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Die auf Sklaverei beruhende Produktionsweise

1. Die Entstehung der Sklavenhalterordnung.
2. Die Produktionsverhältnisse der Sklavenhalterordnung. Die Lage der Sklaven.
3. Die weitere Entwicklung des Austausches. Das Handels- und Wucherkapital.
4. Die Verschärfung der Widersprüche der auf Sklaverei beruhenden Produktionsweise.
5. Der Klassenkampf der Ausgebeuteten gegen die Ausbeuter. Die Sklavenaufstände. Der Untergang der Sklavenhalterordnung.
6. Die ökonomischen Anschauungen der Epoche der Sklaverei
7. Kurze Zusammenfassung

1. Die Entstehung der Sklavenhalterordnung.

Die Sklaverei ist die erste und zugleich die gröbste Form der Ausbeutung in der Geschichte. Sie hat in der Vergangenheit bei fast allen Völkern bestanden.

In der ersten Zeit trug die Sklaverei patriarchalischen, häuslichen Charakter. Es gab verhältnismäßig wenig Sklaven. Die Sklavenarbeit war noch nicht die Grundlage der Produktion, sondern spielte in der Wirtschaft eine untergeordnete Rolle. Das Ziel der Wirtschaft blieb die Befriedigung der Bedürfnisse der großen patriarchalischen Familie, die fast keinen Austausch tätigte. Die Macht des Herrn über seine Sklaven war schon damals unbeschränkt, doch blieb der Anwendungsbereich der Sklavenarbeit begrenzt.

Dem Übergang der Gesellschaft zur Sklavenhalterordnung lag das weitere Wachstum der Produktivkräfte, die Entwicklung der gesellschaftlichen Arbeitsteilung und des Austausches zugrunde.

In der Landwirtschaft, die der Hauptzweig der Produktion blieb, verbesserten sich die Methoden des Ackerbaus und der Viehzucht. Es entstanden neue Zweige der Landwirtschaft: der Weinbau, der Flachsbau, der Anbau von Ölfrüchten usw. Die Herden der reichen Familien vergrößerten sich. Zur Pflege des Viehs bedurfte es einer immer größeren Zahl von Arbeitskräften. Die Weberei, die Metallbearbeitung, die Töpferei und andere Handwerke vervollkommneten sich allmählich. Früher war das Handwerk eine Nebenbeschäftigung des Ackerbauers und des Viehzüchters. Jetzt wurde es für viele Menschen zu einer selbständigen Beschäftigung. Die Sonderung des Handwerks vom Ackerbau war die zweite große gesellschaftliche Teilung der Arbeit.

Mit der Teilung der Produktion in zwei große Hauptzweige – den Ackerbau und das Handwerk – entsteht die Produktion unmittelbar für den Austausch, allerdings in noch unentwickelter Form. Die Steigerung der Arbeitsproduktivität führte zu einer Vergrößerung der Masse des Mehrprodukts, was bei Bestehen des Privateigentums an den Produktionsmitteln die Möglichkeit mit sich brachte, dass eine ausbeutende Minderheit der Gesellschaft die Reichtümer anhäufte und sich die werktätige Mehrheit unterwarf, die werktätigen Menschen zu Sklaven machte.

Unter den Bedingungen der Sklaverei war die Wirtschaft in ihrer Grundlage Naturalwirtschaft, bei der die Produkte der Arbeit in der gleichen Wirtschaft konsumiert wurden, in der sie produziert wurden. Doch gleichzeitig entwickelte sich der Austausch. Die Ware entstand.

Die Ware ist ein Produkt, das nicht für den unmittelbaren Verbrauch, sondern für den Austausch, für den Verkauf auf dem Markt hergestellt wird. Die Erzeugung von Produkten für den Austausch ist das charakteristische Merkmal der Warenwirtschaft. Somit bedeutete die Scheidung des Handwerks vom Ackerbau, das Aufkommen des Handwerks als selbständiges Gewerbe, die Entstehung der Warenproduktion.

Solange der Austausch zufälligen Charakter trug, wurde ein Arbeitsprodukt unmittelbar gegen ein anderes ausgetauscht. In dem Maße, wie sich der Austausch erweiterte und zu einer regelmäßigen Erscheinung wurde, sonderte sich allmählich eine Ware aus, für die man gern jede beliebige andere Ware hergab. So entstand das Geld. Das Geld ist die allgemeine Ware, mit deren Hilfe der Wert aller anderen Waren ausgedrückt wird und die den Austausch vermittelt.[17]

Die Entwicklung des Handwerks und des Austauschs führte zur Bildung der Städte. Die Städte entstanden im grauen Altertum, in der Frühzeit der auf Sklaverei beruhenden Produktionsweise. Anfangs unterschieden sich die Städte wenig vom Dorf. Doch allmählich konzentrierte sich in den Städten das Handwerk und der Handel. Der Art der Beschäftigung der Bewohner und ihrer Lebensweise nach sonderten sich die Städte immer mehr vom Dorf. Damit begann die Scheidung von Stadt und Land, und mit ihr entstand der Gegensatz zwischen ihnen.

In dem Maße, wie sich die Masse der ausgetauschten Waren vermehrte, erweiterte sich auch der territoriale Rahmen des Austausches. Die Kaufleute sonderten sich aus, die auf der Jagd nach Gewinn die Waren bei den Produzenten aufkauften, die Waren zu den mitunter weit von den Produktionsstätten entfernten Absatzmärkten beförderten und sie dort an die Konsumenten verkauften. Die Aussonderung der Klasse der Kaufleute, die sich nicht mit der Produktion, sondern nur mit dem Austausch der Produkte befassten, war die dritte große gesellschaftliche Teilung der Arbeit.

Die Erweiterung der Produktion und des Austauschs vertiefte die Vermögensungleichheit bedeutend. In den Händen der Reichen häuften sich das Geld, das Arbeitsvieh, die Produktionsinstrumente, das Saatgut an. Die Armen waren immer häufiger gezwungen, die Reichen um Darlehen anzugehen, größtenteils in Naturalform, manchmal aber auch in Geldform. Die Reichen liehen Produktionsinstrumente, Saatgut und Geld und knechteten dabei ihre Schuldner. Wenn diese ihre Schulden nicht bezahlen konnten, wurden sie zu Sklaven gemacht, wurde ihnen der Boden weggenommen. So entstand der Wucher. Er brachte den einen noch größeren Reichtum und den anderen die Schuldknechtschaft.

Auch der Boden wurde zu Privateigentum gemacht. Man begann ihn zu verkaufen und zu verpfänden. Wenn ein Schuldner dem Wucherer seine Schulden nicht bezahlen konnte, musste er seinen Grund und Boden verlassen und sich und seine Kinder in die Sklaverei verkaufen. Mitunter nahmen die reichen Grundbesitzer den bäuerlichen Dorfgemeinschaften unter irgendeinem Vorwand einen Teil der Wiesen und Weiden weg und rissen ihn an sich.

So konzentrierten sich der Grundbesitz, der Geldreichtum und die Masse der Sklaven in den Händen der reichen Sklavenbesitzer. Die kleine Bauernwirtschaft verfiel immer mehr dem Ruin, während die Sklavenhalterwirtschaft erstarkte, sich ausbreitete und sich bald auf alle Zweige der Produktion erstreckte.

„Die fortwährende Steigerung der Produktion und mit ihr der Produktivität der Arbeit erhöhte den Wert der menschlichen Arbeitskraft; die Sklaverei, auf der vorigen Stufe noch entstehend und sporadisch, wird jetzt wesentlicher Bestandteil des Gesellschaftssystems; die Sklaven hören auf, einfache Gehülfen zu sein, sie werden dutzendweise zur Arbeit getrieben auf dem Feld und in der Werkstatt.“[18] Die Sklavenarbeit wurde die Existenzgrundlage der Gesellschaft. Die Gesellschaft spaltete sich in zwei einander entgegengesetzte Hauptklassen – in Sklaven und Sklavenhalter. So bildete sich die auf Sklaverei beruhende Produktionsweise heraus.

In der Sklavenhalterordnung schied sich die Bevölkerung in Freie und Sklaven. Die Freien genossen alle Bürgerrechte, alle Besitzrechte und alle politischen Rechte (mit Ausnahme der Frauen, die sich im Grunde in der Lage von Sklaven befanden). Die Sklaven waren aller dieser Rechte beraubt und konnten auch nicht in die Schicht der Freien aufgenommen werden. Die Freien ihrerseits waren unterteilt in die Klasse der Großgrundbesitzer, die zugleich reiche Sklavenhalter waren, und in die Klasse der Kleinproduzenten (Bauern und Handwerker), deren wohlhabende Schichten ebenfalls Sklavenarbeit verwandten und Sklavenhalter waren. Die Priester, die in der Epoche der Sklaverei eine große Rolle spielten, standen ihrer sozialen Lage nach der Klasse der Großgrundbesitzer, der reichen Sklavenhalter, nahe.

Neben dem Klassengegensatz zwischen den Sklaven und den Sklavenhaltern bestand auch noch der Klassengegensatz zwischen den Großgrundbesitzern und den Bauern. Da aber mit der Entwicklung der Sklavenhalterordnung die Sklavenarbeit als billigste Arbeit den größten Teil der Produktionszweige erfasste und zur Grundlage der Produktion wurde, wurde der Gegensatz zwischen den Sklaven und den Sklavenhaltern zum Grundwiderspruch der Gesellschaft.

Die Spaltung der Gesellschaft in Klassen machte den Staat notwendig. Mit dem Anwachsen der gesellschaftlichen Arbeitsteilung und der Entwicklung des Austausches kamen die einzelnen Gentes und Stämme einander immer näher und vereinigten sich zu Verbänden. Der Charakter der Gentileinrichtungen veränderte sich. Die Organe der Gentilordnung verloren immer mehr ihren Volkscharakter. Sie wurden zu Organen der Herrschaft über das Volk, zu Organen der Ausplünderung und Unterdrückung der eigenen und der Nachbarstämme. Die Ältesten und Heerführer der Gentes und Stämme wurden zu Fürsten und Königen. Früher genossen sie Autorität als gewählte Personen der Gens oder des Geschlechtsverbandes. Jetzt begannen sie, ihre Macht zur Verteidigung der Interessen der besitzenden Oberschicht, zur Niederhaltung ihrer eigenen verarmten Gentilgenossen, zur Unterdrückung der Sklaven auszunutzen. Diesem Zweck dienten die bewaffneten Mannschaften, die Gerichte, die Straforgane. So entstand die Staatsmacht.

„Erst als die erste Form der Teilung der Gesellschaft in Klassen, als die Sklaverei aufkam, als es einer bestimmten Klasse von Menschen, die sich auf die gröbsten Formen der landwirtschaftlichen Arbeit konzentriert hatte, möglich wurde, einen gewissen Überschuss zu produzieren, als dieser Überschuss für die allerarmseligste Existenz der Sklaven nicht mehr absolut notwendig war und in die Hände des Sklavenhalters fiel, als sich auf diese Weise die Existenz dieser Klasse von Sklavenhaltern festigte und damit sie sich festigte, wurde das Entstehen des Staates zu einer Notwendigkeit.“[19] Der Staat entstand, um die ausgebeutete Mehrheit im Interesse der ausbeutenden Minderheit im Zaum zu halten.

Der Sklavenhalterstaat spielte bei der Entwicklung und Festigung der Produktionsverhältnisse der auf Sklaverei beruhenden Gesellschaft eine große Rolle. Der Sklavenhalterstaat hielt die Massen der Sklaven in Botmäßigkeit. Er entwickelte sich zu einem weitverzweigten Apparat der Herrschaft und Gewalt gegenüber den Volksmassen. Die Demokratie im alten Griechenland und im alten Rom, die in den bürgerlichen Geschichtslehrbüchern so verherrlicht wird, war dem Wesen nach eine Demokratie der Sklavenhalter.

2. Die Produktionsverhältnisse der Sklavenhalterordnung. Die Lage der Sklaven.

Die Produktionsverhältnisse der auf Sklaverei beruhenden Gesellschaft hatten ihre Grundlage darin, dass nicht nur die Produktionsmittel Eigentum der Sklavenhalter waren, sondern auch die Produzenten selbst, nämlich die Sklaven. Auf diese Weise wurde die Verbindung von Produktionsmitteln und Produzenten hergestellt. Der Sklave galt als eine Sache, sein Besitzer konnte völlig frei und uneingeschränkt über ihn verfügen. Die Sklaven wurden nicht nur ausgebeutet, sie wurden auch wie Vieh verkauft und gekauft und konnten ungestraft getötet werden.

„Der Sklave verkauft seine Arbeitskraft nicht an den Sklavenbesitzer, sowenig wie der Ochse seine Leistungen an den Bauer verkauft. Der Sklave mitsamt seiner Arbeitskraft ist ein für allemal an seinen Eigentümer verkauft.“[20]

Die Arbeit der Sklaven trug ausgesprochenen Zwangscharakter. Mittels gröbster physischer Gewaltanwendung zwang man die Sklaven zu arbeiten. Sie wurden mit der Peitsche zur Arbeit getrieben und für das kleinste Vergehen grausam bestraft. Man brandmarkte die Sklaven, um sie bei einer Flucht leichter fangen zu können. Viele von ihnen mussten ständig eiserne Halsbänder tragen, auf denen der Name des Besitzers eingeritzt war.

Der Sklavenhalter eignete sich das gesamte Produkt der Sklavenarbeit an. Er gab dem Sklaven nur die notwendige Menge von Existenzmitteln um ihm am Leben und arbeitsfähig zu halten.

Die Entwicklung der auf Sklaverei beruhenden Produktionsweise brachte eine Steigerung der Nachfrage nach Sklaven mit sich. Die menschliche Arbeit war damals wenig produktiv und lieferte nur ein geringes Mehrprodukt über die Existenzmittel hinaus, die der Mensch unbedingt benötigt. Infolgedessen konnte die auf Sklaverei beruhende Wirtschaft nur unter der Bedingung einträglich sein, dass Sklavenarbeit in Massen ausgebeutet wurde und die Sklaven billig waren. Eine wichtige Quelle zum Erwerb neuer Sklaven war der Krieg. Die Sklavenhalterstaaten des alten Orients führten ständig Kriege, um andere Völker zu unterjochen. Die Geschichte des alten Griechenlands ist voll von Kriegen zwischen den einzelnen Stadtstaaten, zwischen den Metropolen und den Kolonien, zwischen den griechischen und den orientalischen Staaten. Rom führte ununterbrochen Kriege; in seiner Blütezeit unterwarf es einen großen Teil der damals bekannten Länder. Nicht nur die Soldaten, die in Gefangenschaft geraten waren, wurden zu Sklaven gemacht, sondern auch ein bedeutender Teil der Bevölkerung der eroberten Länder.

Eine andere Quelle, die Zahl der Sklaven zu vermehren, waren die Provinzen und die Kolonien. Sie lieferten den Sklavenhaltern neben allen möglichen anderen Waren auch „lebende Ware“. Der Sklavenhandel war einer der einträglichsten und blühendsten Zweige der wirtschaftlichen Tätigkeit. Es bildeten sich besondere Zentren des Sklavenhandels heraus.

Die Konzentration einer großen Zahl von Sklaven in den Händen des Sklavenhalterstaates und einzelner Sklavenhalter ermöglichte die Anwendung der einfachen Kooperation in großem Maßstab. Davon zeugen die erhalten gebliebenen gigantischen Anlagen, die im Altertum von den Völkern Asiens, von den Ägyptern und den Etruskern errichtet wurden: Bewässerungssysteme, Straßen, Brücken, Befestigungen, Kulturdenkmäler.

Die gesellschaftliche Arbeitsteilung entwickelte sich weiter. Sie fand in der Spezialisierung der landwirtschaftlichen und der handwerklichen Produktion ihren Ausdruck, wodurch die Bedingungen für die Steigerung der Arbeitsproduktivität geschaffen wurden.

In Griechenland wurde die Sklavenarbeit in breitem Umfang in der handwerklichen Produktion angewandt. Es entstanden große Werkstätten, in denen oft einige Dutzend Sklaven arbeiteten. Sklavenarbeit wurde auch im Bauwesen und bei der Gewinnung von Eisenerz, Silber und Gold angewandt. In Rom war die Sklavenarbeit in der Landwirtschaft weit verbreitet. Der römische Adel besaß riesige Güter, in denen Hunderte und Tausende von Sklaven arbeiteten. Diese Latifundien entstanden dadurch, dass der Adel die Ländereien der Bauern sowie freie staatliche Ländereien an sich riss.

Die Sklavenhalterlatifundien vermochten, da die Sklavenarbeit billig war und da sie bis zu einem gewissen Grade die Vorteile der einfachen Kooperation ausnutzten, Getreide und andere landwirtschaftliche Produkte mit geringerem Kostenaufwand zu produzieren als die kleinen Wirtschaften der freien Bauern. Die Kleinbauernschaft wurde verdrängt, geriet in Sklaverei oder füllte die Bettlerschichten der Stadtbevölkerung, das Lumpenproletariat, auf.

Auf der Grundlage der Sklavenarbeit erreichte die Alte Welt eine bedeutende wirtschaftliche und kulturelle Entwicklung. Doch die Sklavenhalterordnung konnte nicht die Bedingungen für einen weiteren, irgendwie bedeutsamen technischen Fortschritt schaffen. Der Sklave war überhaupt nicht an den Ergebnissen seiner Arbeit interessiert. Die Sklaven hassten das Arbeitsjoch. Häufig brachten sie ihren Protest und ihre Empörung dadurch zum Ausdruck, dass sie die Arbeitswerkzeuge unbrauchbar machten. Daher gab man den Sklaven nur die gröbsten Werkzeuge, die man schwer unbrauchbar machen konnte.

Die Technik der auf Sklaverei begründeten Produktion blieb auf einem überaus niedrigen Stand. Trotz einer bestimmten Entwicklung der Naturwissenschaften und der mathematischen Wissenschaften fanden diese fast keine Anwendung in der Produktion. Einige technische Erfindungen wurden nur im Kriegswesen und im Bauwesen ausgenutzt. Während der Jahrhunderte ihrer Herrschaft gelangte die auf Sklaverei beruhende Produktionsweise nicht weiter als bis zur Anwendung von Handwerkszeugen, die von dem kleinen Ackerbauer und Handwerker übernommen worden waren, gelangte sie nicht weiter als bis zur einfachen Kooperation der Arbeit. Die Haupttriebkraft blieb die physische Kraft der Menschen und des Viehs.

Die Ausbeutung der Sklaven durch die Sklavenhalter ist das Hauptmerkmal der Produktionsverhältnisse der Sklavenhaltergesellschaft. Zugleich aber wies die auf Sklaverei beruhende Produktionsweise in den verschiedenen Ländern ihre Besonderheiten auf.

In den Sklavenhalterländern des alten Orients waren die Form des Gemeindeeigentums und die Form des staatlichen Eigentums an Grund und Boden weit verbreitet. Das Bestehen dieser Eigentumsformen hing zusammen mit einem System der Landwirtschaft, dessen Grundlage die Bewässerung war. Die Bewässerung der Landwirtschaft in den Flusstälern des Orients erforderte einen gewaltigen Aufwand an Arbeit zur Anlage von Dämmen, Kanälen und Staubecken sowie für die Trockenlegung von Sümpfen. All dies rief die Notwendigkeit hervor, den Bau und die Nutzung der Bewässerungssysteme im Maßstab großer Territorien zu zentralisieren. „Die künstliche Bewässerung ist hier erste Bedingung des Ackerbaus, und diese ist Sache entweder der Kommunen, Provinzen oder der Zentralregierung.“[21] Mit der Entwicklung der Sklaverei wurden die Gemeindeländereien in der Hand des Staates konzentriert. Oberster Eigentümer des Bodens wurde der König, der über unbeschränkte Macht verfügte.

Indem der Staat der Sklavenhalter das Eigentum am Grund und Boden in seiner Hand konzentrierte, belegte er die Bauern mit gewaltigen Steuern, zwang sie zu Dienstleistungen verschiedener Art und brachte damit die Bauern in die abhängige Lage von Sklaven. Die Bauern blieben Mitglieder der Dorfgemeinschaft. Da aber der Boden in der Hand des Sklavenhalterstaates konzentriert war, war die Dorfgemeinschaft die feste Grundlage des orientalischen Despotismus, das heißt der uneingeschränkten, selbstherrlichen Macht des Monarchen und Despoten. Eine gewaltige Rolle in den Ländern des Orients, in denen Sklaverei existierte, spielte die Priesteraristokratie. Die riesigen Wirtschaften, die zu den Tempeln gehörten, wurden mit Sklavenarbeit betrieben.

In der Sklavenhalterordnung verwandten die Sklavenhalter in allen Ländern den überwiegenden Teil der Sklavenarbeit und ihres Produkts unproduktiv: zur Befriedigung der persönlichen Launen, zur Bildung von Schätzen, zur Anlage von militärischen Befestigungen und zur Ausrüstung des Heeres, zum Bau und zum Unterhalt luxuriöser Paläste und Tempel. Von solchem nicht unmittelbar produktiven Aufwand ungeheurer Mengen von Arbeit zeugen insbesondere die noch heute erhaltenen ägyptischen Pyramiden. Nur ein unbedeutender Teil der Sklavenarbeit und ihres Produkts wurde zur Erweiterung der Produktion verwandt, die sich infolgedessen überaus langsam entwickelte.[22] Die verheerenden Kriege führten zur Vernichtung von Produktivkräften, zur Ausrottung großer Massen der friedlichen Bevölkerung und zum Untergang der Kultur ganzer Staaten.

Das ökonomische Grundgesetz der Sklavenhalterordnung lässt sich demnach so formulieren: Aneignung des Mehrprodukts durch die Sklavenhalter für ihre parasitäre Konsumtion durch räuberische Ausbeutung der Masse der Sklaven auf Grundlage des uneingeschränkten Eigentums an den Produktionsmitteln und an den Sklaven, durch Ruinierung und Versklavung der Bauern und Handwerker sowie durch Eroberung und Versklavung der Völker anderer Länder.

3. Die weitere Entwicklung des Austausches. Das Handels- und Wucherkapital.

Die auf Sklaverei beruhende Wirtschaft behielt im wesentlichen Naturalcharakter. Die Produkte wurden in der Hauptsache nicht für den Austausch, sondern für die produktive Konsumtion in der jeweiligen Wirtschaft oder für die unmittelbare Konsumtion des Sklavenhalters, seines zahlreichen Anhangs und seines Gesindes produziert. Trotzdem begann der Austausch allmählich eine bedeutsamere Rolle zu spielen, besonders in der Periode der höchsten Entwicklung der Sklavenhalterordnung. In einer Reihe von Produktionszweigen wurde ein bestimmter Teil der Arbeitsprodukte regelmäßig auf dem Markt verkauft, d.h., ein Teil der Arbeitsprodukte verwandelte sich in Ware.

Mit der Erweiterung des Austausches erhöhte sich die Bedeutung des Geldes. Bei vielen Völkern, besonders bei den Viehzucht betreibenden Völkern, diente anfangs das Vieh als Geld. Bei anderen Völkern dienten Salz, Getreide oder Felle als Geld. Allmählich wurden alle übrigen Arten von Geld durch das Metallgeld verdrängt.

Die griechischen Stadtstaaten betrieben einen ziemlich ausgedehnten Handel, darunter auch mit den griechischen Kolonien, die über das ganze Küstengebiet des Mittelmeeres und des Schwarzen Meeres verstreut waren. Die Kolonien lieferten regelmäßig die Hauptarbeitskraft, die Sklaven, einige Rohstoffarten sowie Existenzmittel: Leder, Wolle, Vieh, Getreide, Fische.

In Rom wie in Griechenland spielte neben dem Handel mit Sklaven und anderen Waren der Handel mit Luxusgegenständen eine große Rolle. Diese Gegenstände wurden aus dem Orient eingeführt, hauptsächlich auf Grund von Tribut aller Art, der den unterjochten Völkern auferlegt wurde. Der Handel war mit Plünderung, Seeräuberei und Versklavung der Kolonien verbunden.

Unter den Verhältnissen der Sklavenhalterordnung war das Geld nicht mehr nur Mittel des Kaufs und Verkaufs von Waren. Es begann auch als Mittel der Aneignung fremder Arbeit durch Handel und Wucher zu dienen. Das Geld, das zur Aneignung von Mehrarbeit und ihres Produkts verausgabt wird, wird zu Kapital, d.h. zu einem Mittel der Ausbeutung. Das Handels- und Wucherkapital waren die historisch ersten Formen des Kapitals. Das Handelskapital ist Kapital, das in der Sphäre des Warenaustausches fungiert. Die Kaufleute eigneten sich beim Kauf und Weiterverkauf von Waren einen bedeutenden Teil des von den Sklaven, Kleinbauern und Handwerkern geschaffenen Mehrprodukts an. Das Wucherkapital ist Kapital, das als Geld, Produktionsmittel oder Gebrauchsgegenstände verliehen wird, um sich die Mehrarbeit der Bauern und Handwerker durch Erhebung hoher Zinsen anzueignen. Die Wucherer liehen auch dem Sklavenhalteradel Geld und hatten damit an der Aufteilung des vom Adel erlangten Mehrprodukts Anteil.

Marx legte dar, dass das Handels- und Wucherkapital der kapitalistischen Produktionsweise vorausgehen. Entstanden im Schoße der Sklavenhalterordnung, ändern sie die auf der Sklaverei beruhenden Produktionsverhältnisse nicht, sondern im Gegenteil, indem sie die Kleinproduzenten zugrunde richten, tragen sie zu deren Verwandlung in Sklaven bei. Zugleich begünstigen jene Formen des Kapitals, die nicht an der Produktion teilnehmen, die Konzentration großer Geldmittel in den Händen der Kaufleute und Wucherer. Dabei wird ein beträchtlicher Teil für die parasitäre Konsumtion der letzteren verwandt. Die kapitalistischen Verhältnisse, wie in den weiteren Ausführungen gezeigt wird, entstehen und werden nur zu den herrschenden in der Produktion, sobald die Klasse der Lohnarbeiter und die Klasse der industriellen Kapitalisten in Erscheinung treten. Aus diesem Grunde sind die bürgerlichen Gelehrten im Unrecht, welche die auf Sklaverei beruhenden Verhältnisse im alten Rom und im alten Griechenland als kapitalistische Verhältnisse hinstellen.

4. Die Verschärfung der Widersprüche der auf Sklaverei beruhenden Produktionsweise.

Die Sklaverei war eine notwendige Etappe auf dem Entwicklungsweg der Menschheit. „Erst die Sklaverei machte die Teilung der Arbeit zwischen Ackerbau und Industrie auf größrem Maßstab möglich, und damit die Blüte der alten Welt, das Griechentum. Ohne Sklaverei kein griechischer Staat, keine griechische Kunst und Wissenschaft; ohne Sklaverei kein Römerreich. Ohne die Grundlage des Griechentums und des Römerreichs aber auch kein modernes Europa.“[23]

Erkauft mit dem Leben vieler Generationen von Sklaven, erwuchs eine Kultur, die den Grundstein für die weitere Entwicklung der Menschheit bildete. Viele Wissenszweige – die Mathematik, die Astronomie, die Mechanik, die Baukunst – erreichten in der alten Welt eine bedeutende Entwicklung. Die Kunstgegenstände, die uns vom Altertum überkommen sind, die Werke der schönen Literatur, der Bildhauerei und Baukunst sind für immer in die Schatzkammer der menschlichen Kultur eingegangen.

Doch die Sklavenhalterordnung barg unüberwindliche Widersprüche in sich, die zu ihrem Untergang führten. Die im Vergleich zur Urgesellschaft breiteren Entwicklungsmöglichkeiten, die sich den Produktivkräften durch die Produktionsverhältnisse der Sklavenhaltergesellschaft eröffneten, hingen hauptsächlich damit zusammen, dass die Vorteile der einfachen Kooperation der Arbeit von Sklavenmassen in breitem Maße ausgenutzt wurden. Diese Möglichkeiten erschöpften sich mehr und mehr. Gleichzeitig war die Sklavenhalterordnung außerstande, den Weg einer irgendwie bedeutenden Entwicklung der Technik zu beschreiten, da die Sklaven an den Ergebnissen ihrer Arbeit nicht interessiert waren. Die auf Sklaverei beruhende Form der Ausbeutung richtete die Hauptproduktivkraft dieser Gesellschaft, die Sklaven, zugrunde. Dies untergrub die Grundpfeiler der Sklavenhalterwirtschaft.

Der Kampf der Sklaven gegen die grausamen Formen der Ausbeutung nahm immer häufiger die Form von bewaffneten Aufständen an. Die Voraussetzung für das Bestehen der Sklavenhalterwirtschaft war der ununterbrochene Zustrom von Sklaven, war ihre Billigkeit. Sklaven lieferte hauptsächlich der Krieg. Die Grundlage für die militärische Stärke der Sklavenhaltergesellschaft war die Masse der freien Kleinproduzenten, der Bauern und Handwerker. Sie dienten in den Truppenteilen und trugen auf ihren Schultern die Hauptlast der für die Kriegführung notwendigen Steuern. Doch durch die Konkurrenz der auf der billigen Sklavenarbeit beruhenden Großproduktion und unter der unerträglichen Steuerlast wurden die Bauern und Handwerker dem Ruin preisgegeben. Der unversöhnliche Widerspruch zwischen den großen Latifundien und den Bauernwirtschaften vertiefte sich immer mehr.

Die Verdrängung der freien Bauernschaft untergrub nicht nur die ökonomische, sondern auch die militärische und politische Macht der Sklavenhalterstaaten, darunter auch Roms. An die Stelle der Siege traten Niederlagen. Die Eroberungskriege wichen Verteidigungskriegen. Die Quelle des ununterbrochenen Zustroms billiger Sklaven versiegte. Immer stärker traten die negativen Seiten der Sklavenarbeit zutage. In den letzten zwei Jahrhunderten des Bestehens des Römischen Reiches trat ein allgemeiner Niedergang der Produktion ein. Der Handel wurde zerrüttet, ehedem reiche Länder verarmten, die Bevölkerung verringerte sich, die Handwerke gingen zugrunde, Städte verfielen.

Die auf Sklavenarbeit beruhende Großproduktion wurde wirtschaftlich unvorteilhaft. Die auf Sklaverei beruhenden Produktionsverhältnisse wurden zu Fesseln für die gewachsenen Produktivkräfte der Gesellschaft. Die Arbeit der Sklaven, die an den Ergebnissen der Produktion überhaupt nicht interessiert waren, hatte sich überlebt. Es ergab sich die historische Notwendigkeit der Ablösung der auf Sklaverei beruhenden Produktionsverhältnisse durch andere Produktionsverhältnisse, die die Stellung der Hauptproduktivkraft, der werktätigen Massen, in der Gesellschaft veränderten. Das Gesetz der unbedingten Übereinstimmung der Produktionsverhältnisse mit dem Charakter der Produktivkräfte erforderte die Ablösung der Sklaven durch Arbeitende, die in bestimmtem Grade an den Ergebnissen ihrer Arbeit interessiert waren.

Die Sklavenhalter begannen große Gruppen von Sklaven, deren Arbeit keinen Gewinn mehr abwarf, freizulassen. Die großen Güter wurden in kleine Parzellen aufgeteilt. Diese Landstücke wurden zu bestimmten Bedingungen entweder früheren, nun freigelassenen Sklaven übergeben oder früher freien Bürgern, die jetzt Frondienste für den Grundbesitzer leisten mussten. Die neuen Ackerbauern waren an die Landstücke gebunden und konnten mit ihnen verkauft werden. Aber sie waren keine Sklaven mehr. Das war eine neue Schicht von Kleinproduzenten, die eine Zwischenstellung zwischen den Freien und den Sklaven einnahmen und die in bestimmtem Maße an der Arbeit interessiert waren. Sie hießen Kolonen und waren die Vorläufer der Leibeigenen des Mittelalters. So entstanden im Schoße der Sklavenhaltergesellschaft die Elemente einer neuen, der feudalen Produktionsweise.

5. Der Klassenkampf der Ausgebeuteten gegen die Ausbeuter. Die Sklavenaufstände. Der Untergang der Sklavenhalterordnung.

Die Geschichte der Sklavenhaltergesellschaften in den Ländern des alten Orients, in Griechenland und Rom zeigt, dass sich mit der Entwicklung der Sklavenhalterwirtschaft der Klassenkampf der versklavten Massen gegen ihre Unterdrücker verschärfte. Die Aufstände der Sklaven verflochten sich mit dem Kampf der ausgebeuteten Kleinbauern gegen die Oberschicht der Sklavenhalter, gegen die Großgrundbesitzer.

Der Gegensatz zwischen Kleinproduzenten und adligen Großgrundbesitzern rief eine demokratische Bewegung unter den Freien hervor, die die Beseitigung der Schuldknechtschaft, die Neuaufteilung des Bodens, die Liquidierung der Privilegien der grundherrlichen Aristokratie und die Übergabe der Macht an den Demos (das heißt an das Volk) zum Ziel hatte.

Von den zahlreichen Sklavenaufständen im Römischen Reich war der Aufstand unter der Führung von Spartakus (74-71 v.u.Z.) besonders bedeutsam. Mit seinem Namen ist die ruhmreichste Seite in den Annalen des Kampfes der Sklaven gegen die Sklavenhalter verbunden. Viele Jahrhunderte lang flammten immer wieder Aufstände der Sklaven auf. Den Sklaven schlossen sich die verarmten Bauern an. Besondere Heftigkeit nahmen diese Aufstände im 2. und 1. Jahrhundert v.u.Z. an. Die Sklavenhalter unterdrückten die Aufstände mit den bestialischsten Mitteln.

Die Aufstände der ausgebeuteten Massen, vor allem der Sklaven, untergruben die frühere Macht Roms in ihren Grundfesten. Schläge von innen waren immer häufiger begleitet von Schlägen von außen. Die in Sklaverei geratenen Bewohner der Nachbarländer erhoben sich auf den Feldern Italiens, während ihre Stammesbrüder, die in Freiheit geblieben waren, die Grenzen des Reiches bestürmten, in seine Gebiete einfielen und die römische Herrschaft immer mehr erschütterten. Diese Umstände beschleunigten den Untergang der Sklavenhalterordnung in Rom. Im Römischen Reich hatte die auf Sklaverei gegründete Produktionsweise ihre höchste Entwicklung erreicht. Der Untergang des Römischen Reiches war zugleich der Untergang der Sklavenhalterordnung überhaupt. An die Stelle der Sklavenhalterordnung trat die Feudalordnung.

6. Die ökonomischen Anschauungen der Epoche der Sklaverei

Die ökonomischen Anschauungen der Periode der Sklaverei spiegeln sich in vielen Literaturdenkmälern wider, die uns von Dichtern, Philosophen, Geschichtsschreibern und Staatsmännern überkommen sind. Den Anschauungen dieser Menschen nach galt der Sklave nicht als Mensch, sondern als eine Sache in der Hand seines Herrn. Die Sklavenarbeit wurde verachtet. Da aber die Arbeit vornehmlich Sache der Sklaven war, ergab sich hieraus die Verachtung der Arbeit überhaupt als einer Tätigkeit, die eines freien Menschen unwürdig ist.

Eine Vorstellung von den ökonomischen Anschauungen Babyloniens in der Epoche der Sklaverei vermittelt die Gesetzessammlung des babylonischen Königs Hammurabi (18. Jahrhundert v.u.Z.). Die Gesetzessammlung schützt das Eigentum und die persönlichen Rechte der Reichen und Adligen, der Sklavenhalter und Grundbesitzer. Gemäß dieser Gesetzessammlung wurde derjenige, der einen flüchtigen Sklaven verbarg, mit dem Tode bestraft. Ein Bauer, der dem Gläubiger seine Schulden oder dem Grundbesitzer die Pacht nicht bezahlen konnte, musste sein Weib, den Sohn oder die Tochter in die Schuldsklaverei geben. Die altindische Sammlung der ''Gesetze des Manu' enthält gesellschaftliche, religiöse und moralische Vorschriften, die die Sklaverei heiligten. Diesen Gesetzen gemäß besaß der Sklave keinerlei Eigentum. Selbst ein von seinem Herrn freigelassener Sklave wurde nicht von der Sklavenarbeit befreit, für die er angeblich von Gott oder von der Natur vorbestimmt war.

Selbst die bedeutendsten Köpfe des Altertums konnten sich eine Gesellschaft ohne Sklaverei nicht vorstellen. So verfasste zum Beispiel der hervorragende griechische Philosoph Platon (5.-4. Jahrhundert v.u.Z.) das erste Buch in der Geschichte der Menschheit, das eine Utopie von einer idealen Gesellschaftsordnung enthielt. Doch auch in seinem Idealstaat behielt er die Sklaven bei. Die Arbeit der Sklaven, der Ackerbauern und Handwerker sollte die Existenzmittel für die höhere Klasse der Herrscher und Krieger liefern.

In den Augen des größten Denkers des Altertums, Aristoteles (4. Jahrhundert v.u.Z.), war die Sklaverei ebenfalls eine ewige und unumgängliche Notwendigkeit für die Gesellschaft. Aristoteles übte gewaltigen Einfluss aus auf die Entwicklung der geistigen Kultur in der Antike und im Mittelalter. Aristoteles, der in seinen wissenschaftlichen Hypothesen und Voraussagen das Niveau der damaligen Gesellschaft weit überragte, blieb aber in der Frage der Sklaverei in den Vorstellungen seiner Epoche befangen. Seine Auffassungen von der Sklaverei liefen auf folgendes hinaus: für den Steuermann ist das Steuer ein unbeseeltes Werkzeug und der Sklave ein beseeltes Werkzeug. Wenn die Werkzeuge auf Geheiß von selbst arbeiteten, wenn zum Beispiel die Weberschiffe von selbst webten, dann bedürfte es nicht der Sklaven. Doch da es in der Wirtschaft viele Beschäftigungen gibt, die einfache, grobe Arbeit erfordern, hat es die Natur weise eingerichtet, dass sie Sklaven schuf. Nach der Ansicht von Aristoteles hat die Natur selbst die einen zu Sklaven bestimmt und die anderen zu Herren über die Sklaven. Die Sklavenarbeit bietet dem Freien Muße zu seiner Vervollkommnung. Hieraus zog er den Schluss, dass die ganze Kunst des Herrn darin besteht, es zu verstehen, sich seiner Sklaven zu bedienen.

Aristoteles gab der Wirtschaftswissenschaft die Bezeichnung „oikonomia“ (von „oikos“ – Haus, Hauswirtschaft, und „nomos“ – Gesetz). Zu Aristoteles’ Zeiten waren der Austausch, der Handel und der Wucher schon ziemlich hoch entwickelt, doch hatte die Wirtschaft im wesentlichen ihren Naturalcharakter noch bewahrt, diente noch vornehmlich dem eigenen Verbrauch. Aristoteles hielt die Erlangung der Güter ausschließlich durch Ackerbau und Handwerk für natürlich; er war ein Anhänger der Naturalwirtschaft. Doch er begriff auch die Natur des Austausches. Er fand den Austausch zwecks Konsumtion ganz natürlich, weil gewöhnlich die Menschen von einigen Gegenständen mehr, von anderen weniger haben, als zur Befriedigung ihrer Bedürfnisse notwendig ist. Er begriff auch die Notwendigkeit des Geldes für den Austausch.

Gleichzeitig hielt Aristoteles den Handel zwecks Gewinn und den Wucher für eine tadelnswerte Beschäftigung. Diese Beschäftigungen, führte er aus, kennen zum Unterschied vom Ackerbau und vom Handwerk keinerlei Grenzen in der Erlangung von Reichtum.

Die alten Griechen hatten schon eine gewisse Vorstellung von der Arbeitsteilung und von der Rolle, die sie im Leben der Gesellschaft spielt. So sah Plato die Arbeitsteilung als das Grundprinzip der Staatsordnung in seiner idealen Republik vor.

Die ökonomischen Vorstellungen der Römer spiegelten ebenfalls die Verhältnisse der herrschenden, auf Sklaverei beruhenden Produktionsweise wider. Die römischen Schriftsteller und Persönlichkeiten des öffentlichen Lebens, die die Ideologie der Sklavenhalter zum Ausdruck brachten, sahen die Sklaven für einfache Produktionsinstrumente an. Eben von dem römischen Schriftsteller und Verfasser einer Enzyklopädie, Varro (1. Jahrhundert v.u.Z.), der neben verschiedenen anderen Büchern eine Art Anleitung für Sklavenhalter zur Führung der Landwirtschaft verfasste, stammt die bekannte Einteilung der Werkzeuge in: 1. stumme (die Wagen), 2. solche, die unartikulierte Laute von sich geben (das Vieh) und 3. stimmbegabte (die Sklaven). Mit dieser Definition brachte er die damals unter den Sklavenhaltern allgemein verbreiteten Auffassungen zum Ausdruck.

Die Kunst, die Sklaven zu regieren, beschäftigte die Köpfe in Rom wie in Griechenland. Der Geschichtsschreiber der römischen Epoche, Plutarch (1.-2. Jahrhundert u.Z.), erzählt von dem „vorbildlichen“ Sklavenhalter Cato, dass er seine Sklaven minderjährig kaufte, „das heißt in einem Alter, in dem sie wie die jungen Hunde und Fohlen leicht erzogen und abgerichtet werden können“. Weiter heißt es, dass Cato „ständig Methoden erfand, die Sklaven in Zwist und Zerwürfnis zu halten, denn er hielt Einigkeit unter ihnen für gefährlich und fürchtete sie“.

Im alten Rom, besonders in der späteren Periode, gab es genügend bedrohliche Anzeichen des Zerfalls und der Zersetzung der auf der Zwangsarbeit der Sklaven beruhenden Wirtschaft. Der römische Schriftsteller Columella (1. Jahrhundert u.Z.) beklagte sich: „Die Sklaven fügen den Getreidefeldern den größten Schaden zu, sie verleihen die Ochsen, weiden sie und das übrige Vieh schlecht, sie pflügen den Boden nachlässig.“ Ähnlich äußerte sich sein Zeitgenosse, der Schriftsteller Plinius der Ältere, der behauptete, dass „die Latifundien Italien und seine Provinzen zugrunde gerichtet“ hätten.

Wie die Griechen, so hielten auch die Römer die Naturalwirtschaft, bei der der Landwirt nur seine Überschüsse austauscht, für das Natürliche. In der Literatur jener Zeit wurden hin und wieder die hohen Handelsgewinne und Wucherzinsen verurteilt. In Wirklichkeit aber rafften die Kaufleute und Wucherer ungeheure Vermögen zusammen.

In der letzten Periode des Bestehens Roms wurden bereits Stimmen laut, die die Sklaverei verurteilten und die natürliche Gleichheit der Menschen verkündeten. Unter der herrschenden Klasse der Sklavenhalter fanden diese Auffassungen selbstverständlich keine Sympathie. Was die Sklaven betrifft, so waren sie durch ihre Stellung als Unfreie so niedergedrückt, so geduckt und unwissend, dass sie nicht vermochten, eine eigene, im Vergleich zu den überlebten Ideen der Sklavenhalterklasse fortschrittlichere Ideologie auszuarbeiten. Darin liegt einer der Gründe für die Spontaneität, für die Unorganisiertheit der Sklavenaufstände.

Einer der tiefen Widersprüche, die der Sklavenhalterordnung innewohnten, bestand im Kampf zwischen dem großen und dem kleinen Grundbesitz. Die dem Ruin preisgegebene Bauernschaft trat mit einem Programm zur Einschränkung des großen, auf Sklavenarbeit beruhenden Grundbesitzes und zur Neuaufteilung des Bodens hervor. Darin lag das Wesen der Agrarreform, für die die Brüder Gracchus kämpften (2. Jahrhundert v.u.Z.).

Die Anschauungen der herrschenden Klassen fanden ihren Ausdruck auch in der Religion. In Indien z.B. fand der Buddhismus seit dem 6. Jahrhundert v.u.Z. weite Verbreitung. Der Buddhismus verkündete die Aussöhnung mit der Wirklichkeit, das Prinzip, sich der Gewalt nicht zu widersetzen, die Demut gegenüber den herrschenden Klassen, er war somit eine Religion, die dem Sklavenhalteradel vorteilhaft war und von ihm zur Festigung seiner Herrschaft ausgenutzt wurde. Auf dem Boden der Klassenwidersprüche des untergehenden römischen Imperiums entstand das Christentum. Das Christentum jener Epoche brachte den Protest der Sklaven und der anderen unteren Klassen sowie der deklassierten Elemente gegen die Sklaverei und Unterdrückung zum Ausdruck. Anderseits spiegelten sich im Christentum die Stimmungen breiter Schichten der herrschenden Klassen wider, die die ganze Ausweglosigkeit ihrer Lage spürten.

7. Kurze Zusammenfassung

1. Die auf Sklaverei beruhende Produktionsweise entstand infolge des Wachstums der Produktivkräfte der Gesellschaft, des Aufkommens des Mehrprodukts, des Entstehens des Privateigentums an den Produktionsmitteln, einschließlich des Grund und Bodens, und der Aneignung des Mehrprodukts durch die Eigentümer der Produktionsmittel. Die Sklaverei ist die erste und gröbste Form der Ausbeutung des Menschen durch den Menschen. Der Sklave war volles und uneingeschränktes Eigentum seines Herrn. Der Sklavenhalter verfügte nach seinem Belieben nicht nur über die Arbeit des Sklaven, sondern auch über sein Leben.

2. Bei der Entstehung der Sklavenhalterordnung bildete sich erstmals der Staat heraus. Er entstand durch die Spaltung der Gesellschaft in unversöhnlich feindliche Klassen als Maschine zur Niederhaltung der ausgebeuteten Mehrheit der Gesellschaft durch die ausbeutende Minderheit.

3. Die auf Sklaverei beruhende Wirtschaft trug im wesentlichen den Charakter der Naturalwirtschaft. Die Alte Welt zerfiel in viele einzelne Wirtschaftseinheiten, die ihre Bedürfnisse durch eigene Produktion befriedigten. Gehandelt wurde hauptsächlich mit Sklaven und Luxusgegenständen. Die Entwicklung des Austausches brachte das Metallgeld hervor.

4. Die wesentlichen Züge des ökonomisches Grundgesetzes der auf Sklaverei beruhenden Produktionsweise sind: Aneignung des Mehrprodukts durch die Sklavenhalter für ihre parasitäre Konsumtion durch räuberische Ausbeutung der Masse der Sklaven auf der Grundlage des uneingeschränkten Eigentums an den Produktionsmitteln und an den Sklaven, durch Ruinierung und Versklavung der Bauern und Handwerker sowie durch Eroberung und Versklavung der Völker anderer Länder.

5. Auf der Grundlage der Sklaverei entstand eine verhältnismäßig hohe Kultur (Kunst, Philosophie, Wissenschaften), die in der griechisch-römischen Welt ihre höchste Blüte erlangte. Ihre Früchte genoss die zahlenmäßig kleine Oberschicht der Sklavenhaltergesellschaft. Das gesellschaftliche Bewusstsein der Alten Welt entsprach der Produktionsweise, die auf der Sklaverei beruhte. Die herrschenden Klassen und ihre Ideologen betrachteten den Sklaven nicht als Menschen. Physische Arbeit war eine Angelegenheit der Sklaven und galt als eine schimpfliche, eines freien Menschen unwürdige Tätigkeit.

6. Die auf Sklaverei beruhende Produktionsweise führte zu einem Anwachsen der Produktivkräfte der Gesellschaft gegenüber der Urgemeinschaft. Doch in der weiteren Entwicklung überlebte sich die Arbeit der Sklaven, die an den Ergebnissen ihrer Arbeit überhaupt nicht interessiert waren. Die Verbreitung der Sklavenarbeit und die rechtlose Lage der Sklaven hatten die Zerstörung der Hauptproduktivkraft der Gesellschaft, der Arbeitskraft, und die Ruinierung der freien Kleinproduzenten, der Bauern und Handwerker, zur Folge. Dadurch wurde der Untergang der Sklavenhalterordnung unvermeidlich. Die Sklavenaufstände erschütterten die Sklavenhalterordnung und beschleunigten ihren Untergang.

7. Die auf Sklaverei beruhende Produktionsweise wurde von der feudalen Produktionsweise abgelöst, an die Stelle der auf Sklaverei beruhenden Form der Ausbeutung trat die feudale Form der Ausbeutung, die der weiteren Entwicklung der Produktivkräfte der Gesellschaft in gewissem Umfang Raum gab.