistischen Partei durchgeführte Arbeit zur politischen Erziehung der bäuerlichen Massen.

Die Wendung der breiten Massen der Bauernschaft zur Kollektivierung verlangte unversöhnlichen Klassenkampf gegen das Kulakentum. Der Widerstand des Kulakentums gegen die Politik der Sowjetmacht auf dem Land verstärkte sich besonders in den Jahren 1927 bis 1928, als das Sowjetland Schwierigkeiten bei der Getreidebeschaffung hatte. Infolge der Industrialisierung wuchs die Stadtbevölkerung, wofür mehr Marktgetreide gebraucht wurde, von den Einzelbauern aufgrund ihrer geringen Arbeitsproduktivität aber nicht aufgebracht werden konnte. Die Kulaken dagegen hielten bewusst einen Großteil ihrer Vorräte an Marktgetreide zurück, um die Versorgungsschwierigkeiten zu verschärfen.

Die Kulaken sabotierten nicht nur die Getreidebeschaffung, sie unternahmen zudem Terrorakte gegen Kollektivbauern, Partei- und Sowjetfunktionäre und steckten Kollektivwirtschaften und staatliche Getreidespeicher in Brand. Die Politik des entschlossenen Kampfes gegen das Kulakentum und des Schutzes der Interessen der werktätigen Bauern schloss die Massen der armen und mittleren Bauern um die Kommunistische Partei und den Sowjetstaat zusammen.

3. Die durchgängige Kollektivierung und die Liquidierung des Kulakentums als Klasse.

Die grundlegende Wendung der Bauernschaft auf die Seite der Kollektivwirtschaften vollzog sich in der UdSSR in der zweiten Hälfte des Jahres 1929. Zu dieser Zeit waren die ökonomischen und politischen Voraussetzungen für die Kollektivierung der Landwirtschaft geschaffen. Der Mittelbauer, d.h. die Hauptmasse der Bauernschaft, ging in die Kollektivwirtschaften. Die Bauern traten bereits nicht mehr in vereinzelten Gruppen, sondern dorf- und bezirksweise in die Kollektivwirtschaften ein. Im sowjetischen Dorf begann der Prozess der durchgängigen Kollektivierung.

Vor der durchgängigen Kollektivierung betrieben die Kommunistische Partei und der Sowjetstaat die Politik der Einschränkung und Verdrängung der kapitalistischen Elemente auf dem Land. Die Steuerpolitik, die Preispolitik, die Einschränkung in bezug auf Pachtung von Boden und Beschäftigung von Lohnarbeitern - alles dies setzte der Ausbeutung durch die Kulaken bestimmte Grenzen und führte zur Verdrängung einzelner Gruppen des Kulakentums. Jedoch beseitigte diese Politik nicht die wirtschaftlichen Grundlagen des Kulakentums und bewirkte nicht seine Liquidierung als Klasse. Diese Politik war so lange nötig, wie die Bedingungen für die durchgängige Kollektivierung noch nicht geschaffen waren, solange es auf dem Land noch kein breites Netz von Kollektivwirtschaften und Sowjetwirtschaften gab, die die kapitalistische Getreideproduktion durch die sozialistische ersetzen konnten.

Im Jahre 1926/27 produzierten die Kulaken 617 Mill. Pud Getreide (1 Pud = 16,38 kg) und verkauften 126 Mill. Pud auf dem Markt außerhalb des Dorfes, während die Sowjet- und Kollektivwirtschaften 80 Mill. Pud produzierten, davon 37,8 Mill. Pud Warengetreide. 1929 änderte sich dieses Verhältnis von Grund auf, als die Sowjet- und Kollektivwirtschaften nicht weniger als 400 Mill. Pud Getreide produzierten, davon 130 Mill. Pud Warengetreide. Sie überboten also die Kulaken in der Produktion von Warengetreide.

Die große Wendung der breiten Massen der Bauernschaft zum Sozialismus markierte eine grundlegende Verschiebung der Klassenkräfte im Land zugunsten des Sozialismus, gegen den Kapitalismus. Dies ermöglichte es der Kommunistischen Partei und dem Sowjetstaat, von der alten Politik der Einschränkung und Verdrängung der kapitalistischen Elemente auf dem Land zu einer neuen Politik, zur Politik der Liquidierung des Kulakentums als Klasse auf Grundlage der durchgängigen Kollektivierung überzugehen.

Der Übergang zur durchgängigen Kollektivierung vollzog sich auf dem Weg des Kampfes der Bauernmassen gegen das Kulakentum. Das Kulakentum setzte der Kollektivierung wütenden Widerstand entgegen. Die Arbeiterklasse, die an der Spitze der breiten Massen der Bauernschaft stand, führte diese zum Sturmangriff gegen das letzte kapitalistische Bollwerk im Land, um das Kulakentum in offenem Kampf vor den Augen der gesamten Bauernschaft zu zerschlagen und die Massen der Bauern von der Schwäche der kapitalistischen Elemente zu überzeugen. Bei der durchgängigen Kollektivierung ging die Bodenfläche im Bereich der Dörfer in die Nutzung der Kollektivwirtschaften über. Da sich aber ein erheblicher Teil dieses Bodens in den Händen der Kulaken befand, nahmen die zur Schaffung von Kollektivwirtschaften übergehenden Bauern den Kulaken den Boden, das Vieh und das Inventar ab, enteigneten sie. Die Sowjetmacht schaffte die Gesetze über die Bodenpacht und die Lohnarbeit ab. Somit war die Liquidierung des Kulakentums als Klasse ein notwendiger Bestandteil der durchgängigen Kollektivierung.

Die Kollektivierung wurde unter strenger Einhaltung der Leninschen Prinzipien des kollektivwirtschaftlichen Aufbaus durchgeführt: Freiwilligkeit des Eintritts der Bauern in die Kollektivwirtschaften, Berücksichtigung der Besonderheiten der Wirtschaft und des Kulturniveaus in den verschiedenen Gebieten des Landes und Unzulässigkeit, das landwirtschaftliche Artel als Hauptform der Kollektivwirtschaftsordnung zu überspringen und unmittelbar Kommunen zu bilden.

Die durchgängige Kollektivierung und die auf ihrer Grundlage durchgeführte Liquidierung des Kulakentums als Klasse waren „eine außerordentlich tief gehende revolutionäre Umwälzung, ein Sprung aus einem alten qualitativen Zustand der Gesellschaft in einen neuen qualitativen Zustand, eine Umwälzung, die in ihren Auswirkungen der revolutionären Umwälzung vom Oktober 1917 gleichkam.“[141]

Diese Revolution liquidierte die alte, bürgerliche individuell-bäuerliche Wirtschaftsordnung auf dem Land und schuf die neue, sozialistische Kollektivwirtschaftsordnung. Die Eigenart dieser Revolution bestand darin, dass sie von oben, auf Initiative der Staatsmacht, mit direkter Unterstützung von unten, durch die Millionenmassen der gegen das Kulakenjoch und für ein freies kollektivwirtschaftliches Leben kämpfenden Bauern, vollzogen wurde.

Diese Revolution löste eine Reihe grundlegender Aufgaben des sozialistischen Aufbaus:

1. Sie liquidierte die zahlreichste Ausbeuterklasse im Land, die Klasse der Kulaken. Die Liquidierung des Kulakentums als Klasse auf der Grundlage der durchgängigen Kollektivierung war ein entscheidender Schritt zur Beseitigung der Ausbeuterklassen. Das Problem „Wer - Wen" wurde nicht nur in der Stadt, sondern auch auf dem Land zugunsten des Sozialismus gelöst. Im Innern des Landes wurden die letzten Quellen einer Restauration des Kapitalismus vernichtet.

2. Sie führte die zahlreichste werktätige Klasse im Land – die Bauernklasse – vom Weg der Einzelwirtschaft, die den Kapitalismus erzeugt, auf den Weg der gesellschaftlichen, kollektiven sozialistischen Wirtschaft und löste damit die schwierigste historische Aufgabe der proletarischen Revolution nach der Eroberung der Macht durch die Arbeiterklasse.

3. Sie gab der Sowjetmacht eine sozialistische Basis im größten und lebenswichtigsten, jedoch auch rückständigsten Zweig der Volkswirtschaft – in der Landwirtschaft. Die Landwirtschaft entwickelte sich nun auf einer Grundlage, die vom gleichen Typ ist wie die der Industrie, d.h. auf Grundlage des gesellschaftlichen Eigentums an den Produktionsmitteln. Damit wurde einer der tiefsten Widersprüche der Übergangsperiode – der Widerspruch zwischen sozialistischer Großindustrie und individueller kleinbäuerlicher Wirtschaft – gelöst und dem Gegensatz zwischen Stadt und Land der Boden entzogen.

Die alten kapitalistischen und kleinbürgerlichen Produktionsverhältnisse auf dem Land, die der Entwicklung der Produktivkräfte im Weg standen, wurden durch neue, sozialistische Produktionsverhältnisse ersetzt. Infolgedessen erhielten die Produktivkräfte in der Landwirtschaft freie Bahn zu ihrer Entwicklung.

4. Das landwirtschaftliche Artel als grundlegende Form der Kollektivwirtschaft.

Die Erfahrungen des kollektivwirtschaftlichen Aufbaus in der UdSSR zeigten, dass von allen Formen der Kollektivwirtschaften das landwirtschaftliche Artel am besten die Entwicklung der Produktivkräfte der sozialistischen Landwirtschaft sichert. Das landwirtschaftliche Artel verbindet die persönlichen Lebensinteressen der Kollektivbauern richtig mit den gesellschaftlichen Interessen der Kollektivwirtschaften. Das Artel passt erfolgreich die persönlichen den gesellschaftlichen Interessen an und erleichtert dadurch die Erziehung der ehemaligen Einzelbauern im Geist des Kollektivismus. In Übereinstimmung mit dem Statut des landwirtschaftlichen Artels werden vergesellschaftet: das landwirtschaftliche Inventar, das Arbeitsvieh, das Saatgut, die Futtermittel für das vergesellschaftete Vieh, die Wirtschaftsgebäude, die für die Wirtschaft des Artels notwendig sind, und sämtliche Betriebe zur Verarbeitung der landwirtschaftlichen Erzeugnisse. Im landwirtschaftlichen Artel sind die wichtigsten Zweige des Ackerbaus – wie z.B. die Getreidewirtschaft und die Produktion von technischen Kulturen – vollständig vergesellschaftet. Die vergesellschaftete Viehzucht wird in Farmen der Kollektivwirtschaft betrieben. In den entwickelten Artels gibt es eine vergesellschaftete Großproduktion von Kartoffeln, Gemüse, Obst, Wein usw.

Im landwirtschaftlichen Artel werden nicht vergesellschaftet und bleiben persönliches Eigentum der Kollektivbauern: Wohnhäuser, eine bestimmte Menge Nutzvieh, Geflügel, Wirtschaftsgebäude für die Haltung des in persönlichem Eigentum verbliebenen Viehs und landwirtschaftliches Kleininventar, soweit es für die persönliche Nebenwirtschaft benötigt wird. Der größte Teil des Einkommens der Kollektivbauern entspringt der gesellschaftlichen Wirtschaft der Kollektivwirtschaften, die die ausschlaggebende Rolle spielt.

Die Periode der Umgestaltung der Landwirtschaft der UdSSR fand gegen Ende des 1. Fünfjahrplans ihren Abschluss. Im Jahr 1932 umfassten die Kollektivwirtschaften über 60% aller Bauernwirtschaften und verfügten über mehr als 75% der gesamten Anbaufläche aller Bauernwirtschaften. Das im offenen Kampf geschlagene Kulakentum war jedoch noch nicht endgültig vernichtet. Auf betrügerische Weise in die Kollektivwirtschaften eingedrungene Kulaken suchten diese durch verschiedene Methoden der Schädlingsarbeit von innen heraus zu sprengen. Die Kommunistische Partei und der Sowjetstaat betrachteten als Hauptaufgabe des kollektivwirtschaftlichen Aufbaus die wirtschaftlich-organisatorische Festigung der Kollektivwirtschaften, d.h. die Verstärkung der Anleitung der Kollektivwirtschaften durch die Partei und den Staat, die Reinigung der Kollektivwirtschaften von den eingedrungenen kulakischen Elementen, den Schutz des gesellschaftlichen sozialistischen Eigentums, die Verbesserung der Organisation und die Festigung der Disziplin der kollektiven Arbeit.

Die Kollektivwirtschaftsordnung siegte in entschlossenem Kampf gegen die Ausbeuterklassen und ihre Agenten – Trotzkisten und Bucharin-Leute –, die das Kulakentum mit allen Mitteln verteidigten, gegen die Schaffung der Kollektivwirtschaften und Sowjetwirtschaften kämpften und ihre Auflösung und Liquidierung forderten. Die Kommunistische Partei zerschlug entschlossen sowohl die trotzkistische Theorie der Ausbeutung und gewaltsamen Enteignung der Bauernschaft durch hohe Preise für Industriewaren und übermäßig hohe Steuern als auch die rechtsopportunistische Bucharinsche Theorie vom „friedlichen Hineinwachsen des Kulaken in den Sozialismus“ und vom „Selbstlauf“ beim wirtschaftlichen Aufbau des Sozialismus.

5. Die Verwandlung der UdSSR aus einem Land der kleinbäuerlichen Wirtschaft in das Land der konzentriertesten und höchstmechanisierten Landwirtschaft der Welt.

Gegen Ende des 2. Fünfjahrplans war die Kollektivierung der Landwirtschaft beendet. Die Methode der Kollektivierung erwies sich als eine in höchstem Grade fortschrittliche Methode, da sie es ermöglichte, in wenigen Jahren das gesamte Land mit großen Kollektivwirtschaften zu überziehen, die imstande sind, die moderne Technik anzuwenden, alle agronomischen Errungenschaften auszunutzen und auf diese Weise dem Land mehr Waren zu liefern. Sie bahnte den Weg zur Hebung des Wohlstands der Bauernschaft.

In der UdSSR wurde die konzentrierteste Landwirtschaft der Welt in Gestalt eines allumfassenden Systems von Kollektivwirtschaften, MTS und Sowjetwirtschaften geschaffen und gefestigt, die die neue, sozialistische Produktionsweise in der Landwirtschaft verkörpern.

An Stelle der 25 Mill. Bauernwirtschaften, die es am Vorabend der durchgängigen Kollektivierung in der UdSSR gab, bestanden um die Mitte des Jahres 1938 242400 Kollektivwirtschaften (ohne Fischerei- und Gewerbegenossenschaften). Auf jede Kollektivwirtschaft entfielen im Durchschnitt 1534 ha landwirtschaftlichen Bodens, davon 485 ha Anbaufläche.

Die Kollektivwirtschaftsordnung hat ihre unbestreitbare Überlegenheit gegenüber der kapitalistischen Ordnung der Landwirtschaft und der kleinbäuerlichen Wirtschaft erwiesen. „Die große Bedeutung der Kollektivwirtschaften besteht gerade darin, dass sie die Hauptbasis für die Verwendung von Maschinen und Traktoren in der Landwirtschaft darstellen, dass sie die Hauptbasis für die Ummodelung des Bauern, für die Umgestaltung seiner Mentalität im Geiste des Sozialismus bilden!“[142] Während der ersten beiden Fünfjahrpläne vollzog sich in der Landwirtschaft der UdSSR eine wahre technische Revolution, in deren Ergebnis eine feste materielle Produktionsbasis des Sozialismus auf dem Land geschaffen wurde. Die sozialistische Landwirtschaft ist nicht nur die konzentrierteste, sondern auch die höchstmechanisierte Landwirtschaft der Welt. Während im Kapitalismus die Anwendung von Maschinen in der Landwirtschaft unausbleiblich zum Ruin der Kleinbauern führt, erleichtert die Mechanisierung der sozialistischen Landwirtschaft auf der Grundlage der kollektiven Arbeit dem Bauern die Arbeit und bewirkt eine Erhöhung seines Wohlstands.

Im Jahre 1940 gab es in der Landwirtschaft der UdSSR 530000 Traktoren, 182 000 Kombines und 228 000 Lastkraftwagen. Die Anzahl der MTS belief sich im Jahre 1930 auf 158 und im Jahre 1940 auf 7069. Das Niveau der Mechanisierung der Landwirtschaft der UdSSR erreichte im Jahre 1940 für das Pflügen mit Traktoren: 83% vom Pflügen der Brache, 71% des Herbststurzes; für die Aussaat mit Traktoren: 52-53% der Frühjahrs- und der Herbstaussaat; für die Getreideernte mit Mähdreschern 43%.

Die Kollektivwirtschaftsordnung sichert ein erhebliches Anwachsen der landwirtschaftlichen Produktion und eine hohe Warenproduktion der Landwirtschaft, was für die Versorgung des Landes mit Lebensmitteln und Rohstoffen von großer Bedeutung ist. Die Bruttoproduktion der Landwirtschaft hatte sich im Jahr 1940 gegenüber dem Stand von 1913 fast verdoppelt. Die Warenproduktion der Kollektiv- und Sowjetwirtschaften belief sich bei Getreide 1938 auf 40% der Bruttoproduktion an Getreide gegenüber 26% im Jahr 1913. Dabei betrug der Anteil der Mittelbauern und der armen Bauern an der Erzeugung von Warengetreide in der Zeit vor der Oktoberrevolution nur 14,7%. Die Kollektiv- und Sowjetwirtschaften haben gewaltige Möglichkeiten, die Produktion ständig zu steigern. Sie haben nicht unter Absatzkrisen zu leiden, da die systematische Hebung des materiellen Wohlstands des Volkes von einer immer größer werdenden Nachfrage nach landwirtschaftlichen Erzeugnissen begleitet ist.

Der Sieg der Kollektivwirtschaftsordnung sicherte der sowjetischen Bauernschaft die notwendigen Voraussetzungen für ein Leben in Wohlstand und Kultur. Die Kollektivwirtschaftsordnung machte der Differenzierung der Bauernschaft sowie Not und Armut auf dem Land ein Ende. Millionen von armen Bauern, die in die Kollektivwirtschaften eintraten, wurden wohlhabend. Dank den Kollektivwirtschaften gab es im Dorf keine Bauernwirtschaften ohne Pferde, Kühe oder Inventar mehr. Die persönlichen Einkünfte der Kollektivbauern aus der gesellschaftlichen Wirtschaft und aus der persönlichen Nebenwirtschaft erhöhten sich allein in der Zeit von 1932 bis 1937 auf das 2,7fache.

Durch den Sieg der Kollektivwirtschaftsordnung festigte sich das freundschaftliche Bündnis zwischen Arbeitern und Bauern noch mehr. Die Kollektivbauernschaft wurde zu einer festen Stütze der Sowjetmacht auf dem Land. Jetzt gründete bereits nicht nur die Arbeiterklasse, sondern auch die Bauernschaft ihre Existenz auf das gesellschaftliche sozialistische Eigentum an den Produktionsmitteln.

Wie vielfältig auch die Bedingungen, Formen und Methoden der sozialistischen Umgestaltung der Landwirtschaft in anderen Ländern sein mögen, für alle Länder, die die sozialistische Umgestaltung der Landwirtschaft durchführen, haben die durch die Erfahrungen des kollektivwirtschaftlichen Aufbaus in der UdSSR bestätigten Grundprinzipien des Leninschen Genossenschaftsplans allgemeine Gültigkeit.

6. Kurze Zusammenfassung

1. Die Kollektivierung der Landwirtschaft ist eine notwendige Bedingung für den Aufbau des Sozialismus. Das Wesen der Kollektivierung besteht in der allmählichen und freiwilligen Vereinigung der bäuerlichen Wirtschaften zu Produktionsgenossenschaften. Die Kollektivierung bedeutet den Übergang von der kleinen, individuellen, rückständigen Privatwirtschaft zum sozialistischen Großbetrieb, der mit einer modernen maschinellen Technik ausgerüstet ist. Die Kollektivierung befreit die werktätige Bauern von Ausbeutung und Not und eröffnet ihnen den Weg zu einem Leben in Wohlstand und Kultur. Die Kollektivierung entspricht den Lebensinteressen der Bauernschaft und aller Werktätigen.

2. Die wichtigsten Voraussetzungen der durchgängigen Kollektivierung sind: die sozialistische Industrialisierung des Landes, die Entwicklung der landwirtschaftlichen Genossenschaften, die Erfahrungen der ersten Kollektivwirtschaften und großen staatlichen Wirtschaften in der Landwirtschaft, die den Bauern die Vorteile der sozialistischen Großwirtschaft vor Augen führen, die Schaffung von Maschinen- und Traktorenstationen und der entschlossene Kampf gegen das Kulakentum.

3. Die durchgängige Kollektivierung und die auf ihrer Grundlage durchgeführte Liquidierung des Kulakentums als Klasse erfolgte unter Führung der Kommunistischen Partei und des Sowjetstaates und war eine äußerst tiefgreifende revolutionäre Umwälzung, war der Übergang von der bürgerlichen individuell-bäuerlichen Ordnung auf dem Land zur neuen, sozialistischen Kollektivwirtschaftsordnung. Diese Revolution liquidierte die zahlreichste Ausbeuterklasse - das Kulakentum -, leitete die zahlreichste werktätige Klasse - die Bauernschaft - vom kapitalistischen auf den sozialistischen Entwicklungsweg und schuf für den Sowjetstaat eine feste sozialistische Basis in der Landwirtschaft.

4. Durch den Sieg der Kollektivwirtschaftsordnung verwandelte sich die Sowjetunion aus einem Land der kleinbäuerlichen Wirtschaft in das Land der konzentriertesten und höchstmechanisierten Landwirtschaft der Welt. Den Produktivkräften in der Landwirtschaft wurde freie Bahn für ihre Entwicklung geschaffen. Die sowjetische Bauernschaft wurde für immer von der Ausbeutung befreit. Auf dem Land wurden Armut und Not beseitigt und die Voraussetzungen für eine ständige Erhöhung des materiellen und kulturellen Lebensniveaus der Kollektivbauernschaft geschaffen.